„Warum will ich das machen?“
Beim Herantasten an das Handwerk, dass dem Bauchgefühl vorausgeht, ging es um die Frage, wie beide DoPs die ersten Schritte eines ihrer Projekte angehen.
Yugen Yah: Es wird ja heute auch unser Thema sein, wie improvisierend geht man vielleicht an Sachen heran oder inwieweit hat man das Gefühl, dass man halt sein Handwerk gelernt hat und man weiß genau, wie Sachen funktionieren. Ich würde vielleicht einen Schritt zurück gehen, in die Entwicklung von Projekten. Habt ihr da so eine Routine für euch, wie ihr an neue Projekte herangeht? Wenn ihr ein neues Skript, eine neue Idee, eine neue Zusammenarbeit habt mit jemandem?
Katharina Dießner: (zeigt lächelnd auf Timon, ihm den Vortritt lassend)
Timon Schäppi: (lacht) Ich kann gerne anfangen, das interessiert mich auch sehr, wie du das machst, Katharina! Was ich in letzter Zeit oft mache, ist mit Moods zu arbeiten – Bilder anzuschauen und Moodboards zu erstellen. Ich sammle auch Bilder, die eher nicht passen, um mit der Regie eine Eingrenzung zu erarbeiten, dass man sagt, eher in diese Richtung soll es gehen oder diesen Aspekt würde man gerne übernehmen. Manchmal ist die Gefahr dabei, dass man sich ganz tolle, große Filme anschaut, deren Mittel man nicht haben wird. Aber trotzdem finde ich diesen Bilder-Sammel-Prozess toll und hilfreich. Allerdings besteht darin auch die Gefahr, dass man daran arbeitet, etwas zu erreichen, was schon besteht, statt etwas zu finden, was man noch nicht sehen kann. Da bin ich selber gerade noch am Herausfinden.
Katharina Dießner: Ich finde, das ist ein guter Punkt, dass man sich den Blick für das aktuelle Projekt bewahrt! Also wenn man ein Drehbuch bekommt, dass man das erst mal liest und guckt: Gefällt mir das überhaupt? Warum will ich das machen? Welchen Rhythmus hat das, was passt vielleicht für eine Erzählperspektive? Oder um was geht es überhaupt? Und dass man daran anknüpft zu gucken, welche Moods passen könnten. Das können Fotografien sein oder Farben oder auch Musik – das kommt auf das Projekt an. Und gleichzeitig musst du ja die anderen auch mit ins Boot holen. Das Szenenbild, die Produzent:innen, ich finde es auch gerade wichtig, die Menschen dazuzuholen, die nicht an diesem kreativen Prozess beteiligt sind. Eine Produktion ist ja immer ein Schaffensprozess – und wie kriegt man den in Gang und kann den mit den Gewerken, mit denen man direkt zusammenarbeitet gestalten – Szenenbild, Kostüm, Maske und natürlich Regie. Wie kriegt man es hin, dass man eine ähnliche Vorstellung hat? Dafür sind Moods auch super, egal, wie groß die Filme sind. Denn man kann sich ja darüber austauschen, was einen daran interessiert. Und je mehr Projekte man hat, desto mehr fängt man auch an, für sich da so eine Strukturierung reinzubringen. [15381]
Wenn Sie mehr über das Spannungsfeld von Handwerk und Bauchgefühl erfahren möchten: Hier geht es zum kompletten Gespräch mit Katharina Dießner und Timon Schäppi!