Was sie bei ihrem Dreh mit der DJI Mavic Pro und der Canon EOS C200 in der Zentralafrikanischen Republik erlebten, berichteten Uwe Agnes und Bernd Siering in unserem Heft 11.2018.
Canon EOS C200
Unser Material stammt natürlich nicht nur von der Drohne. Wie bei der vorherigen Mission haben wir für unsere Aufnahmen am Boden wieder die Canon EOS C200 dabei. Nach den Erfahrungen der ersten Drehreise haben wir sie um ein Schulterrig erweitert. Der rechte Handgriff bleibt abmontiert. Auch das Canon-Objektiv Canon CN-E18-80 mm T4.4 kennen wir schon von unserer ersten Reise. Obwohl nun Regenzeit herrscht und es deshalb nicht entfernt so staubig ist wie seinerzeit, sind wir froh, dass wir mit diesem Objektiv bestens zurecht kommen und keine Optiken tauschen müssen.
Neu dabei ist der Sucher, der von einer C700 stammt. Die Bildkontrolle war nämlich mit dem Monitor der C200 in der Sonne Afrikas nur begrenzt möglich. Der Sucher jedoch ist gestochen scharf und besonders die integrierte Fokussierhilfe ist uns im täglichen Einsatz eine große Hilfe. Mit dem Sucher bekommen wir die bewegte Kamera beim Dreh eines Spiels in der Fußballschule gut hin. Eine der Mannschaften läuft in gespendeten Werder-Bremen-Trikots auf – ein schöner Kontrast zum roten Staub des Fußballplatzes.
Kilometer Fünf
Kein Zweifel: Die Zentralafrikanische Republik ist ein gefährliches Land. Seit den Unruhen 2013 und 2014 sind bei den beteiligten Rebellengruppen alle Befehlsstrukturen erodiert. Draußen auf dem Land macht jeder Warlord mehr oder weniger, was er will. Das macht es so gut wie unmöglich, einen halbwegs stabilen Frieden auszuhandeln. Zumindest zeitweise halbwegs sicher zu nennen ist lediglich die Hauptstadt Bangui, denn hier sind die UN-Friedenstruppen stationiert. Aber auch hier gibt es natürlich Orte, die weit weniger harmlos sind als andere.
Der riskanteste Punkt ist der sogenannte Kilometer Fünf, ein staubiger Kreisverkehr im Süden der „Fußballschule für den Frieden“, deren Arbeit wir filmisch begleiten. Hier herrscht das dichteste Treiben, hier grenzen die Gebiete der verfeindeten Bevölkerungsgruppen direkt aneinander – das eine Lager links, das andere rechts der Straße. Wenn es irgendwo in der Stadt Ärger gibt, dann hier. Leider verhält es sich so, dass man an diesem Kreisverkehr fast ständig vorbeikommt, wenn man sich in Bangui von A nach B bewegt. Deshalb müssen sich unsere Aktivitäten aus Sicherheitsgründen auf die Zeit vor Sonnenuntergang beschränken. An Filmaufnahmen am Boden ist hier jedoch auf gar keinen Fall zu denken. Wir beschließen deshalb, uns dem Platz filmisch anders zu nähern und dafür unser neues Werkzeug einzusetzen.
Wir starten die Mavic Pro in einem Kilometer Entfernung auf dem Gelände der Fußballschule. Unsere Begleiter lächeln mitleidig. Ihre Vorhersagen sind düster. Mit Sicherheit wird unsere Drohne am „Kilometer Fünf“ abgeschossen. Tatsächlich aber ist sie ab 20 Metern Flughöhe selbst bei Stille kaum mehr zu hören – im Straßenlärm der Großstadt schon gar nicht. Zu sehen ist sie auch nicht. Dazu kommt: Wer schaut schon freiwillig und ohne Grund nach oben in die gleißende Äquatorsonne? Unbeschadet kehrt die Drohne zurück – mit den Bildern, die wir brauchen.
Lieber nicht locken?
Als wir an einem Nachmittag nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt ein Projekt der Welthungerhilfe drehen, wollen wir die Fahrt dorthin für Luftaufnahmen von unserem fahrenden Jeep auf einer schmalen, fast zugewachsenen Straße inmitten der Landschaft nutzen. Dabei soll uns die ActiveTrack-Funktion der DJI Mavic Pro helfen. Damit kann man nämlich ein Objekt markieren, dem dann die Drohne automatisch folgt. Wahlweise könnte sie auch im Kreis um dieses Objekt herumfliegen oder seitlich neben ihm bleiben.
Im offenen Gelände soweit kein Problem – allerdings tauchen nach der nächsten Kurve vereinzelt ein paar Bäume am Straßenrand auf. Wenden und zurückfahren können wir auf der knapp einspurigen Erdstraße auch nicht, um vielleicht wieder zum baumlosen Straßenabschnitt zurückzukehren. Zwar hat die Mavic auch eine automatische Hinderniserkennung, aber welche der beiden Automatiken im Zweifel die Priorität hat, wollen wir dann fern der Heimat doch lieber nicht ausprobieren. Deshalb verfolgen wir den Jeep per Handsteuerung und überfliegen die Gewächse am Straßenrand. Schöner Nebeneffekt: Wir können unsere Drohne gleichzeitig für die Fernaufklärung nutzen und festlegen, welcher Straßenabschnitt uns am geeignetsten für einige Aufnahmen am Boden erscheint.
Knapp vorbei
Trotzdem hätten wir die Mavic Pro fast verloren. Denn für Drohnen gilt annähernd dasselbe wie für die Handkamera: Je näher man am Geschehen ist, beziehungsweise vorbeifliegt, desto eindrucksvoller werden die Bilder. Deshalb verschieben sich mit fortschreitender Drehdauer die Grenzen dessen, was wir uns und der Drohne zutrauen, immer weiter.
Tiefe Sonne, stimmungsvolles Gegenlicht. Wir wollen mit der Drohne dem Verkehrsfluss auf der Straße folgen, und zwar möglichst niedrig. Die Stromleitungen, die quer über die Straße gespannt sind, haben wir berücksichtigt. Sehen können wir sie bei der gewählten Fluggeschwindigkeit so gut wie nicht. Dreimal geht das gut, knapp überfliegen wir drei Leitungen. Leider hängt die vierte Leitung viel höher als alle anderen. Die Mavic Pro wird von ihrer Steiggeschwindigkeit und der Reaktionsschnelle des Piloten gerettet. Eins steht fest: Bei einem Absturz hätten wir nicht nach ihr suchen müssen. Auf „Black Hawk Down“ hätten wir selbst in der Sparvariante keine Lust gehabt. [6811]