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Neue Sendeabwicklung beim MDR

Besser senden als sichtbar (2)

Nach einer Umstrukturierung ist der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR)  abwechselnd mit dem ZDF für das „ARD-Mittagsmagazin“ verantwortlich. Im Mai 2024 wurde dafür das neue Studio 1 in Betrieb genommen. Bereits Ende April 2024 wurden die Fernsehsendeabwicklungen des Norddeutschen Rundfunks und von Radio Bremen zum MDR nach Leipzig verlegt. Für die Ausgabe 7–8.2024 haben wir uns die neue Infrastruktur zeigen lassen.

Gemeinsame Sendeabwicklung von NDR, MDR und RB
In der gemeinsamen Sendeabwicklung von NDR, MDR und RB sind ein Supervisor und drei Operatoren tätig – hier der Supervisor-Arbeitsplatz. (Foto: Creative Art Production)

Gemeinsame Sendeabwicklung

Seit 2019 verfolgt die ARD das Projekt, die Sendeabwicklungen für das Fernsehen der neun Landesrundfunkanstalten in Gruppen zusammenzulegen. Dies ist Teil einer grundlegenden Strukturreform der ARD. Ziel der Maßnahmen sind Kostensenkungen. Die Sendeabwicklung (SAW) Nordost startete für das MDR-Fernsehen am 28. März 2023 in Leipzig. Vier Wochen später wurden die Sendeabwicklungen von Norddeutschem Rundfunk und Radio Bremen zum MDR nach Leipzig verlegt, erläutert Stefan Schilk, Abteilungsleiter der Abteilung Material- und Sendezentrum in der Hauptabteilung Medienproduktion vom MDR.

„Zum Einsatz kommt ein 2-Zonen-Konzept, wobei alle Komponenten redundant aufgebaut sind und seamless zwischen den Zonen umgeschaltet werden kann. Dieses Szenario wird im Service beziehungsweise Havariefall genutzt. Die Signalumschaltung der beiden Zonen wird über Grass Valley Umschalter vom Typ IQHC0103-2B3 realisiert“, so der Abteilungsleiter. „Als Kreuzschiene setzen wir ­ MirconN-UHD Frames der Firma Riedel ein. Diese werden über hi! von Broadcast Solution gesteuert. Der Kern der Sendeabwicklung bildet die Automation der Firma PixelPower, die zu Rohde & Schwarz gehört. Das System setzt sich aus dem eigentlichen Automationsserver ,Gallium‘ sowie den daran angebunden Playout-Servern, den sogenannten ,StreamMastern‘ zusammen.“

Pro Zone sind acht StreamMaster verfügbar: vier für den NDR mit den Regionalprogrammen Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, einer für Radio Bremen und drei für den MDR mit den Regionalprogrammen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Sendeabwicklung wird von vier Arbeitsplätzen aus betrieben. Pro Sender gibt es einen Operatorplatz und zusätzlich einen Arbeitsplatz für den Supervisor. Von allen Arbeitsplätzen aus kann auf die unterschiedlichen Signale zugegriffen werden. „Die StreamMaster arbeiten wie eine Channel-in-Box-Lösung: Sämtliche Grafik-Insertierungen wie Schriften und Senderlogo, Audioroutings und die eigentlichen Wiedergaben erfolgen intern im StreamMaster“, erklärt Stefan Schilk. Live-Achsen des NDR werden über HYBNET-Leitungen bereitgestellt. Als HYBNET (hybrides Breitbandnetz) wird das ARD-interne Glasfaser-Leitungsnetz bezeichnet, das die unterschiedlichen Standorte miteinander verbindet. Vorproduziertes Material beziehungsweise Archivmaterial wird über den Medien-File-Transfer von Hamburg nach Leipzig übermittelt. Neben dem Videocontent erfolgt die Übermittlung der Sendepläne aus den in den Funkhäusern befindlichen Sendeplanungssystemen.

Tonarbeitsplatz in der Studio-1-Regie
Tonarbeitsplatz in der Studio-1-Regie (Foto: Creative Art Production)

Zukunftsweisend

„Diese Reform sieht eine Arbeitsteilung und das Zusammenführen von Kompetenzen vor, um Kosten zu senken. Um Synergieeffekte zu erzielen, bündeln wir mit unserer neuen gemeinsamen Sendeabwicklung am Standort Leipzig den technischen Part der Aussendung. Dabei werden die einzelnen Programmelemente für die linearen Fernsehprogramme von NDR, Radio Bremen und MDR für alle Verbreitungswege jeweils effizient zusammengestellt“, erläutert MDR-Betriebsdirektor Dr. Ulrich Liebenow.

Zusätzlich zu den Strukturmaßnahmen haben die ARD-Intendanten die Einrichtung einer „ARD Tech-Unit“ beschlossen. „Mit der zentralen „Tech-Unit“ wird die ARD im Produktionsbereich strategiefähiger, effizienter und schneller. Mit der Einrichtung dieser Einheit greift die ARD eine Anregung des Zukunftsrats auf und geht konsequent den Weg weiter zu mehr Kooperation und Arbeitsteilung“, erläuterte der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke. Konkrete Pläne hinsichtlich einer zukünftig auszustrahlenden Bild- und Tonqualität gibt es seitens der „ARD Tech-Unit“ offenbar noch nicht, doch besteht hier Handlungsbedarf. Die aktuelle Bildqualität, die von der Sendeabwicklung Nordost beim MDR in Leipzig ausgegeben wird, ist 1080i/25 für DVB-S und 1080p für DVB-T2. Wenn es der Content des Programms hergibt, wird Stereoton oder 5.1 Surround-Sound zusammen mit dem Bildsignal ausgegeben. Trotzdem wird dieses höher aufgelöste Bildsignal im ARD Play-Out-Center in das mehr als 14 Jahre alte und heute technisch überholte „HD-ready“ (720p) Bildsignal herunterkonvertiert und gesendet.

Das neue Studio 1 des Mitteldeutschen Rundfunks, das bisher nur für das „ARD-Mittagsmagazin“ genutzt wird, könnte technisch ebenbürtig beispielsweise mit dem Nachrichtenstudio bei RTL in Köln mithalten. Einzige Voraussetzung dafür wäre, dass in Leipzig die bereits 4K-fähigen Sony HDC-3500 Kameras mit UHD-Objektiven bestückt werden. Auch für die Planer des neuen Nachrichtenstudios bei „tagesschau“ und „tagesthemen“, die als „ARD aktuell“ beim NDR in Hamburg ansässig sind, empfiehlt sich ein Besuch beim MDR im neuen Studio 1, nicht zuletzt, weil auch die Sendeabwicklung des NDR in Leipzig eine neue Heimat gefunden hat. [15462]

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