Zur vielschichtigen Psychologie des Filmemachens gehört nicht nur Offensichtliches, wie die Positionierung der Kamera, das Lichtsetzen, die Montage oder die Musik. Nein, die Beeinflussung des Zuschauers beginnt mit dem ersten Buchstaben, den der Drehbuchautor tippt, reicht über die genannten Aspekte wie auch weit subtilere bis hin zur Atmosphäre des Kinos, in dem der Film letztlich gezeigt wird.
Kein Wunder, dass die Wissenschaft in diesen Fragen noch lange nicht am Ende ihrer Erkenntnisse ist, was die Wirkung von Filmen auf den Zuschauer angeht, und auf welche Weise man Einflüsse wirken lassen kann. Besonders elementar: Die Farben und die Farbtemperatur natürlich. Ist ein Film kühl oder warm, bunt oder ausgewaschen, mit breitem oder schmalem Spektrum? Sehr spannendes Thema.
Der Twitterer @cinemapalettes hat sich so manche Schlüsselszene bekannter Filme vorgenommen und sie in ihre Farben zerpflückt. Dies vereinfacht Rückschlüsse auf das ästhetische Konzept hinter der jeweiligen Szene:
Zunächst möchte man denken, der Künstler verarbeitet das komplette Farbkonzept eines Films zu Paletten wie diesen, doch das stimmt nicht.
Es handelt sich nur um den jeweiligen Frame. Wer zweifelt, möge sich bitte an “The Truman Show” erinnern, wo unter anderem auch eine Menge grün sowie gelb vorkommt (Gras, Laub und Strand), oder aber auch “The Blues Brothers“.
Besonders auffällig war die farbliche Teilung eines Films in dramaturgische Spielfelder übrigens in Steven Soderberghs “Traffic” (2000) mit Michael Douglas, Benicio Del Toro und Catherine Zeta-Jones: Die drei Handlungsstränge waren gehalten in blau, farbenfroh und orange. (Hier mehr)
Dennoch ist es recht faszinierend, die Farbpaletten in inspizieren, denn sie zeigen, welche Gespräche und Konzepte vor dem Dreh gemacht wurden. Was der jeweilige Filmemacher mit dieser speziellen Entscheidung erreichen wollte, bietet genug Stoff für lange Abende der Diskussion unter Filmfans, versprochen!
Auch farblich sehr interessant ist sicherlich der letzte Film, den wir hier als Beispiel anbringen wollen: “Blade Runner”. Die dystopische Zukunft in einer dreckigen Welt, darin erfolglose Versuche der Bevölkerung, sie durch Neonfarben aufzuhübschen. Doch am Schluss gibt es ja zum Glück ein Aufatmen.
Natürlich ist das Thema Farben im Film schon lange und oft aufgearbeitet worden, in der Fachwelt, in der Literatur, oder auch in Filmen zum Thema. Diese künstlerische Auseinandersetzung damit ist jedoch nicht nur interessant, sondern auch einfach nur ganz hübsch.