Im Interview: Udo Hafner, Christos Pateludis und Christian Sandl von AVP Video-Transfer
Pioniere der Filmabtastung
von Redaktion,
Die Firma AVP Video-Transfer aus München widmet sich besonders dem Transfer der kleinen Filmformate. Damit befasst man sich anderswo erst gar nicht. Gerdt Rohrbach erfuhr für unsere Ausgabe 11/2018, was der Anspruch des Unternehmens ist.
Wann wurde Ihre Firma gegründet? Udo Hafner: Die Firma AVP gibt es seit 1985. Mit dem Einzug von VHS in den 70er Jahren wurde sie bereits als eine Abteilung der Münchener AGFA-Werke von Dieter Sandl aufgebaut. Nach der „stückweisen“ Aufgabe vieler Geschäftsfelder der AGFA wurde diese Abteilung von ihm in eigener Regie in den Gebäuden der AGFA weitergeführt. 2007 erfolgte dann der Umzug in die Hofmannstraße. Von Anfang an wurden Super-8-Filme bereits auf Rank-Cintel abgetastet und wir bedienten unter anderem Fernsehanstalten weit über deutsche Grenzen hinaus. Daneben gab es für den nichtkommerziellen Filmemacher nur sehr minderwertige Transfer-Verfahren. Wir aber bekamen bereits damals Bilder zu sehen, die die Menschen von Video gar nicht gewöhnt waren. Durch den Einzug digitaler Standards ergab sich dann auch für den Amateur ein entscheidender Qualitätsfortschritt.
Können Sie Ihren Anspruch an Qualität noch etwas genauer beschreiben? In Ihrem Internetauftritt heißt es: „Wir verstehen uns als Kunsthandwerker.“ Udo Hafner: An dem frühzeitigen Investment in hochprofessionelle Geräte ist unser Qualitätsverständnis schon erkennbar. Sodann haben wir uns immer mit den wenigen verfügbaren Geräteherstellern auseinandergesetzt und nicht immer „beliebt“ gemacht. Wir haben Optimierungsmöglichkeiten erkannt und durchgesetzt. Ein besonderes Verdienst von Herrn Sandl ist dabei, dass wir vieles auch ohne Hilfe der Hersteller insbesondere für die kleinen Formate verwirklicht haben. Dem Kunden beim Betrachten seiner Bilder ein begeistertes Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, das war unsere Motivation von Anbeginn an.
Es ist also Ihr Spezialgebiet, auch für die kleinen Formate zu arbeiten? Christos Pateludis: Das ist die Königsdisziplin! Wenn man 8 Millimeter transferieren kann, dann kann man alles!
Was sind denn die Schwierigkeiten und Herausforderungen beim Transfer dieser kleinen Formate? Udo Hafner: Super 8 ist um ein Vielfaches kleiner als 35- mm-Film. Bei 35 mm fallen kleinere Toleranzen auf dem Scanner faktisch nicht auf. Durch die vergleichsweise extreme Vergrößerung bei Super 8 werden die kleinsten Fehler aber sofort enorm sichtbar. Das ist eine Herausforderung für den gesamten Filmtransport. Doch damit nicht genug. Die Rank-Abtastung war ursprünglich nur für große Formate gebaut. Aus den kleinen Formaten gute Auflösung zu generieren, ist die nächste Herausforderung. Durch die hochauflösenden Chips von heute bekommt man das durch Heranzoomen freilich leichter hin. Sodann kommt es aber auf sehr präzise, hochwertige Optiken und auf die sehr unterschiedliche Farb-Metrik an. Auch die Art der Körnung im Verhältnis zur Bildinformation ist ein anspruchsvolles Thema.
Das ist alles völlig anders als bei den großen Formaten. Es kommt auf eine durchaus vielschichtige Balance an, um die „filmische“ Anmutung bei gleichzeitiger Schärfe zu erhalten. Unser Streben ist es also, auch dem 8-mm-Kunden die Vorteile der heutigen, sehr leistungsfähigen Großbildschirme mit seinem digitalisierten Super 8, Normal 8 bzw. 9,5 mm Pathé erhalten zu können.
An welche Kunden wenden Sie sich denn mit dieser Dienstleistung? Udo Hafner: Zunächst mal sind es all diejenigen, die altes Filmmaterial besitzen. Zwischenzeitlich sind es auch die Nachfahren dieser Filmemacher. Unter ihnen finden sich zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Politik, Wirtschaft und sonstige Prominenz. Wenn man sich um dieses Material nicht bemüht, besteht die Gefahr, dass es zerfällt. Es geht uns also auch um die Rettung und Sicherung dieser Filmschätze. Heute sind wir in der Lage, die im Film enthaltenen Informationen auch digital kom- plett wiederzugeben. Kommende, noch höhere Auflösungen werden insbesondere für die 8-mm-Formate keine maßgebliche Steigerung mehr ermöglichen. Die Reproduktion der hohen Kontraste wird trotzdem ein Kernthema bleiben.
Das sind nun in erster Linie Privatpersonen. Wer gehört noch zu Ihrem Kundenkreis? Udo Hafner: Mitunter zählen auch viele Firmen zu unseren Kunden. So wurden damals vielfach Firmen-Veran- staltungen, Jubiläen oder auch Betriebsausflüge auf 8 mm festgehalten. Der digitalisierte Film als Geschenk erfreut sich seit jeher besonderer Beliebtheit. Dann gehören aber auch professionelle Filmemacher, Produzenten von Musikvideos und andere Künstler zu unseren Kunden. Formaten gute Auflösung zu generieren, ist die nächste Herausforderung. Durch die hochauflösenden Chips von heute bekommt man das durch Heranzoomen freilich leichter hin. Sodann kommt es aber auf sehr präzise, hochwertige Optiken und auf die sehr unterschiedliche Farb-Metrik an. Auch die Art der Körnung im Verhältnis zur Bildinformation ist ein anspruchsvolles Thema.
Die besondere Anmutung von Super 8 wird vielfältig genutzt. Über die „gewaltigen“ Kontrastfähigkeiten des Negativ-Films müssen wir regelmäßig noch Aufklärungsarbeit leisten. Viele erahnen nicht, was man in Verbindung mit dem richtigen Scan aus diesem Material alles herausholen kann.
Ich kenne einen Filmemacher, der sonst nur auf Film schwört, dann aber doch die digitale Abtastung schätzt, wenn er Arbeiten bei Wettbewerben einreichen will. So braucht er seine teuren und wertvollen Originale nicht aus der Hand zu geben. Udo Hafner: Aber gerade für die Teilnahme an Wettbewerben, braucht es bestmögliche Qualität. Christian Sandl: Vermehrt kommen in letzter Zeit Schmalfilme von Gemeinden und Vereinen, die bestimmte Festlichkeiten, Festumzüge oder Fußballspiele zeigen. Gerade solche Motive, die nun beliebig vervielfältigt werden können, sind bei den Bürgern und Vereinsmitgliedern sehr begehrt. Es sind inzwischen nicht nur Erinnerungen, sondern durchaus Dokumente mit historischem Charakter. [6812]
Den zweiten Teil des Gesprächs bringen 2wir morgen für Sie.