Im zweiten Teil unseres Berichts über die Produktion des Musikformats “Hookline” von Funk widmet sich Renatus Töpke, Redakteur bei der Mainzer Produktionsfirma Dropout Films, der Produktion und den Dreharbeiten vor Ort.
(Bild: Dropout Films)Um jedem Song einen individuellen Look zu geben, wird mit stark variierenden Lichtsetups und abwechslungsreicher Kameraführung gearbeitet. „Im Tonstudio hängen weiße Boxen an den Wänden, die den Schall brechen sollen. Recht früh war klar, dass wir sie in das Lichtkonzept einbeziehen werden. Hierfür haben wir Astera Pixeltubes gewählt, die durch interne Akkus und Wireless DMX flexibel und ohne Verkabelung einsetzbar sind“, berichtet Heyden. Er ergänzt: „Je nach Song kommen diese in verschiedenen Konstellationen zum Einsatz; mal indirekt oder direkt, mit oder ohne WD-Folie, knallig bunt oder ganz reduziert. Auf die gleiche Art und Weise kamen Astera Lightdrops zum Einsatz, die in weißen Plastikwürfeln verbaut wurden.“ Mit Oberbeleuchter Künstler wurde zudem eine Traversenkonstruktion entwickelt, in der eine 8×8 Softbox hängt, die von einem Arri Skypanel S360-C beleuchtet wird. Moving Lights aus der Veranstaltungstechnik sowie Kunstlichtstufen ergänzen das Setup.
Der großflächige Einsatz von LED-Technik ermöglicht nicht nur den schnellen Wechsel der Farbtemperatur, sondern macht auch den Einsatz von farbigem Licht ohne große Umbauten möglich. Vom Lichtmischpult aus steuert Veranstaltungstechniker Milan Spira den bei den Proben bereits gespeicherten Ablauf, was beim Dreh viel Zeit spart. Jeder der vier Kameraleute – Christine Wetzel, Philipp Kuhn, Matthias Knebel und DoP Heyden selbst – hat über Funk die Liveband auf dem einen Ohr, die Ansagen der Regie auf dem anderen.
Bevor die Aufnahmen beginnen, müssen in gemeinsamen Proben mit der Band die genauen Lichtabläufe finalisiert werden. Danach werden solange Close-Ups von Sängerin respektive Sänger und den Instrumentalisten gefilmt, bis von Kalmbacher einer der Durchläufe als musikalischer Master-Take bestimmt wird.
Ab diesem Zeitpunkt werden weitere, offenere Einstellungen gedreht, sowie experimentellere und unkonventionellere Shots gesammelt. Hierzu haben sich drei der vier Kameraleute ausschließlich auf die Band konzentriert und sukzessive jedes einzelne Instrument abgearbeitet, während die vierte Kamera am Mischpult im Regieraum bleibt, um einen Blick hinter die Kulissen zu liefern. Im Schnitt wird so jedes Lied zehn Mal gespielt, bis alle Beteiligten zufrieden sind. Zum Einsatz kommen hier vier Sony PXW-FS7-Kameras, aufgezeichnet wird in UHD im Farbraum S-Log3. Um schnell und möglichst spontan die Perspektive wechseln zu können, werden die FS7 flexibel als Schulterkamera oder vom Stativ eingesetzt, um eine zur Stimmung des Songs passende Bildsprache zu erhalten.
Die How-to-Videos, die in Kalmbachers Studio gedreht werden, strahlen wiederum eine heimelige Atmosphäre aus, die auch dem entspannten Charakter des Produzenten und seiner Arbeitsweise entspricht. Hier gibt es nur die Kameras, den Menschen und die Musik. Die Magie, der Kalmbacher in diesen Videos nachspürt, wird für den Zuschauer greifbar gemacht.
Auch bei den How to-Videos sind vier Kameras in Benutzung: Zwei Sony Fs7 filmen vom Stativ Kalmbacher und eine Sony A7s II das, was auf seinem Monitor passiert. Um auch hier einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren, wurde außerdem eine DJI Osmo fest unter der Decke installiert, auf deren Bild der gesamte technische Aufbau inklusive Kamera- und Tonleute sichtbar ist.
Für die Objektive griff man, sowohl für die Live-Sessions als auch für die How-to-Stücke, hauptsächlich auf Canon L Zoom-Optiken zurück.
Postproduktion
Insgesamt fallen bei der Produktion der Live-Session-Videos pro Tag etwa ein Terabyte an 4K-Daten an. Bevor der Schnitt beginnen kann, muss zunächst diese Datenmenge, also alle vier Kameraspuren der durchschnittlich zehn Takes pro Songs, gesichtet werden. Das ist natürlich sehr zeitintensiv. Daher wird mit Multikamera-Schnitttechnik gearbeitet, um den Workflow zu beschleunigen. Auch um möglichst nah an den Veröffentlichungsterminen agieren zu können und so eine hohe Aktualität zu gewährleisten, ist diese Technik für uns bei Dropout Films essentiell. Für die musikalisch und musiktheoretisch anspruchsvollen How-To-Videos, werden außerdem Grafiken und Animationen produziert, um die Verständlichkeit der Inhalte zu erhöhen. „Durch die straffe Zeitplanung müssen wir in unserem Workflow sehr effizient sein. Außerdem stellt sich die Herausforderung, komplexe musikalische Inhalte in Grafiken so zu vereinfachen, dass sie auch Laien verstehen“, legt Creative Producer Alexander Rung dar. Weiter sagt er über den Postproduktionsprozess: „Für die Grafiken von „Hookline“ haben wir eine Formensprache entwickelt, die sich auf Grundformen wie Rechtecke, Kreise oder Dreiecke reduziert. Das erlaubt einen hohen Abstraktionsgrad und bildet somit die perfekte Grundlage, musikalische Inhalte vereinfacht zu erklären.“
Für die komplette Postproduktion sind sechs Wochen veranschlagt, in denen kontinuierlich sechs Personen an Schnitt, Animationen und Grading sitzen. Und diese Zeit ist auch nötig, denn der simultane Release auf der Funk-Homepage und dem angeschlossenen YouTube-Kanal ist gesetzt. Die gesamte Postproduktion ist auf 4K ausgerichtet und wird auch dementsprechend in diesem Format auf alle Plattformen ausgeliefert.
Interessante Links:
„Hookline“ wird seit dem 28.10. auf www.funk.net und dem YouTube-Channel von „Hookline“ jeweils donnerstags (Live-Session-Videos) und sonntags (How-To-Videos) um neue Folgen ergänzt.