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Innovation aus der Heimat

Panther: Nicht nur einfach Schienen

Wer hierzulande Panther nicht kennt, hat am Set geschlafen. Die Unternehmensgeschichte der Firma begann mit einem Kameramann, der zuerst Equipment verlieh, und dann eigenes entwickelte. Bis heute ist der Trend nach oben ungebrochen. Andy Fitz, Sohn des Gründers Erich Fitz und heute geschäftsführender Gesellschafter bei Panther, berichtet im Interview, für unsere Ausgabe 10/2017 von Vergangenem und Zukünftigem.

Key Grip Kai Finingain beim Dreh von “Ostwind 3”. Hier werden Precision Mono Tracks knapp über Wasser verlegt. (Bild: Foto: Kai Finingain / Produktion Ostwind 3)

Am Anfang stand der Gedanke, dass es zum Nivellieren und Verlegen von Kameraschienen auch einfachere und sicherere Möglichkeiten geben muss als Keile, Paganinis und Apple Boxen zu verwenden. Aus dieser Idee entstanden bei Panther die Precision Leveling Tracks als Dollyschiene, die über ein integriertes Nivelliersystem verfügt, nämlich einfach zu montierende Teleskopstützen.

SELBSTSTABILISIERENDE TELESKOPFÜSSE

Die Stützen gibt es in verschiedenen Längen. Sie alle eint, dass ein Teleskopfuß, der auf Knopfdruck aus dem Gehäuse fällt, Kontakt mit dem Untergrund herstellt, und dann sofort mit bis zu 850 Kilogramm belastbar ist. Ein Bremsbackensystem liegt am Innenrohr an und wird durch das Gewicht des Aufbaus an dieses gedrückt. Ein Schienenelement ist so mit bis zu zwei Tonnen belastbar. Es stabilisiert sich durch Belastung.

Der Aufbau der Precision Leveling Tracks ist bestechend einfach: Man beginnt auf dem unebenem Gelände an dem Punkt, an dem man die kürzesten (oder gar keine) Stützen braucht. Dann montiert man die passenden Teleskopstützen an das andere Ende der Schiene, wofür übrigens kein Werkzeug benötigt wird. Nun fügt man das folgende Schienenelement an, und baut an dessen entferntem Ende wieder Teleskopstützen unter, und so weiter. Hat man so den Verlauf der Schiene festgelegt, diese also in einer vorläufigen Form verlegt und mit einer Wasserwaage austariert, setzt man die restlichen Stützen ein.

Es gibt bei Panther auch Diagonalverstrebungen im Sortiment, um die Konstruktion noch ein Stückchen sicherer zu machen. Nunkann man mit dem Dreh beginnen. Für Untergründe mit Herausforderungen gibt es ebenfalls Lösungen bei Panther: Unterlegplatten mit Mulde und Gumminoppen helfen beim Bau auf Kies, schrägen glatten Flächen oder an Abhängen. Der Witz am System ist, dass man sich gerade durch die Teleskopfüße eine Menge an wackeligen Unterbauten ersparen kann.

PRECISION MONO / MAIER TRACKS

Peter Jackson dreht gerade “Mortal Engines” mit den neu entwickelten Precision Mono Tracks auf diesen Teleskopstützen, und bei Lars von Triers “The House that Jack built” mit Key Grip Maike Maier kamen die Precision Levelling Tracks auch unter Wasser zum Einsatz. Michael Karl von Panther erklärt: “Das ist überhaupt kein Problem. Süßwasser macht dem System gar nichts, bei Salzwasser sollte man später nachspülen. Auch unsere Precision Mono Tracks kann man dank entsprechender Schwellen mit den Teleskopstützen unterbauen und ebenfalls unter Wasser benutzen” (siehe Foto links). Die Precision Mono beziehungsweise Maier Tracks werden in verschiedenen Längen von 50 bis 550 Zentimetern angeboten, die vier verschiedenen Panther Teleskopstützen ermöglichen Schienenhöhen von 0 bis 65 Zentimetern. Die dazugehö- rigen Schienen gibt es in 62 oder 100 Zentimetern Spurweite und in den Längen von 90, 160 oder 230 Zentimetern.

Die Precision Mono Tracks wurden von Panther in enger Zusammenarbeit mit Maier Bros. entwickelt. Sie heißen dort im Verleih Precision Maier Tracks, oder auch kurz M-Trax, sind aber im Verleih mittlerweile fast überall zu haben. “Vor etwa 15 Jahren importierten wir die ersten Mono Tracks eines südafrikanischen Herstellers nach Deutschland”, berichtet Niels Maier, Inhaber des Filmgeräteverleihs Maier Bros. GmbH. Das System kam mit auf festem Boden stabil liegenden Einzelschienen aus und konnte ohne Schwellen verlegt werden.

