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Indie-Projekt über das tibetische Exil auf der RED Epic Dragon

“PAWO” – mit der RED Epic Dragon in Ladakh

DoP Amin Oussar drehte für Regisseur Marvin Litwak dessen Herzensprojekt „PAWO“ in Indien und Tibet auf der RED Epic Dragon. Hier nun der zweite Teil des Berichts aus unserem Heft 6/2018.

Eher nicht auffallen: Nicht oft baute das Team größere Geräte auf, wie hier. (Bild: Tashi Lodoe)

Die Dreharbeiten fanden an unzähligen Motiven in Ladakh sowie Delhi und Dharamsala statt. Hier funktionieren bestimmte Dinge nicht so, wie man sie von einem Dreh in Deutschland kennt. Wenn Produktionsleiter Dustin Steinkühler 8 Uhr als Ankunft am Set für einen LKW oder einen Nebendarsteller schrieb, konnte es passieren, dass diese erst gegen 11 Uhr auftauchten. Auch übergeordnete Drehgenehmigungen zu erhalten, hatten Litwak und Oussar gar nicht erst versucht. “Bei einem politischen Thema fürchteten wir, dass wir selbst in Indien gar keine Chance haben”, erinnert sich Litwak. Vor Ort war es allerdings wichtig, sich bei den regionalen Ansprechpartnern anzumelden und sich gut mit ihnen zu stellen. Das konnten religiöse Herrscher, Dorfvorsteher oder auch mal ein König sein.

“TIBET” VERSUS DELHI

Line-Producer Tenzin Khepakh konnte hier mit seinen Kontakten vieles möglich machen. So hatte das Team die Möglichkeit, ein echtes Trauergebet von sechs Mönchen zu filmen, die extra für die Dreharbeiten vorbei kamen. Hier zeigte sich jedoch, wie anders die Kommunikation dort läuft. Litwak erinnert sich: “Die Mönche kamen extra aus dem Kloster und haben das Totengebet gesprochen. Naiv, wie ich war, sagte ich nach dem ersten Take: ‘Danke, Aus!’ und wollte auf die nächste Einstellung umbauen – aber sie beteten weiter!” Denn das Gebet durften die Mönche nicht abbrechen. DoP Amin Oussar fährt fort: “Und nachdem die so nach sechs, sieben Minuten fertig waren, sind sie auch wieder gegangen. Marvin rief noch: ‘Draufhalten!’, damit wir das noch haben. Das war ein sehr dokumentarischer Moment!”

Das kleine Setup war auch für
enge Räume gut geeignet.
(Bild: Tashi Lodoe)

Die Atmosphäre der unterschiedlichen Orte wollte das Team entsprechend einfangen. “Das erzählerische Konzept war, den Ort Tibet dem Exil-Ort Delhi gegenüberzustellen”, sagt der DoP. „Wir haben ‘Tibet’ in großen, weiten, gewaltigen Bildern eingefangen, sind nie über 35 mm Brennweite hinaus gegangen. In Delhi haben wir viel teliger gedreht, um dieses begrenzte Gefühl der engen Gassen in der Verdichtung noch zu verstärken.”

Gegen den Smog von Delhi hielt Oussar mit UV-Filtern, mit Polfiltern holte er den Himmel ins Bild. Zudem achtete das Team darauf, in der Farbpalette immer wieder die Farben der tibetischen Flagge auftauchen zu lassen. Um diese Farben gut herüberzubringen, hatte Oussar sich vor Ort an den Motiven jeweils eine LUT gebastelt, die er mit ins Grading nahm. Dort wurden diese aber noch mal von Grund auf neu gebaut. “Ich weiß heute, dass eine LUT für jedes Motiv gar nicht gut ist. Dank RAW war es aber im Grading kein Problem.”

Der Kameramann arbeitete dabei nicht dauernd von der Schulter, wie es oft bei dokumentarischen Stoffen gemacht wird. Häufig war er statisch auf dem Stativ, auf einem Slider oder direkt aus der Hand. Das hatte auch damit zu tun, dass Oussar eine universelle Bildsprache finden und nicht einer tibetischen Story einen europäischen Look überstülpen wollte.

Ungewöhnlich war, dass Komponist Sebastian Heinrich mit nach Delhi flog. Vor Ort nahm er zahlreiche Instrumente, Musiker und Stimmen auf, komponierte mit dem ortsansässigen Duo JJI Exile Brothers die ersten Stücke und führte seine Komposition nach der Rückkehr in Deutschland fort. So entstand ein Soundtrack, der den Geist der Region, sowohl Indien als auch Tibet, aufleben lässt, aber dennoch dramaturgisch die Erzählung unterstützt.

Tonmeister Markus Limberger angelte und mischte den O-Ton vor Ort. (Bild: Tashi Lodoe)

Die Dreharbeiten fanden an 32 Tagen im Zeitraum zwischen dem 29. September und dem 5. November 2014 statt. Der letzte Drehtag hatte eine besondere Geschichte, denn das Motiv war im Sauerland. Beim Scouting in Ladakh war das Bergmotiv verschneit gewesen. Im Drehzeitraum leider in den drei Bergtagen nicht. Also mussten diese Bilder beim Gegenbesuch des tibetischen Teams stattfinden. Auch das Plakatmotiv entstand hier.

Editor Fabian Winkelmann hatte bereits zu Beginn der Dreharbeiten mit dem Kreativschnitt begonnen. Eines der drei Back-Ups wurde stets direkt zu ihm geschickt. Die anderen beiden hatten Dustin Steinkühler und Marvin Litwak immer dabei.

ENDFERTIGUNG IN 4K

Anderthalb Jahre nach dem Ende der Dreharbeiten, im Frühjahr 2016, fand das erste Testscreening in Hagen statt. Mit den Erkenntnissen daraus korrigierten die Macher letzte Details und stiegen mit der DCP ins Flugzeug nach Kalifornien, wo der Film im April 2016 auf dem Palm Beach Independent Festival seine Weltpremiere feierte. Busch Entertainment und Camino Filmverleih brachten “PAWO” am 19. April ins Kino. Die Endfertigung komplett in 4K und die Motive machen den Film für einen Anbieter wie Netflix oder Amazon Video interessant. Hier ist die Planung noch nicht fortgeschritten. Auf jeden Fall jedoch soll es eine 4K-UHD-Blu-ray geben. Die wichtigste Rückmeldung hat Marvin Litwak mit dem Film schon erreicht. “PAWO” lief auf dem Tibet Filmfestival in Zürich und Dharamsala. Dort in Indien sahen den Film viele Unterstützer und Exil-Tibeter. “Die haben den Film als ihren Film angenommen. Das Feedback war, es sei ein tibetischer Film für Tibeter.”

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IM NETZ
Die Webseite von „PAWO“
Die Homepage von Das Department

Den ersten Teil des Berichts können Sie hier finden.

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