Der Südtiroler DoP Martin Rattini verriet in unserem Heft 10/2018, warum er die Panasonic VariCam LT für den Kurzfilm „Peng“ auswählte – und wieso er begeistert war.
Martin Rattini ist sich sicher: Besonders kleinere Spielfilmproduktionen und Dokumentarfilmer, die ins Kino wollen, finden in der LT eine ausgezeichnete Kamera. Als Mitgesellschafter von Helios Sustainable Films in Bozen kennt er dieses Segment sehr gut. Zusätzlich steht er bei eigenen Produktionen, aber auch für andere Produzenten, hinter der Kamera, hauptsächlich im Dokumentarfilmbereich. Mit dem Kurzfilm „Peng“ möchte das Team um Produzentin Verena Ranzi von Takt Film ein ambitioniertes Spielfilmprojekt ins Kino bringen, das aus Südtirol heraus entstanden ist.
VERLEIH IN SÜDTIROL
„Es gibt noch zu wenig Spielfilme, die aus Südtirol kom- men und es werden zu wenig eigene Stoffe, Ideen und Produktionen gefördert“, betont Rattini. „Für unseren Kurzfilm gab es eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Technikverleih REC Südtirol in Bozen“, erzählt der DoP. „Bis vor etwa zehn Jahren musste man nach Mailand oder München fahren, um einen Technikverleih zu finden.“ Der Bozner Sitz des römischen Kameraverleihers REC wird seit den frühen Jahren der Südtiroler Filmförderung von Georg Zeller geleitet, inzwischen haben sich auch weitere Anbieter in der Region angesiedelt. Von Palmer Film kam unter anderem der GFM Quad-Dolly. REC Südtirol hatte Anfang des Jahres die Panasonic VariCam LT recht frisch im Programm und unterstützte das Kurzfilmprojekt mit Begeisterung. Rattinis Neugierde auf die neue Kamera wurde durch diesen technischen Support abgesichert: „Wenn Kameras neu auf den Markt kommen, braucht es immer einige Zeit, bis sie hoffähig werden.“ Für die Wahl der Kamera bei „Peng“ waren für den DoP zwei Dinge entscheidend. Sie sollte mit Low-Light-Situationen umgehen können und gut auf der Schulter liegen, denn der Kurzfilm geht nach einer ruhigeren Anfangssequenz in einen actionreichen Teil über, der von der Schulter gedreht wurde. Zusätzlich war Rattini wichtig, auf 4K zu drehen.
ENTSCHEIDUNG FÜR VARICAM LT
Das lag vor allem an einer Erfahrung, die der DoP bei „Das System Milch“ (Regie: Andreas Pichler) gemacht hatten. Den Dokumentarfilm realisierte Rattini gemeinsam mit Jakob Stark hauptsächlich auf einer Sony F55. Einige Einstellungen in China konnte Rattini allerdings nur verdeckt mit einer Sony Alpha 7 drehen, die über kein internes 4K verfügt. „Im Kino bin ich dann richtig erschrocken, wie stark der Unterschied gerade auch in der Auflösung auffällt“, sagt Rattini. Bei den Aufnahmen von der F55 und der ARRI AMIRA gab es im Vergleich keine solchen Unterschiede, obwohl die AMIRA auch nur 3.7K aufnimmt. Da Rattini mit „Peng“ auf die große Leinwand möchte, hatte er sich für den Dreh eine 4K-Auflösung vorgenommen.
Im Gespräch waren für „Peng“ noch eine Alexa Mini und eine Sony F5. Mit beiden hatte Rattini auch schon häufiger gearbeitet, aber als Rattini die LT auf die Schulter setzte, war die Entscheidung klar. „Die LT ist zwar relativ schwer, aber sie liegt fantastisch auf der Schulter. Das habe ich noch mit keiner anderen Kamera so erlebt“, schwärmt Rattini. „Die LT schmiegt sich an die Schulter. Beim Dreh selbst habe ich sie fast nicht mehr gespürt.“
LOW LIGHT
Regisseur Martin Thaler, der auch die Hauptrolle übernahm, beschreibt „Peng“ als „Kurzfilmkomödie, um über rassistische Vorurteile zu lachen und über ihre Auswirkungen zu weinen.“ Ein Psychotherapeut versucht vergeblich, seiner Schildkröte den Gnadenschuss zu geben und bittet schließlich einen vermeintlichen Flüchtling um Hilfe. Der Hauptteil des Kurzfilms spielt nachts Innen. Darüber hinaus gab es in der Hauptlocation, einer kleinen Villa, weder ausreichend Strom noch genügend Raum, um einen aufwändigen Lichtaufbau zu ermöglichen. „Mein dokumentarischer Ansatz schwingt bei meiner Kameraführung stets mit“, sagt Rattini. Oberbeleuchter Luca Vescovi und der DoP hielten den Lichtaufbau also sehr gering. Hauptsächlich wurden nur die vorhandenen Lichtquellen verstärkt. Neben den Practicals kamen vor allem Dedos zum Einsatz. Zusätzlich hatte sich Vescovi ein Set aus „Chinesischen Lampen“ zusammen- gestellt, jenen Ballons aus Drahtgestellen, wie man sie in jedem Baumarkt findet, und mit unterschiedlichen Leucht-mitteln und einem Galgensystem an der Decke befestigt. Bei diesem Setting kam die Lichtempfindlichkeit der LT dem Team sehr entgegen. [6471]
Wie DoP Martin Rattini die Dual-Native-ISO der Varicam nutzte, können Sie morgen lesen.