LED-Leuchten sind bei der Produktion von Kino- und Fernsehfilmen, Serien und Werbung nicht mehr wegzudenken. Doch was bedeutet die Technologie für die Rentals? Wir haben für unsere Ausgabe 3.2020 mit Niels Maier von Maier Bros. in Köln, Günter Neuhaus vom Ludwig Kameraverleih in Berlin und Norbert Blenk von Gruppe 3 in München gesprochen.
Beim Licht nehmen derzeit Leuchten mit LED-Technologie im Verleihvolumen der Rentalhäuser je nach Art der Produktion einen Anteil zwischen 20 und 60 Prozent ein. „Im Bereich der Dokumentarproduktion liegt der Anteil von LED-Licht schon bei bis zu 100 Prozent“, sagt Günter Neuhaus, Niederlassungsleiter beim Ludwig Kameraverleih in München. Auch Norbert Blenk, Leiter der Verleihabteilung bei Gruppe 3 in München, beobachtet eine steigende Tendenz hin zu LED: „Grob geschätzt hat LED-Licht bei uns im Verleih in in etwa den gleichen Anteil wie HMI, Röhren und Kunstlichtlampen zusammen. Nebenbei ist zu bemerken, dass die Nachfrage nach Glühlicht immer mehr schwindet.“
Niels Maier, Oberbeleuchter und Geschäftsführer des Licht-Rentals Maier Bros., hat hingegen festgestellt, dass in der Summe der von seinem Haus ausgestatteten Produktionen LED-Licht nicht etwa die Technologien Glüh- und Entladungslicht sowie Leuchtröhren verdrängt, sondern vielmehr ergänzt. „Das führt zu einem größeren Gerätebestand, der auf Produktion vorgehalten wird und hat direkte Auswirkungen auf die Disposition von Projekten. Wo zuvor ein mit Lichttechnik beladener 7,5-Tonner ausreichte, um etwa einen ,Tatort‘ zu leuchten, wird heute zusätzlich ein Sprinter mit ans Set geschickt. Das bringt logistischen Aufwand wie zusätzlich zu reservierenden Parkraum mit sich und wirkt sich direkt auf den ökologischen Footprint einer Produktion aus.“ Ansonsten bedeute LED-Licht beim Thema „Grüne Produktion“ ausschließlich Vorteile durch die höhere Effizienz und den deutlich geringeren Stromverbrauch.
Dieser Aspekt wird mittlerweile auch bei der Filmförderung berücksichtigt und der finanzielle Mehraufwand, der beim Einsatz von LED-Licht entsteht, durch eine entsprechend höhere Förderung ausgeglichen – ein wichtiges Argument für Produktionen und in der Folge auch für die Rentalhäuser.
Betreuungsintensives Produkt
Wie beurteilen die Verleiher Robustheit, Reparaturanfälligkeit, Zuverlässigkeit und Wartungsaufwand beim LED- Licht? „Das hängt sehr vom Produkt ab“, sagt Niels Maier. „Es gibt sehr robuste Leuchten wie die Velvet-Reihe oder die SkyPanels von ARRI, aber auch ,günstige‘ LEDs, die beim ersten Einsatz kaputtgehen. Generell kann man sagen, dass flexible Panel-Lights deutlich anfälliger sind als Leuchten in einem robusten Gehäuse. Und LEDs sind sehr betreuungsintensiv! Das fängt bei der Auswahl eines sinnvollen Zubehörpakets an, denn das Angebot an Accessoires ist riesig und unübersichtlich, und hört nicht bei einer sehr schleppenden Ersatzteilversorgung auf.“ Auch Günter Neuhaus beurteilt die flexiblen Panels aus Verleihersicht kritisch. „Günstige Bicolour-Flexflächen sind anfällig für Brüche. Die Reparatur ist schwierig bis zu unmöglich – also gar nicht nachhaltig. Allgemein liegt der Wartungsaufwand bei LED-Lampen höher, da immer mehr über Software gesteuert werden. Also muss man zu den üblichen Arbeiten zusätzlich auch die Firmware aktuell halten. Leider sind auch die Innovationszyklen noch recht kurz, somit entsteht für den Verleiher einen gewisser Investitionsdruck.“
Insofern bringt LED-Licht in Hinsicht auf die Wirtschaftlichkeit im Verleih nicht unbedingt Vorteile. „LED-Licht bedeutet hohe Investitionen und bringt als zusätzliches Handicap eine kurze Lebens- beziehungsweise Einsatzdauer mit sich“, erläutert Niels Maier. „Wir rechnen derzeit je nach Typ mit einer Nutzungsdauer von drei bis fünf Jahren. Wenn eine Leuchte solange gefragt ist und durchhält, ist eine Vermietung wirtschaftlich. Es gibt durchaus Leuchten, die sich im Nachhinein als Fehlinvestition herausgestellt haben. Für uns zählt unterm Strich der Gesamtertrag durch eine Mischkalkulation und nicht der Blick auf einzelne Produkte. Hier können wir mit der Entwicklung leben und es macht Spaß, den technischen Fortschritt im Markt zu etablieren. Wichtig ist, dass wir bereits vorhandene Technik wie Kabel, Stative und Zubehör weiter einsetzen können.“
Norbert Blenk sieht das ähnlich. „Durch stetige Neuerungen und Weiterentwicklungen im LED-Sektor ,überaltern‘ die Leuchten sehr viel schneller und müssen daher im Verleihbetrieb auch viel schneller ersetzt werden. Somit ist eine höhere Wirtschaftlichkeit auf keinen Fall gegeben.“ Auch bei der Technologie sieht er Verbesserungspotenzial. „Eine LED-Lampe setzt sich in den meisten Fällen aus einem Array von einzelnen Leuchtdioden zusammen. Dieser Aufbau ergibt immer einen unnatürlichen Lichtverlauf. Abhilfe können in begrenztem Ausmaß Softboxen und andere Lichtformer schaffen. Das hat aber den Nachteil, dass die Lichtmenge merklich abnimmt und der Vorteil der kleineren Bauform schwindet.“ Gerade bei hartem Licht, ergänzt Niels Maier, komme LED-Licht noch nicht an die Effizienz von HMI-Leuchten heran. Hier sei es sinnvoll, bewährte mit neuer Technik zu kombinieren.
„Uns würde eine schlankere Produktpalette der Hersteller wirklich weiterhelfen“, sagt er. Und bei den Technikern und Kameraleuten wünsche ich mir manchmal etwas mehr Aufgeschlossenheit für Alternativen. Wir haben ein riesiges Portfolio an verschiedensten LED- Leuchten und investieren sehr breit. Dadurch haben wir aber in der jeweiligen Position oft nur wenige Geräte. Wenn hier die Alternativen genutzt würden, also Leuchten, die mit marginalen technischen Unterschieden die gleiche Funktion erfüllen, wäre uns sehr geholfen. Dadurch könnten wir Geräte besser auslasten und Investitionen im LED-Bereich würden wirtschaftlicher. [11917]