Wir stellen die Preisträger des 31. Deutschen Kamerapreises vor (6)
Zartes Spektakel
von Uwe Agnes,
Wir setzten die Reihe mit den Gewinnern beim 31. Deutschen Kamerapreis fort mit Radu Ciorniciuc und Mircea Topoleanu, die den Preis für die beste Kamera bei einem Dokumentarfilm erhielten.
Der 1981 geborene Mircea Topoleanu und Radu Ciorniciuc, geboren 1987, kamen beide in Rumänien zur Welt und leben in der Hauptstadt Bukarest. Mircea Topoleanu ist Journalist und Dokumentar-Filmemacher, der sich in seinen Arbeiten vorwiegend mit sozialen Themen, Subkulturen und Umweltschutz beschäftigt. Radu Ciorniciuc arbeitet als Bild- gestalter, Regisseur und Autor. Seine Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit Menschenrechts-, Tierschutz- und Umweltfragen und werden international veröffentlicht, etwa bei Channel 4 News, The Guardian oder Al Jazeera.
Interview: Elena Uhlig
Euer Film „Acasa, My Home“ hat mich wirklich schwer bewegt. Seid ihr Teil der Familie geworden? Radu Corniciuk: Selbstverständlich hat sich eine Beziehung entwickelt, eine, die die Grenzen zwischen unseren Rollen, wir als Dokumentaristen und sie als Protagonisten, verschwimmen ließ.
Es geht um die Kamera-Arbeit – es sind wirklich beeindruckende Bilder entstanden. Man hat das Gefühl, man läuft mit. Die Kamera ist der Zuseher. Mircea Topoleanu: Wir hatten uns vorgenommen, dass die Kamera ein Teil der Familie, ein Familienmitglied ist und schließlich kam es auf sehr natürliche Art dazu. Die Nähe, die zwischen uns entstanden ist, hat natürlich sehr geholfen. So war es einfacher für unsere Protagonisten zu akzep- tieren, dass eine Kamera ständig bei ihnen ist, manchmal nur einen Meter oder 20 Zentimeter entfernt.
Teilweise entstehen ja Hollywood-Bilder. Wenn ihr beispielsweise vom Naturschutzgebiet zur Stadt hoch fahrt, habe ich das Gefühl, ich bin in einem Blockbuster. Und dann wird es wieder sehr zart. Radu Corniciuk: Ich bin dankbar für diese Beobachtung. Diese Kombination aus natürlichen Bildern und künstleri- schen, dem Spektakel, das die Drohnenaufnahmen beispielsweise bieten, war Teil unseres Plans. Wir wollen so den Film zugänglich machen für die unterschiedlichen Zuschauergruppen, auch für Zuschauer, die sonst keine Kunstfilme konsumieren. Die Filmmontage wurde von Andrei Gorgan gemacht, der vor eine große Herausforderung gestellt wurde, als wir bei ihm mit 200 Stunden Filmmaterial ankamen. Wir haben zwei Jahre gebraucht, um diesen Film zu schneiden und das sagt viel aus über den Umfang der Schnittarbeit.
Herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Kamerapreis in der Kategorie Dokumentarfilm – ihr seid großartig!
Radu Corniciuk: Danke! Wir bedanken uns aus vollem Herzen, wir sind sehr dankbar und fühlen uns privilegiert. Die Verleihung dieses tollen Preises gibt uns auch die Möglichkeit, präsent zu sein und uns nicht aufzugeben, vor allem in dieser Zeit, in der wir uns nicht sehen konnten … Mircea Topoleanu: … und in der wir auch nicht viel arbeiten konnten! [14999]