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Bayerischer Filmpreis 2014 – Handwerk ist das Geheimnis

Der Bayerische Filmpreis für das Filmjahr 2014 wurde am Abend des 16.1.2015 im Münchner Prinzregententheater vergeben. Wir waren dabei!

Er ist kein Mann der großen Worte, sondern des großen Bildes: Gernot Roll, Ehrenpreisträger des Bayerischen Filmpreises 2014. In Vertretung von Ministerpräsident Seehofer würdigte Wirtschafts- und Medienministerin Ilse Aigner den Kameramann und Regisseur, der beweise, dass «künstlerische Meisterschaft und handfeste Unterhaltung» sich nicht ausschließen müssten, er habe in seinen 125 Fernseh- und Filmproduktionen Maßstäbe gesetzt. Vorher skizzierten Einspieler Rolls Arbeit und Wesen. So ließ Edgar Reitz verlauten, Roll sei manchmal am Set «ein Teufel» und bewunderte seine Durchsetzungsfähigkeit bei Meinungsunterschieden. Oscar-Gewinnerin Caroline Link erinnerte sich schmunzelnd daran, wie er unwillig die Lampen bei den Dreharbeiten zu NIRGENDWO IN AFRIKA ausschaltete mit dem Kommentar «sie mag’s halt dreckig». Schauspielerin Veronica Ferres betonte, Roll habe sie geprägt, mit ihm habe sie die ersten Erfahrungen gemacht und sprach wohl allen aus dem Herzen: «Du hast den Preis mehr als verdient, du bist ein ganz ganz großer Künstler.» Standing Ovations!
Der Geehrte selbst, der auch mit 75 noch sehr gefragt ist, gab sich bescheiden und wies auf das Vertrauen hin, das ihm Franz Peter Wirth und Fritz Umgelter schon in den 1970er Jahren schenkten. Er hoffe, noch lange auf der «Spielwiese» mitzuspielen und dankte für das Geschenk, diesen Beruf ausüben zu können und dadurch eine «ewig währende Kindheit» zu genießen.

Der Bayerische Filmpreis für die beste Bildgestaltung ging an Christian Stangassinger für den Thriller WIR WAREN KÖNIGE. Ihm gelinge es, «das im Vorstadtmilieu spielende Polizei-Drama in atmosphärisch dichten Bildern und mit sicherem Gespür für die innere Zerrissenheit der Protagonisten auf beiden Seiten gekonnt umzusetzen», urteilte die Jury.

 

Witzig und unterhaltend wie die ganze Veranstaltung war die Inszenierung der Preisübergabe. Stuntkoordinator René Lay lobte Stangassinger, der die Herausforderung gemeistert habe, die Actionsequenzen wie Wirklichkeit aussehen zu lassen und nicht zu überzeichnen, und enterte die Bühne nach einer wilden Verfolgungsjagd in den Kulissen am Seil von oben. Stangassinger, der deshalb erst den Pierrot aus Pappmaché erhielt statt den aus feinem Nymphenburger Porzellan, hob den Mut von Drehbuchautor und Regisseur Philipp Leinemann und den Produzenten Tobias Walker und Philipp Worm hervor, das Projekt anzugehen wie auch die für das Szenenbild verantwortliche Petra Albert. Ehrenpreisträger Roll im Einspieler auf die Frage, was macht eine gute Kameraarbeit aus?: «Das weiß ich auch nicht. Handwerk ist das Geheimnis, das sollte man beherrschen.»

An den Preisen für das Bezugsjahr 2014 gibt es nichts zu mäkeln, ob für den besten Dokumentarfilm, für Nadaf Schirmans THE GREEN PRINCE, der von Gonen Ben Itzak, dem Ex-Mitarbeiter des israelischen Inland-Geheimdienstes Schin Bet, präsentiert wurde, oder beim Schauspielerpreis an Alexander Fehling für seine Rolle in IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS, bei dem der «echte» Oberstaatsanwalt Gerhard Wiese auftrat, der einzige lebende der drei Staatsanwälte, die im ersten Frankfurter Auschwitzprozess die Anklage vertraten.

Mit dem Regiepreis wurde Baran Bo Odar ausgezeichnet, der mit WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER sich an einen Thriller «made in Germany» herantraute. Passend zur spannenden Geschichte um Hacks am Computer schlug Moderator Christoph Süß den Bogen zum Sony-Hack, sein Handy wurde coram publico gehackt und die Bühne stockdunkel, bis Tom Schilling und Elyas M`Barek mit Taschenlampen auftauchten und sich gegenseitig auf die Schippe nahmen mit ihren 11.000 bzw. 2,3 Millioneno Facebook-Freunden. Der Regisseur gestand augenzwinkernd, in seiner Position habe er wenig zu tun, außer «langsamer» oder «schneller» zu rufen und «Wo bleibt der Kaffee?».

Verdient ist auch der mit 60.000 dotierte Euro VGF-Nachwuchsproduzentenpreis an die Berliner Port au Prince Film & Kultur Produktion für JACK, den Berlinale-Wettbewerbsbeitrag des vergangenen Jahres, ein Sümmchen, das Jan Krüger und René Römer finanziell brauchen können. Im Herbst kommt wahrscheinlich ihr nächster Film, die Bestsellerverfilmung DIE DUNKLE SEITE DES MONDES unter der Regie von Stephan Rick ins Kino.

Über den mit 200.000 Euro dotierten Produzentenpreis freuten sich Oliver Schündler und Boris Ausserer der Münchner Lucky Bird Pictures für das Drama ELSER – ER HÄTTE DIE WELT VERÄNDERT. Die Laudatio übernahm der Elser-Neffe Franz Hirth, der als Zehnjähriger seinen Onkel zum letzten Mal bei einem Familienbesuch erlebte. Die Jury: «Ein sorgfältig recherchiertes und brillant geschriebenes Drehbuch von Fred und Léonie-Claire Breinersdorfer, ein in jeder Nuance überzeugender Hauptdarsteller Christian Friedel und eine meisterhafte Regie von Oliver Hirschbiegel machen ELSER zu einem herausragenden Kinoereignis».

Schon vor fünf Jahren begannen die Produzenten mit der Recherche zu dem Porträt über den Mann, der 1939 im Bürgerbräukeller Hitler in die Luft jagen wollte und 1945 im KZ ermordet wurde. Schündler, der auch die Kameraarbeit der «wunderbaren» Judith Kaufmann hervorhob, zog ein ganz persönliches Résumé: «Wir haben Kopf und Kragen riskiert, um das Ding in den Händen zu halten».

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