In der Rubrik “Drei Fragen” stellen wir in jedem Heft eine Filmschaffende oder einen Filmschaffenden mit drei Fragen zu Arbeitsschwerpunkt, beruflichem Engagement und Freizeit vor. Unsere Interviewpartnerin für in der Ausgabe 12.2020 war die Regiestudentin Hannah-Lisa Paul, die in der Covid-19-Krise mit zwei Mitstreitern einen Spot zur Unterstützung der Kinos produziert hat.
(Bild: Daniel Blaum)
1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?
Ich studiere „Mediale Künste“ an der Kunsthochschule für Medien in Köln mit dem Schwerpunkt Regie. Momentan arbeite ich an meinem Diplomfilm „riten“, den ich gemeinsam mit Viviane Petrescu von der DFFB geschrieben habe und voraussichtlich Anfang nächsten Jahres drehen werde mit der Bildgestaltung von Laura Emma Hansen. An der KHM schätze ich, dass man die Seminare und Inhalte des Studiums frei wählen kann, ohne sich auf bestimmte Gewerke festzulegen und zu beschränken. So kann man sich in vielerlei Hinsicht ausprobieren und von sehr verschiedenen Fachrichtungen und Möglichkeiten profitieren. Neben meinem Studium caste ich für Formate wie „Jerks“ oder „Andere Eltern“ kleinere Rollen. Bisher habe ich vorwiegend Social Spots gedreht, sei es für „Medica Mondiale“, gegen häusliche Gewalt oder für „Unicef“ gegen weibliche Genitalverstümmelung. Ich mag es, in der Kürze und auf den Punkt gebracht, eine Aussage zu treffen, die im besten Fall die Zuschauerinnen und Zuschauer in irgendeiner Form berührt oder zum Nachdenken anregt. Ich glaube daran, dass wir als Filmschaffende eine Chance haben, etwas zu verändern, auf Themen zu zeigen, ohne dogmatisch zu sein. Wir haben eine Verantwortung, unsere Themen so zu wählen, dass sie eine Kraft zu Veränderung entwickeln können. Mit meinem neuesten Spot „Kinoliebe“ möchten Julius Wieler (Produktion, BigVisions), Tim Pfeffer (Bildgestaltung) und ich den „Zauber des Kinos“ erlebbar machen und somit unseren Beitrag als junge Filmemacherinnen und Filmemacher leisten, die so sehr von der Pandemie geschädigten Kinos zu unterstützen. „Kinoliebe“ erzählt eine Gute-Nacht-Geschichte, die von einem magischen Ort handelt: dem Kino. Der Spot kann von allen Kinos frei verwendet werden, im Social-Media-Bereich und auch im Vorprogramm im Kino selbst und dient zur Eigenwerbung. So läuft „Kinoliebe“ nun in circa 50 Kinos bundesweit und es kommen immer weitere hinzu.
2. Bist du in einem Verband aktiv?
Ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist Gleichberechtigung in allen Belangen. Deswegen bin ich Mitglied bei ProQuote Film, die sich für paritätische Aufteilung der Besetzung der Gewerke und eine Quote für Frauen einsetzt. An Filmhochschulen werden für viele Positionen wie Produktion, Drehbuch oder Regie zu gleichen Teilen Frauen und Männer ausgebildet, manchmal sogar mit größerem Frauenanteil. Jedoch befinden wir uns in einer Blase, wenn es an der KHM und auch anderen Hochschulen viele und sehr gut ausgebildete Studentinnen und Absolventinnen, gerade im Bereich Bildgestaltung gibt. Diese Anzahl an Absolventinnen schlägt sich leider nicht auf dem Arbeitsmarkt im deutschen Film und Fernsehen nieder, so wurden 2019 nur zwei Prozent aller Tatorte von Kamerafrauen fotografiert und nur 10 Prozent der bundesweiten Filmförderungen fließen in Projekte mit Regisseurinnen. Diese Zahlen finde ich absolut erschreckend und bin sehr froh, dass ProQuote Film diese Missstände sichtbar macht und Forderungen dagegen stellt. Es gibt sehr gut ausgebildete Frauen in der Filmbranche und diese sollten zu gleichen Teilen in Produktionen beschäftigt und gefördert werden.
3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?
Die Stoffentwicklung und die Umsetzung in filmische Projekte sind Leidenschaft, Hobby und Beruf in einem. So ist die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit fließend. Ich genieße es, die freie Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie zu verbringen und kulturelle Veranstaltungen wie Kino, Theater und klassische Konzerte zu besuchen. Ich bin mit der klassischen Musik aufgewachsen, spielte intensiv Geige und freue mich, wenn ich dies auch heute manchmal tue. Am Schönsten ist es, wenn ich dies gemeinsam mit Freunden oder meinem Vater machen kann. Ich finde, es gibt kaum etwas Schöneres als gute Filme, gerne neue und auch alte, auf der großen Leinwand zu sehen. Gerade jetzt sollten wir die Kinos unterstützen und uns dort Filme anschauen. Ich genieße es sehr, mich über die Filme auszutauschen. Filmfestivals bieten hierfür eine besonders schöne Plattform. Ich merke immer mehr, wie wichtig Pausen, auch vom kreativen Arbeiten sind. Yoga hilft mir bei der Entspannung und beim Abschalten und ich schätze guten Kaffee, Spaziergänge und Kochen. [13824]