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Wir stellen die Preisträger des 29. Deutschen Kamerapreises vor

Beste Kamera in einem Kurzfilm: Karl Kürten

Beim 29. Deutschen Kamerapreis ging der Preis für die beste Kamera bei einem Kurzfilm an Karl Kürten für seine Arbeit bei „I Grew a Statue“. Wir sprachen in unserer Ausgabe 10.2019 mit dem Preisträger.

Karl Kürten wurde 1991 in Troisdorf geboren und begann 2013 sein Studium der Cinematografie an der HFF München. Seine Filme liefen bisher auf vielen wichtigen Nachwuchsfestivals in Europa. Beim New York Advertising Festival erhielt er 2018 die Auszeichnung für „Best Cinematography“.

Was bedeutet es für dich gerade als junger Kameramann, mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet worden zu sein?
Als selbstständiger Kameramann erhält man ja nur sehr selten direktes Feedback zu seiner Arbeit. Deswegen ist es für mich sehr wertvoll, von außen eine solche Bestätigung zu erhalten. Der Kamerapreis gibt mir Zuversicht, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Was war das gestalterische Konzept, mit dem du an „I Grew a Statue“ herangegangen bist?
Mit Aaron Arens, dem Regisseur und Autor, habe ich zunächst erst mal viele visuelle und inhaltliche Ideen gesammelt, um die mögliche Welt unserer Hauptfigur zu gestalten. Wir hatten irgendwann drei verschiedene Moodboards, jeweils für Anfang, Mitte und Ende des Filmes. Die sollten die Reise des Protagonisten visualisieren. Von den vielen anfänglichen Ideen sind am Ende nur die für uns wichtigsten übrig geblieben, die wirklich den Kern des Film ausmachen. Zusammen mit unserem Szenenbilder Fryderyk Swierczynski haben wir dann konkret die Welt unserer Hauptfigur, die immer weiter von der Realität abdriftet, entwickelt. Es war uns wichtig, eine außergewöhnliche Welt mit eigenen Gesetzen und Regeln zu schaffen. Von Anfang an war das Element des Nebels wichtig für uns. Da haben wir uns unter anderem von Ólafur Elíassons Arbeiten inspirieren lassen. Damit wollten wir den Verlust von Anknüpfungspunkten unserer Hauptfigur und den Raumverlust visualisieren. Im Prozess der Auflösung ging es uns dann hauptsächlich um die Visualisierung der Angst vor der Ungewissheit und des Absurden. Der Zuschauer sollte mit unserer Hauptfigur durch den Film eine Reise von der Realität zum Surrealen durchleben.

Welche Technik hast du dabei eingesetzt?
Wir haben uns entschieden, auf der ARRI AMIRA zu drehen, da sie zum einen die Möglichkeit des 16-mm-Sensormodus bietet und zum anderen perfekt als Schulterkamera funktioniert. Durch die Haptik und Körnigkeit der AMIRA im 16-mm- Modus wollten wir die Welt der Realität von der surrealen Ebene unterscheiden. Dabei haben wir mit 16 mm ZEISS Super Speeds und Handkamera gedreht. Beim Abdriften von der Realität sind wir dann in den cleaneren 35-mm-Sensormode gewechselt und haben dann auf den Cooke S2/S3 Objektiven und von Steadicam, Dolly und Stativ gedreht. Die Cooke S2/3 waren aufgrund ihrer Vintage-Charakteristik und ihrer Artefakte die perfekte Wahl für die Visualisierung des Unwirklichen. Natürlich war der rauschärmere 35-mm-Modus auch wichtig für unsere Visual Effects. Für die Doppelgänger-Szenen, bei denen die Kamera in Bewegung ist, haben wir einen Tag lang mit einer Motion Control von ARRI Rental gedreht.
Die seelische Veränderung des Protagonisten über den Film hinweg wollten wir auch durch das Licht erzählen. Durch das Cinereflexsystem haben wir dazu ein natürliches Licht mit Licht und Schatten der einfallenden Sonne gesetzt. Im fortlaufenden Film gestalteten wir dann die Lichtquellen immer artifizieller. In der Mitte des Films gibt es nur noch künstliche Lichtquellen im Bild, zum Beispiel Neonlicht oder dunstige Glühbirnen im Nebel. Zum Ende hin sind gar keine Lichtquellen mehr zu erkennen. Es ist unklar, woher das Licht kommt und ob es echt ist.

Gab es besondere Herausforderungen bei diesem Projekt?
Inhaltlich und ästhetisch gesehen war die Aufgabe, die Grenzen zwischen Traumwelt und der realen Welt auszuloten. Dabei war es uns wichtig, den Zuschauer nicht zu verlieren, sondern einen Weg zu finden, ihn mit in die surreale Filmwelt zu ziehen.
Eine besondere Herausforderung war es für uns, den Doppelgänger in der Nebelwelt zu realisieren. „I Grew A Statue“ fängt mit einer Liebesgeschichte zwischen zwei Personen an, bei der eine dritte Person hinzukommt, die sich als der Doppelgänger der Hauptfigur herausstellt. Fortlaufend begegnen sich die Doppelgänger immer wieder und es wird die Frage aufgeworfen, was an der Liebeswelt echt ist und was nicht. Technisch war es nicht ganz einfach die Doppelgänger mit einer Leichtigkeit zu erzählen, denn wir konnten am Set keinen Schuss / Gegenschuss drehen, ohne mindestens eine Stunde Maskenzeit zu haben. Deshalb lagen teilweise 8 Stunden und viele weitere Einstellungen zwischen Schuss und dem Gegenschuss. Um die Doppelgänger zu erzählen, haben wir mit allen Tricks gearbeitet, die uns in den Sinn gekommen sind: Schauspielerdoubles, Locked Camera und Motion-Control-Shots. Besonders die Motion Control im Nebel waren eine Herausforderung. Mit einem Bildmischer am Set haben wir versucht, beide Shots vom Nebel konstant zu halten. In der Postproduktion haben wir dann Blenden hinzugefügt, so dass der Übergang der beiden Bilder unsichtbar wurde.

Was sind deine weiteren Pläne?
Neben Musikvideos und Werbungen hoffe ich, möglichst bald meine ersten Langspielfilme und Serien zu drehen. Wenn alles gut läuft, könnte es damit schon nächstes Jahr losgehen. [10311]

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