manche Dinge altern gut, weil sie für ewig jung bleiben. Dazu gehören bestimmte Filme genauso wie Gegenstände unseres tägli chen Gebrauchs, nicht zuletzt Autos. Ich ärgere mich beispielsweise noch heute darüber, vor 25 Jahren meinen Mercedes W115 weggegeben zu haben. Den Wagen, auch als Strich-Achter bekannt, hatte ich von meinem Großvater bekommen, als er seinen Führerschein abgab. Der Mercedes war seegrün, wog zwei Tonnen und holte satte 55 PS aus seinem Zwei-Liter-Dieselmotor. Autobahnparkplätze wählte man am besten danach aus, dass ihre Einfädelspur nicht bergauf wies.
Doch der Strich-Achter hatte auch seine bekannten Schwächen und rostete schneller, als man ihn schweißen konnte. Also landete er letztendlich in Nordafrika, wo er vermutlich noch heute die Straßen unsicher macht. Als junger Familienvater und Dokumentarfilmer lagen meine Prioritäten seinerzeit eben nicht bei der Restauration und Pflege eines zukünftigen Klassikers.
Dabei hätte ich mich in bester Gesellschaft befunden, denn etliche international renommierte DoPs pflegen eine Leidenschaft für Retro-Fahrzeuge. Als Erstes fällt einem hier Phedon Papamichael mit seinem BMW E9 ein, über den er hier im Heft schon gesprochen hat. Aber auch Roger Deakins mit einem Jaguar E-Type, Robert Richardson mit einem Porsche 365 und Darius Khondji mit einem Citroën DS stehen da nicht zurück.
Die Faszination für klassische Fahrzeuge gründet sich oft in einem ausgeprägten Gespür für visuelle Ästhetik und einer Begeisterung für technische Präzision, die man bei den genannten DoPs unbesehen voraussetzen darf. Ebenso oft ist die Betrachtung der Vergangenheit für viele mit dem schwierig begründbaren Gefühl verbunden, dass früher alles besser war.
Im Umkehrschluss hieße das: Heute ist alles schlechter. Dazu passt die Branchenmeldung, dass Paramount im Zuge von Sparmaßnahmen seine TVStudios schließt. „Dies ist eine herausfordernde Zeit für die gesamte Branche und leider ist auch unser Studio nicht immun dagegen“, heißt es in einem ParamountMemo. Hoffen wir, dass sich dieser Trend bald wendet – vielleicht gibt es auf der IBC schon entsprechende Signale. Wir alle könnten etwas Optimismus vertragen.
Ihr
Uwe Agnes
Chefredakteur
Ausgabe 10.2023
FOKUS
Editorial
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Technologie
Menschen
Branche
BRANCHE
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Liebe Film- und Medienschaffende,
