Was muss man beim Broadcast-Einsatz von FPV-Drohnen beachten? Wir haben von Firmengründer André Theis vom Dienstleister theis.media aus Wuppertal erfahren, worauf er bei der Planung und Umsetzung solcher Einsätze achtet und welche Qualifikation die Piloten haben müssen, die seine Drohnen fliegen.
Technische Komponenten
Bei der Kamerasteuerung greift Theis auf eine Eigenentwicklung zurück, die auf Datenfunk im UHF-Bereich basiert. „Somit können wir eigene Frequenzen beantragen und sind nicht auf die LTE-Netze der Mobilfunknetzbetreiber angewiesen, denn diese bieten keine absolute Betriebssicherheit im Rahmen von Großveranstaltungen“, beschreibt André Theis die Vorteile der proprietären Technik. „Unsere Telemetrie kommt neben den Drohnen auch an den Cinelook-Gimbal-Rucksäcken, POV/Bodycams oder Onboards zum Einsatz. Dabei werden fast alle Teile der benutzten Technik modifiziert. Oftmals werden Gehäuse entfernt oder gleich OEM-Bauteile verwendet. An den Kameras montieren wir zum Beispiel eigene ND-Filterhalter, um ein möglichst geringes Gewicht zu erreichen.
Neben dem erwähnten GPS-Sicherheitssystem tragen weitere Aspekte zur Betriebssicherheit bei. Manche Drohnen haben beispielsweise acht Propeller anstatt der üblichen vier. Ein Test hatte gezeigt, dass die Drohne selbst beim Bruch von zwei Propellern mit den verbleibenden sechs noch weiterfliegen konnte. „Das ist zwar bislang noch nie passiert, aber wir testen alle Szenarien“, bekräftigt Theis. „Das wichtigste Sicherheitstool bleibt stets dasselbe – der Abstand! Der Pilot beachtet bei der TV-Produktion stets die Abstände sowie den der unbeteiligten Personen, Zuschauern und der Athleten oder zu Fahrzeugen, um Kollisionen nahezu auszuschließen.“
Seit zwei Jahren hat theis.media seine Drohnen mit einem Hot-Swap-System ausgerüstet, mit dem sich ein Akkuwechsel ohne Stromverlust in der Drohne und der Broadcast-Technik durchführen lässt. So bleiben Sender und Kamera stets aktiv und eine Wartezeit für das Hochfahren des Videosenders und der Kamera entfällt. Vor allem bei der FPV-Drohne mit der Highspeed-Kamera sei, so Theis, dieses Hot-Swapping wichtig für einen permanenten Betrieb und für das Playout.
Genehmigungen
Doch bevor auch nur eine einzige Drohne den Boden verlässt, müssen die nötigen Genehmigungen vorliegen – wohlgemerkt beim Einsatz unter freiem Himmel, denn Innenräume unterliegen nicht den Luftfahrtgesetzen. „In erster Linie treten wir mit den jeweiligen Luftfahrtbehörden in Kontakt. In Deutschland ist es das Luftfahrt-Bundesamt, in Österreich Austro Control“, erklärt André Theis die übliche Vorgehensweise. „Es gibt auch Fälle, in denen der Event eine eigene Flugzone besitzt. In diesem Fall reguliert der beauftragte Flugkoordinator vor Ort den Betrieb selbstständig. Des Weiteren prüfen wir, ob der Betrieb per Special Operations Risk Assessement SORA notwendig ist oder nicht. Wir fliegen jedoch fast ausschließlich in dieser Special-Kategorie, um das Risiko bewilligungspflichtiger Drohnenoperationen systematisch zu identifizieren. Nur mit diesem Verfahren können Regeln wie etwa Distanzen abweichend genehmigt werden.“
Zu guter Letzt gilt es, Bereiche abzusperren und zu kennzeichnen und gegebenenfalls das Personal vor Ort über den Einsatz von Drohnen zu unterrichten. Dabei ist es laut André Theis extrem wichtig, sich stets an alle besprochenen und genehmigten Flugzonen zu halten. Alle Piloten, die für theis.media fliegen, sind in ausreichender Höhe versichert und verfügen über alle Fluglizenzen, die für den Einsatz im jeweiligen Land notwendig sind. Damit kann das Unternehmen in allen Ländern stets dieselbe Qualität und Technik anbieten, auch in den USA, Kanada und Großbritannien.
Mountain Bike World Series
Die UCI Mountain Bike World Series 2024 finden an 15 Rennwochenenden in den Disziplinen Crosscountry, Downhill und Enduro in zehn Ländern in Europe sowie in Nord- und Südamerika statt. Die ersten beiden Rennen starteten im April in Brasilien nahe Mairiporã und Araxá. Dort setzte theis.media zwei Kamera-Drohnen ein, um die Mountainbiker in Szene zu setzen. Die Außenübertragungen wurden vom Dienstleister EMG aus Belgien realisiert und von Eurosport ausgestrahlt.
In Mairiporã und Araxá war neben den FPV Race-Drohnen eine Beautycam-Drohne im Einsatz. „Die FPV-Frames haben wir selbst gebaut, die Beauty-Shot-Drohne basiert auf der DJI Inspire-Klasse“, sagt André Theis. „Dort haben wir die Kamera durch eine Dream Chip AtomOne ersetzt, die Sendestrecke auf einen COFDM-Transmitter umgebaut sowie unsere eigene auf UHF basierende Datenfunk-Platine zur Kamerasteuerung implementiert. Beide Live-Drohnen-Systeme können somit per RCP, in diesem Fall CyanView, gesteuert werden.“
Bei der Gestaltung der Bilder hatte Theis konkrete Vorstellungen. „Eine FPV-Drohne soll in erster Linie nah am Athleten sein und so die Bewegung und die Geschwindigkeit erlebbar machen. Sie erfüllt aber auch den Zweck einer entfesselten Kamera. Man kann zum Beispiel mehrere Meter hoch in den Schnitt einsteigen und bis auf Bodenhöhe an das Mountainbike heranfliegen. Ich kann mich links wie rechts hinter dem Athleten bewegen und auch links oder rechts an Bäumen vorbeifliegen.“
Die Beautyshot-Drohne wurde klassisch in der Totalen genutzt, aber auch, um in der Übersicht das Feld der Fahrer zu verfolgen. „Tatsächlich eine Aufgabe, die klassischerweise meist von Helikoptern übernommen wurde“, erklärt André Theis. „In Mairiporã war die Beautyshot-Drohne die mit Abstand am meisten geschnittene Kamera!“
Die FPV-Drohnen hatten es nicht so einfach, da in den ersten Runden das Fahrerfeld noch so eng beieinander war, dass es schwer war, hinter einer Gruppe oder einem Fahrer mit der Drohne eine Lücke zu finden, die sicher genug war und keine Fahrer beeinträchtigte. Ab der zweiten oder dritten Runde lagen dann die Fahrer oder Gruppen schon so weit auseinander, dass die Flugmanöver ohne Probleme möglich waren.
Regisseur Florian Heller schätzte an den Wireless-Video-Lösungen von theis.media die „höchst professionelle Arbeit mit null Ausfallraten. Egal, welches Team vor Ort für die Umsetzung verantwortlich ist, es wird stets höchste Qualität abgeliefert, sowohl technisch als auch von der Bildsprache her. Dazu kommt, dass sie sich nie mit dem Erreichten zufriedengeben, sondern immer schauen, wie man das Ganze noch weiterentwickeln kann“, bilanziert der Regisseur die Drohnen-TV-Produktion in Brasilien. [15453]