Wir stellen die Preisträger des 31. Deutschen Kamerapreises vor (5)
„Es liegt an dir selbst“
von Sven Kubeile,
Unsere Reihe mit den Gewinnern beim 31. Deutschen Kamerapreis geht weiter mit Christof Hößler, der in der Kategorie Dokumentation für seine Arbeit bei „die story: Reparieren statt Wegwerfen“ ausgezeichnet wurde.
Christof Hößler wurde 1972 in Weiden in der Oberpfalz geboren und legte 1992 sein Abitur ab. Mit einem Praktikum als Film- und Videolaborant bei Berola Film in Forchheim sammelte er 1994 erste Erfahrungen in der Filmbranche. Von 1995 bis 1997 absolvierte er eine Ausbildung zum staatlich geprüften Kameraassistenten an der Staatlichen Fachschule für Optik und Fototechnik in Berlin. Ab 1997 arbeitete Christof Hößler als Kameraassistent beim Westdeutschen Rundfunk Köln. Seit 2002 ist er als Kameramann in den WDR-Studios Dortmund, Düsseldorf, Washington und seit 2010 auch im WDR-Studio Köln tätig.
Christof, wir gratulieren dir ganz herzlich für den Deutschen Kamerapreis in der Kategorie Dokumentation! Was bedeutet der Preis für dich? Zunächst vielen Dank! Ich habe dazu schon viel gesagt und merke, dass ich schon einige Satzbausteine und Floskeln bereitliegen habe. Trotzdem ist das auch mein Ernst: Es ist für mich kein Einzelpreis, auch wenn nur mein Name auf dem Preis steht. Es ist eine Teamleistung, denn ohne das kom- plette Team wäre das so nicht möglich gewesen und mit Sicherheit wäre dabei kein Kamerapreis herausgekommen. Im Einzelnen haben Marko Rösseler als Autor, Jürgen Filter als Tonmann und Assistent und Christine Zupfer als Editorin das Projekt zum Leben erweckt. Und natürlich: Einen sol- chen Preis entgegennehmen zu dürfen ist sehr schön und ich freue mich!
Wie bist du an die Dokumentation herangegangen?
Mit Marko Rösseler, dem Autor und meinem Ton- und Kamera-Asssistenten Jürgen Filter bin ich seit langer Zeit befreundet. Wir kennen uns und wir wissen voneinander, wie wir arbeiten. Das war auch der Schlüssel zum Film: Wir spinnen rum und sagen nicht, wie es nicht geht, sondern wir probieren alles aus, was wir wollen. Dabei denken wir völlig unabhängig von den Mitteln, die wir zur Verfügung haben. Selbst wenn die Mittel nicht ganz in Ordnung sind, spielt das für uns keine Rolle. Wir gehen mit Spaß und Leidenschaft an unsere Projekte und probieren einfach aus und dann passiert auch viel Gutes. Die Dokumentation sollte in der einen Straße stattfinden. Da haben wir uns natürlich auch im Vorhinein einiges überlegt, was wir dann auch umgesetzt haben.
Dein Laudator bei der virtuellen Preisverleihung war Jörg Schönenborn. Er hat dich gelobt, weil du dich sehr detailliert auf ein Thema vorbereitest und dir ein tiefgehendes visuelles Konzept überlegst. Wie sah dein Konzept für „die story“ aus und wie hast du dich vorbereitet? In erster Linie schauen wir gemeinsam, was gut funktionieren könnte und versuchen, alles was gut wirkt, auszubauen und gegebenenfalls auf ein neues Level zu heben. Alles, was uns nicht gefällt, lassen wir raus. Nur so kann es Sinn machen. Bei dieser Produktion war recht klar, was wir benutzen wollten. Eine einzige Kamera sollte verwendet werden und keine GoPros. Zusätzlich haben wir eine Drohne verwendet, die aber nicht ich bedient habe. Wir hatten die Sony FX9 zur Verfügung, die ein echt tolles Gerät ist. Ich habe die Kamera viel auf dem Slider benutzt. Alle Interview-Sequenzen haben wir mit dem Canon 70-200 gedreht und die reportage-artig angelegten Teile wurden mit unterschiedlichen Festbrennweiten und offener Blende gedreht. Das war eigentlich schon das visuelle Konzept. Der Rest ist Erfahrung und unsere Absprachen im Team, was wir wollten und nicht wollten. Die Geschenke am Wegesrand muss man natürlich sehen und sie aufsammeln.
War also viel „Try and Error” vor Ort? Die ganze Arbeit als Kameramann ist ein ständiges „Try and Error“. Ich habe für mich und meine Arbeit als Kameramann festgestellt, dass ich mir einen Standard aufbaue, der mich irgendwann langweilt. Dann wird es für mich Zeit, etwas Neues auszuprobieren. So baut sich dann Stück für Stück etwas Neues auf. Ich versuche, immer ein Bild einzufangen, das ich so noch nie gemacht habe. Ich versuche also, mich ständig zu verbessern und Neuland zu betreten. „Try and Error“ klingt auch nach „Wir tappen im Dunklen“. Ganz so ist es nicht, aber ständig etwas anderes auszuprobieren, ist gut.
Wie waren die Rahmenbedingungen des Drehs und warum hast du dich für die Sony FX9 entschieden? Die Wahl der Kamera fiel mir sehr leicht, weil der WDR ein Sony-Haus ist. Trotzdem halte ich die FX9 für eine sehr gute Kamera. Wir haben mit der Produktion auch technisches Neuland betreten, denn wir waren die erste Eigenproduktion, die in UHD mit 50p produziert hat – wobei ich kein Fan von 50p bin, weil es etwas weniger harmonisch und organisch aussieht. In der Post haben wir auch noch eine HDR-Fassung gemacht, die mich persönlich sehr begeistert hat. Generell bringt für mich HDR viel mehr als eine Produktion in höherer Auflösung. Die Teamgröße war kompakt. Ein Assistent / Tonmann, ein Autor und ich als Kameramann. Das Wichtigste für mich ist, dass Protagonisten sich jederzeit vor der Kamera wohlfühlen. Wir haben bei diesem Film nur nette Leute geholfen und das hilft.
Wie hast du dich konkret vorbereitet? Drei Kinder sind in eine Kneipe gegangen, haben ein Bier getrunken und rumgesponnen, was man denn alles machen könnte. Dabei wurde erst einmal jeder Vorschlag angenommen und wir haben gemeinsam geschaut, was wir umsetzen wollten und was nicht.
Möchtest du uns sonst noch etwas mitgeben?
Gerne! Ich habe eine wesentliche Erfahrung gemacht, die für fast alle Bereiche in unserer Branche gilt: Nur das persönliche Engagement ist für das Endergebnis ausschlaggebend. Es gibt immer 100 Ausreden, warum etwas nicht funktioniert. Wenn man Lust darauf hat, kann man etwas draus machen. Es liegt an dir selbst. [14999]