Schienen im unwegsamsten Gelände verbauen ist dank der Teleskopstützen kein Problem mehr. Früher hätte es noch weit mehr Apple Boxen gebraucht.
Schienen im unwegsamsten Gelände verbauen ist dank der Teleskopstützen kein Problem mehr. Früher hätte es noch weit mehr Apple Boxen gebraucht. (Bild: Foto: Mark Zechner)

Gerade in Studios konnte man einfach ein Stück Teppich zur Dämpfung unterlegen, den Dolly ein paar Mal zur Ausrichtung drüberfahren und loslegen. Das Produkt war großartig, erkannte Bernd Mayer, Bühnenmann bei den Maier Bros. Leider ist Südafrika weit weg, die sechs Meter langen Schienen konnten nur per Seefracht importiert werden und mussten zudem noch umgebaut werden, bevor sie mit europäischen Dollys funktionierten. So kamen Bernd Mayer und Niels Maier auf die Idee, Panther auf der Cinec 2014 anzusprechen, ob man nicht gemeinsam Mono Tracks entwickeln wolle. Nach mehreren Treffen in München und diversen Gesprächen mit Michael Karl und Andy Fitz von Panther war man sich handelseinig: die Precision Mono Tracks werden entwickelt.

Niels Maier lobt die Zusammenarbeit mit Michael Karl, der eine Menge Ideen in das Projekt brachte, zum Beispiel, die Schienen zu den übrigen Panther-Systemen kompatibel zu machen. Nicht nur ist dadurch ein Anschluss an Kurven möglich, auch können bestehende Systeme einfach verlängert werden, ohne dass gleich alles neu eingekauft oder zugemietet werden muss. Die Entwicklung war ein intensiver, konstruktiver Prozess. Damit am Schluss etwas leicht und elegant aussieht, müssen viele anderen Wege zumindest ein Stück weit gegangen und als falsch erkannt werden. Hier entschieden Maier Bros. und Panther sich für einen “russischen Approach”, wie Niels Maier es ironisch formuliert: “es sollte sehr einfach sein.”

Die Strangpressprofile aus Aluminium sind leicht und dennoch sehr robust und stabil. Dies wurde erreicht, indem auf das Profil aus Aluminium eine Lauffläche aus Edelstahl geschnappt wird. Dieses kann ausgetauscht werden, so dass man bei Beschä- digungen nicht gleich das ganze Element austauschen muss. Verbunden werden die Schienen mit einem integrierten Exzenter-Hakensystem, und Schwellen gibt es in verschiedenen Ausführungen und Breiten für verschiedene Dollys und Kräne. Und die Teleskopstützen der Precision Levelling Tracks können auch hier unterbaut werden.

Precision Mono Tracks gab es offenbar schon im Wilden Westen. Die große Länge von 5,50 Metern macht den Aufbau noch schneller und einfacher. Hier der Dreh zu „Bullyparade: Der Film“.
Precision Mono Tracks gab es offenbar schon im Wilden Westen. Die große Länge von 5,50 Metern macht den Aufbau noch schneller und einfacher. Hier der Dreh zu “Bullyparade: Der Film”. (Bild: Foto: Jürgen Zarda)

KONZENTRATION AUFS KERNGESCHÄFT

Das letzte große Kapitel bei Panther war der Umzug von Oberhaching nach Aying. Das immerhin 5.000 Seelen große Dorf südlich von München, Namensgeber der „Kulturlandschaft Aying“, ist auch heute noch sehr dörflich geprägt, hat eine eigene Brauerei und lebt bayerische Traditionen. Hier, nur einen Steinwurf vom S-Bahnhof entfernt, hat Panther neu gebaut. „Das neue Gebäude ist passgenau für uns entworfen und gerüstet für die Zukunft“ schwärmt Andy Fitz. Eine mutige Entscheidung, quasi alles Erreichte zu veräußern und an einem neuen Ort neu anzufangen.

Die Firma war gewachsen wie ein Baum, erfolgreich, aber auch mit vielen Verästelungen. Angefangen hat alles mit einem Verleih, damals “FGV Schmidle und Fitz”. Die erste eigene Entwicklung war ein leichter Dolly, ein flaches Brett mit Rädern. Anfang der 1980er meldete sich Jost Vacano, er hätte für die Dreharbeiten zu “Die unendliche Geschichte” gern einen Dolly, bei dem man auf der Hubsäule mitfahren kann.

