Wer Film scannen lässt, dürfte Christos Pateludis und Reno Bornkamm schon kennen. Jetzt haben die beiden mit „Filmscan & more“ eine neue Firma. Gerdt Rohrbach wollte für unsere Ausgabe 3.2022 wissen, was sie anders machen als andere Anbieter.
Auf Ihrer Homepage lese ich, dass Sie unter der Rubrik Filmscan alle gängigen Formate bearbeiten. Christos Pateludis: Außer 70 mm können wir alles scannen.
Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt Super 8. Warum heben Sie das auf Ihrer Homepage so stark hervor?
Christos Pateludis: Weil wir Super 8 einfach lieben. Wir haben über 20 Jahre Erfahrung darin. Ich persönlich glaube, dass es niemanden gibt, der mehr Super-8-Filme digitalisiert hat als ich. Durch diese intensive Auseinandersetzung mit dem Material ist diese Liebe immer wieder verstärkt worden.
Welche Technik kommt denn bei Ihren Scans zum Einsatz? Christos Pateludis: HDR Einzelbild-Scan hat sich bewährt. Für 35-mm-Scans verwenden wir den Blackmagic-Cintel-Scanner. Er ist wirklich fantastisch, insbesondere was den Scan von Negativen anbelangt. Das ist beim Scan von 35-mm-Material eine gute, eine ehrliche Maschine. Die Farben stimmen wirklich auf Anhieb. Anfänglich hatten wir wegen der Sensoren große Schwierigkeiten mit den Farben. Dadurch, dass Blackmagic auch DaVinci Resolve anbietet, haben wir den großen Vorteil, dass die Farben jetzt sehr gut beherrschbar sind. Für 16 mm, Super 8 und Normal 8 haben wir eine eigene Entwicklung. Diese ist modular aufgebaut, so dass ich nach Bedarf die Sensoren wechseln und natürlich auch upgraden kann. Wir sind augenblicklich dabei, einen eigenen Scanner zu bauen. Damit können wir, wenn es neue Sensoren gibt, diese unter den von uns gesetzten Bedingungen auch ausprobieren. Damit sind wir immer up to date und können immer bessere Qualität abliefern. Der Body, die Umlenkrollen, aber auch die Programme stehen schon. Er hat eine optische PIN-Registration. Wir fragen uns, ob wir noch zusätzlich ein Zahnrad einbauen und einen Laser. Damit sind wir natürlich einzigartig, weil wir alle drei Systeme in einer Maschine haben. Das größte Problem wird der Magnetton sein, weniger der Lichtton. So hoffen wir, dass wir demnächst unsere eigene professionelle Maschine haben. Reno Bornkamm: Eine Anmerkung noch von meiner Seite zu den Formaten: Wir sind auch in der Lage, Nitro-Material zu scannen. Wir können Ozaphan-Filme verarbeiten. Wir haben in jüngster Zeit Aufträge, an denen andere Anbieter gescheitert sind.
Christos Pateludis: Das Gute dabei ist, dass wir bei den kleinen Formaten, also 16 mm und darunter, modular arbeiten. Wir können auf unseren Maschinen zum Beispiel den Film nur mit einem Motor laufen lassen und das mit einem leicht regulierten Widerstand. Damit können wir die Spannung perfekt einstellen. Das ist meines Wissens bei keinem anderen System möglich. Da laufen entweder beide Motoren und man hat eine Tension, die man zwar regulieren kann, die dann aber konstant ist. Deshalb können wir auch Ozaphan-Film so gut scannen.
Was ist denn beim Scannen von Ozaphan-Material die Herausforderung? Reno Bornkamm: Der Ozaphan-Film ist hauchdünn. Eigentlich misst er nur die Hälfte von dem, was ein normaler 16-mm-Film hat. Dadurch, dass er so dünn ist und auf einer Spule aufgewickelt wird, ist er oft gewellt. Schon bei nur geringfügig zu starkem Zug oder wenn ein kleiner Haarriss im Material vorhanden ist, reißt er. Dabei spaltet er sich richtig auf.
Und bei Nitro ist ja die Feuergefahr das größte Problem? Reno Bornkamm: Das ist weniger das Problem, denn Nitro fängt ja erst bei höheren Temperaturen an zu brennen. Das Handling ist natürlich ein anderes, wobei man aufpassen muss, dass keine Erhitzung stattfindet. Christos Pateludis: Und Nitromaterial ist von der Qualität her gesehen sehr, sehr gut. Reno Bornkamm: Nitromaterial hat den großen Vorteil, dass hier kein Pilz entstehen kann. Auch gegenüber Schrammen ist es widerstandsfähig. Außerdem ist das Material sehr langlebig. Wir haben Filme von 1920 gehabt, deren Qualität war verglichen mit Filmen aus dem Jahr 1970 unglaublich. Weil wir es gerade von den Materialien haben, bei den Super-8-Filmen kam es ja insbesondere bei Agfa-Filmen zu Pilzbefall. Wir haben die Möglichkeit, dieses Material zu reinigen, so dass der Film vollständig vom Pilz befreit wird.
Kommen wir von der Technik zur Ästhetik. Wie stellen Sie sicher, dass bei der Digitalisierung der Charakter von Film als Film noch sichtbar bleibt? Christos Pateludis: Es kommt auf die Licht- und Farbbestimmung an und auf die optimale Filmkorndarstellung. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Korn der Träger der Schärfe ist. Durch die Farbbestimmung bekommt das Korn – wenn man weiß, wohin man mit der Farbe gehen muss – die Bedeutung, dass man den Film so sieht, wie man ihn von der Leinwand kennt. Das ist das Ziel. Wir streben danach, einen Eindruck wie bei einer Projektion mit dem Projektor zu erreichen. Es darf nicht ganz so sein, aber die Tendenz muss dahin gehen. [15058]