DoP Ari Wegner über ihre oscarnominierte Arbeit an „The Power of the Dog“
Free Download: Wegweisend – DoP Ari Wegner
von Timo Landsiedel,
Ari Wegner ist erst die zweite Frau, die in der 94-jährigen Geschichte der Oscars für die Beste Kamera nominiert wurde. Ihre außerordentlichen Bilder für „The Power of the Dog“ von Regielegende Jane Campion heben sie zurecht in den erlesenen Kreis der internationalen Community visionärer DoPs – auch ganz ohne Oscar-Adelung. Timo Landsiedel sprach für unsere Ausgabe 5.2022 mit der Australierin über die wunderbar lange Vorbereitungszeit, wie sie die Buchvorlage in Bilder übersetzte und sie verriet ihm den wahren Grund, weshalb sie sich auf die Oscarverleihung gefreut hat. Hier gibt es nun den kompletten Artikel zum kostenlosen Download!
Zeit ist Luxus, vor allem beim Film. Als Regisseurin Jane Campion ihr Team zusammenstellte und Ari Wegner als DoP für „The Power of the Dog“ an Bord holte, lagen die Dreharbeiten noch rund ein Jahr entfernt. Campion und Wegner kannten sich bereits. Beide hatten 2015 bei den Dreharbeiten zu einer Werbekampagne für Gender-Diversität der australisch-neuseeländischen Bankengruppe ANZ zusammengearbeitet. Ende 2018 bekam Wegner den Anruf von Jane Campion, die deutlich machte, dass sie bis zu den Dreharbeiten Anfang 2020 sehr viel Zeit mit ihrer Kamerafrau verbringen wollte. Beide nutzten das für die intensive Auseinandersetzung mit dem Stoff. „Ich habe zuallererst das Buch gelesen“, sagt Ari Wegner. „Denn Jane schrieb zu der Zeit immer noch am Drehbuch.“ Campion wählte in der Folgezeit zusammen mit Wegner die Motive aus, involvierte die Kamerafrau intensiv in Besprechungen mit Art Department, Szenenbild und Kostümbild.
„Für mich ist es wichtig, die Regisseurin während des Prozesses der Vorproduktion so gut kennen zu lernen, dass ich ihre Vision gut kenne, aber auch ihre Persönlichkeit verstehen lerne“, sagt Ari Wegner. „Ich bringe immer eine sehr große Offenheit mit. Sicher habe ich auch eigene Ideen aus dem Buch, aber ich halte damit erst mal zurück, bis ich weiß, welche Ideen die Regisseurin umsetzen möchte.“
Der bessere Vorschlag
Laut Ari Wegner hat sie viel gemeinsam mit Jane Campion. Zum Beispiel erscheinen beide gerne extrem gut vorbereitet am Set. „Wenn man seine Hausaufgaben sehr gut gemacht hat, kann man am Set experimentieren und spielen“, sagt Wegner. „Es ist leicht, Entscheidungen zu treffen, wenn man durch die Vorarbeit seine Instinkte geschärft hat.“ Dazu gehört am Set auch eine hohe Konzentration der ganzen Crew. Campion und Wegner mögen beide sehr ruhige, leise, respektvolle Sets. So waren für die Crew zum Beispiel keine privaten Mobiltelefone am Set erlaubt. Beide geben sich bei der Auswahl der Crewmitglieder diesbezüglich große Mühe, ein gut passendes Team zusammenzustellen. [15117]