Die bisherigen Dollys erlaubten das nicht. Zu dieser Zeit war Elemack stark verbreitet, Fisher und Chapman mit ihrem Scherensystem gab es vereinzelt auch. Mit dem Ziel, die hydraulische Hubsäule des Elemack zu verbessern, wurde der erste elektromechanischen Dolly entwickelt – und “Dolly” genannt. Das konnte nicht angehen, und schon bald wurde “Dolly” nach seinen Eigenschaften umbenannt: geschmeidig, kraftvoll und flink wie eine Raubkatze, und dazu schwarz, “die wichtigste Farbe beim Film, weil sie nicht reflektiert”, da war es bis zum Panther nicht mehr weit.

Schienen unter Wasser beim Dreh zu „The House that Jack built“ von Lars von Trier.
Schienen unter Wasser beim Dreh zu „The House that Jack built“ von Lars von Trier. (Bild: Foto: Maike Maier)

“Großer Vorteil” fügt Andy Fitz an, “Panther ist international verständlich, und wir hatten uns schon damals international ausgerichtet.” Erst zwei Jahre später, 1986, wurde schließlich auch die Firma Panther genannt. “Die unendliche Geschichte” ist der erste kommerziell erfolgreiche Einsatz dieses Dollys und läutete auch die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ein. Der Panther wurde zu einer Weltsensation. Bald wollten auch die Kameraassistenten mitfahren auf der Hubsäule, so kam der Super Panther. Es folgten weitere Evolutionsstufen. Der Super Panther 3 schließlich war digital, mit elektromagnetisch verträglicher Elektronik ausgestattet und erhielt 1990 einen Technik-Oscar.

“Ich war noch zu jung, ich war da leider nicht dabei”, erinnert sich Andy Fitz, “aber als Kind habe ich auch die ersten Skizzen gezeichnet für das Panther-Logo. Doch von denen haben wir uns jetzt beim Umzug getrennt.” Zum Grundprodukt Dolly kamen jährlich Zusatzprodukte, zum Beispiel ein Leicht-Arm, ein Jib-Arm, ein Slider. “Wir haben eigentlich den ersten Slider erfunden, das war der U-Bangi damals”, erinnert sich Andy Fitz. “Ursprünglich hieß der einfach nur ‚Komfort-Ausleger drehbar’, auf englisch dann ‚comfort outrigger turnable’ oder so ähnlich. Auf einer New Yorker Messe fand das ein Amerikaner zu kompliziert und meinte, das Teil sieht aus wie ein Ubangi, ein ritueller Gegenstand aus Afrika.”

STANDBEINE DOLLY UND KRAN

Neben dem Standbein Dolly nahm mit dem Kran Pegasus 1991 die zweite Erfolgsgeschichte ihren Anfang. Der erste Kran, der zwischen kurz und lang umgebaut werden konnte, sorgte für Furore in der Branche. “Heute haben wir mit dem Foxy den meistverkauften Kompaktkran der Welt im Programm”, freut sich Andy Fitz.

Nach dem Dreh einfach das Wasser ablaufen lassen und fertig ist die Laube. Hier Key Grip Maike Maier.
Nach dem Dreh einfach das Wasser ablaufen lassen und fertig ist die Laube. Hier Key Grip Maike Maier. (Bild: Foto: Maike Maier)

Mit dem Umzug nach Oberhaching 1990 hatte Panther seine Kapazitäten im Bereich Maschinenbau erweitert, die Auftragsbücher wurden zusätzlich mit Aufträgen für Fremdfirmen wie Siemens oder Giesecke & Devrient gefüllt. Dieser Bereich wuchs über 30 Jahre zum eigenständigen Betrieb mit fast 200 Mitarbeitern heran, die Hightech Gerätebau GmbH (HTG). Sie wurde ebenso abgestoßen wie das Verleihgeschäft. “Nun konzentrieren wir uns wieder auf unsere Kernkompetenz, den Filmgerätebau”, sagt Andy Fitz beim Rundgang durch den Neubau und blickt über das Bahngleis auf die Felder und Äcker rund um Aying. “Die Lage ist ideal, die S-Bahn ist direkt vor der Tür, die Autobahn nur drei Kilometer von hier. Letzthin kam einer mit seinem Transporter aus Italien und holte seinen Dolly gleich ab.”

Dass Panther den Neubau gleich größer angelegt hat als benötigt, zeigt jedoch, wohin die Reise geht. Weiteres Wachstum nicht ausgeschlossen.

Jetzt hier die ersten vier Teile von Innovation aus der Heimat in unserem Shop herunterladen.

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