Bei all den Neuentwicklungen der NAB der letzten Woche ist dies ein guter Zeitpunkt, um auf das Projekt Lytro Cinema aufmerksam zu machen. Nachdem Lytro vor einigen Jahren eine erste Lichtfeldkamera für den breiten Markt herausgebracht hatte, konzentriert man sich nun mit der Lytro Cinema auf professionelle Kundschaft.
Lichtfeldkameras, oder auch plenoptische Kameras, erfassen nicht Millionen von Bildpunkten, sondern Millionen von Lichtstrahlen. Das bedeutet, es wird auf dem Sensor nicht ein zweidimensionales Abbild dessen gebannt, was die Linse sieht, sondern ein vierdimensionales aller Lichtinformationen, die aus dem Raum auf die Sensorik treffen. So kann die Kamera das Motiv “verstehen”, zumindest den für sie sichtbaren Teil, was in der Nachbearbeitung einige Vorteile bringt: Da die Daten nicht als Bild abgelegt werden, sondern als Strahlenbündel, kann man sich im Nachhinein entscheiden, welchen Teil des Raumes man als zweidimensionales Bild ausgibt.
So ist es zum Beispiel möglich, bis zu einem gewissen Grad den Standpunkt zu verschieben, ohne die Kamera je bewegt zu haben. Auch die Schärfe ist frei wählbar, sowie der Shutter und damit die Bewegungsunschärfe. Da die Kamera die Position der Objekte im Raum anhand der von ihnen reflektierten Lichtbündel orten kann, ist zum Beispiel auch der Aufbau und das Ausleuchten einer Green Screen komplett überflüssig, da man einfach einen virtuellen Schnitt (oder mehrere) durch den gefilmten Raum machen kann und beliebige Objekte durch Grafiken ersetzen kann.
Obwohl alle diese Festlegungen erst im Nachhinein getroffen werden, kann man hier nicht von einer Manipulation mit einem Qualitätsverlust sprechen. Im Grunde ist der Export der vierdimensionalen Lichtinformationen (Raum plus Zeit), also quasi das nachträgliche Kadrieren, nur eine variierende mathematische Gleichung, mit der die vorhandenen Informationen interpretiert und dann als zweidimensionale Grafik exportiert werden – oder auch doppelt, um 3D zu erhalten. Auch Focus Stacking ist natürlich möglich, also Bilder ohne Unschärfen in der Tiefe oder Nähe.
Die technischen Daten der Lytro Cinema lesen sich beeindruckend: 16 Blenden Dynamikumfang, bis 300 fps Geschwindigkeit, 755 Megapixel RAW-Daten.
Doch die Arbeit mit einer Lichtfeldkamera unterscheidet sich so stark von der klassischen Filmarbeit – egal, ob analog oder digital – dass dieser Vergleich nicht direkt gezogen werden kann.
Mit der Lytro Immerge, derzeit nur als Prototyp existent, können sogar Räume erfasst werden, was für das Thema virtuelle Realität und 360 Grad extrem wichtig ist. Die Handkamera Lytro Illum zum Beispiel verfügt über einen Sensor von 40 Megarays, was zu Bilddateien von 2.450 x 1.634 Pixeln führt, einen Empfindlichkeitsumfang von 80 bis 3200 ISO, eine Optik entsprechend 30 bis 250 Millimetern, eine MOD von Null Millimetern. Sie ist ab 1.299 US-Dollar zu haben. Hier ein (stark verkleinertes) Beispielbild aus der Galerie “Living Pictures”, in dem man per Mausklick die Schärfe (und ein wenig die Perspektive) ändern kann:
Wer sich näher mit der Lytro Cinema oder den anderen Produkten beschäftigen will, kann sich über die Webseite beim Hersteller melden.
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