In unserer Ausgabe 1-2/2018 setzten wir uns den Schwerpunkt Fahraufnahmen. Ein Thema, dass Filmschaffende oft vor knifflige Aufgaben stellt. Wir geben in diesem eDossier einen Überblick über einige Möglichkeiten und Anbieter in diesem Gebiet.
Kamerafahrzeuge: Movie-Cars aus München
“Optionen gibt’s ne Menge!”
“Man nennt sie Kamerafahrzeuge oder Cameracars, oder Aufnahmewagen im Sinne des TÜVs”, erklärt Thomas Roim auf meine Frage, wie all die Gefährte hier denn heißen, “doch die kann man auf verschiedene Weise aufteilen. Alle sind sie jedenfalls Spezialfahrzeuge für Filmarbeiten.”
Grundsätzlich unterscheiden sich diese in zwei Gruppen, erklärt mein Gastgeber, nämlich in Fahrzeuge, bei denen Kamera und zu filmendes Fahrzeug miteinander verbunden sind und sich gemeinsam bewegen, und Fahrzeuge, die vom gewünschten Motiv getrennt sind, also vorneweg, nebenher oder hintendrein fahren.
DIE KAMERA AM FAHRZEUG
Bei Aufnahmen mit Rigs direkt am Motivfahrzeug ist zu unterscheiden zwischen den Shots, in denen die Schauspieler das Fahrzeug tatsächlich steuern, und den übrigen. Die Erfahrung zeigt, dass es in komplexen Spielszenen für Schauspieler oft schwierig ist, auch noch das Auto hochkonzentriert im Griff zu haben. “Wir können die Kamera auf die Haube saugen und dann die Schauspieler fahren lassen”, erklärt Thomas Roim, “da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Das Hood-Rig, also das Motorhauben-Rig, und das Seitenhänge-Rig. Das ist die klassische Einstellung auf den Fahrer oder Beifahrer. Oder man dreht Detailaufnahmen, zum Beispiel das Emblem des Herstellers, oder wie ein Reifen sich durch Schnee wühlt.”
Remoteköpfe im Rigsystem sind immer mehr im Kommen. “Das liegt daran, dass die Kameras früher zu groß waren, erst recht die analogen. Heute geht das. Das Auto ist dann fix im Bild, der Rest ist flexibel.”
Wenn Thomas Roim vom “Auto” spricht, das im Bild ist, dann meint er natürlich auch Szenen, in denen Schauspieler im Auto sitzen. Nicht jeder Dreh ist ein Werbedreh mit Hochglanzkarossen, die, edlen Schimmeln gleich, frei und elegant durch weite Landschaften ziehen. Bei Remoteheads am Auto ist übrigens zu beachten, dass diese nicht stabilisiert sein dürfen. Denn sonst ist nachher der Horizont ganz ruhig im Bild, das eigentliche Motiv im Vordergrund aber schwingt hin und her, weil all die kleinen Ausgleichsbewegungen des Gimbals hier zu Tage treten.