Broadcast-Produktion in Brüssel zur Europawahl (1)
TV-Produktion in 24 Sprachen
von Bernhard Herrmann,
Eine der größten diesjährigen Broadcast-Produktionen fand anlässlich der Europawahl 2024 im Europäischen Parlament statt – die obendrein in den 24 Sprachen der EU-Staaten hergestellt werden musste. Bernhard Herrmann war für uns in Brüssel und hat sich den enormen technischen Aufwand genau angeschaut.
Die alle fünf Jahre durchgeführte Europawahl bescherte der Medienabteilung des Europäischen Parlaments auch in diesem Jahr viel Arbeit. Denn insgesamt waren um die 1.000 Journalisten und Medienvertreter zur Berichterstattung in Brüssel. Neben den vorhandenen TV-, Multimedia- und Radiostudios wurden 120 Standup-Positionen für Fernsehen, Radio und Social-Media-Aktivitäten geschaffen. Auch zusätzliche Verbindungen und Ressourcen per Glasfaser-, IP- und Mobilfunk-Leitungen aus Belgien in die jeweiligen Länder waren erforderlich und wurden entsprechend eingerichtet.
Für die Berichterstattung über das Europäische Parlament und seine Aktivitäten können die 720 Abgeordneten aus den 27 Mitgliedstaaten der erweiterten Europäischen Union den kostenlosen audiovisuellen Service in Form von TV- und Videoproduktionen, Radioservice sowie Web- und Multimedia-Aktivitäten nutzen. „Das Referat ,Audiovisuelle Medien‘ möchte Medienschaffenden dabei helfen, unparteiische und umfassende Informationen bereitzustellen, und sie ermutigen, unsere Instrumente innerhalb und außerhalb des Europäischen Parlaments optimal zu nutzen“, erläutert Jaume Duch Guillot, Generaldirektor für Kommunikation und Sprecher des Europäischen Parlaments, die Zielsetzung, die hinter diesem umfangreichen Service steht. „Wir unterstützen die Medien mit Infrastruktur und Dienstleistungen, um so die Darstellung Europas zu fördern und jedem Bürger das Gefühl zu geben, ein Teil des Puzzles der Europäischen Union zu sein. Wir bemühen uns, eine Brücke zwischen der Arbeit der Medien und den von den Mitgliedern des Europäischen Parlaments getroffenen Entscheidungen zu schlagen. Da die Medien eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, das Interesse an europäischen Angelegenheiten zu wecken, ist es unsere Aufgabe, die Medien dabei zu unterstützen, eine konsistente und effektive Kommunikation über die Aktivitäten des Europäischen Parlaments zu liefern.“
Zur vorhandenen Infrastruktur gehört beispielsweise das sogenannte „Agora Set“. Das kreisrunde und offene Studio im dritten Stockwerk des Parlamentsgebäudes ist komplett mit Broadcast- Audio- und Videotechnik, einschließlich Mikrofonie, InEar-Systemen, Intercom-Einheiten, Grass-Valley-Kameras, Telepromptern, Kamerakran, Studiobeleuchtung, Dekoration und einem halben Dutzend beweglicher LED-Videowalls ausgestattet. Über eine danebenliegende mobile Bild- und Tonregie mit Bild-, Aufzeichnungs- und Sendetechnik sowie TV-Infrastruktur werden die Sendungen aus dem „Agora Set“ gefahren.
Vor dem Agora Set befindet sich das ebenfalls kreisrunde und offene Set der „VoxBox“, das für Web-, Radio- oder Social-Media-Produktionen genutzt wird. Mit dem festen Roundtable-Set, das sich ideal für Interviews oder Debatten eignet, lässt sich das Set mit minimalem Personalaufwand sendebereit machen. Dazu werden drei Remote-Kameras mit geteilter Bedieneinheit, ein Tonmischpult, Mikrofone, InEar- und Kommunikations-Verbindungen, Live-Streaming-Equipment und für Hybrid-Produktionen Möglichkeiten für Aufzeichnung und Schnitt vorgehalten.
The Qube
Das größte und meistgenutzte TV-Studio trägt den Namen „The Qube“ und befindet sich im Keller des Europäischen Parlaments. Mit sechs Kameras auf Pumpenstativen und ansonsten ähnlicher Broadcast-Technik wie im „Agora Set“ lassen sich dort auch aufwendigere TV-Produktionen gestalten und technisch realisieren. Im Raum nebenan ist eine großzügig bemessene fest installierte Regie mit einem Dutzend Arbeitsplätzen untergebracht.
Eine Etage darüber liegt ein kleineres Green-Key-Studio für Multimedia-Anwendungen. Auch dieses Studio ist wieder mit aller erforderlichen Bild- und Tontechnik sowie der notwendigen Peripherie ausgestattet und kann stets kurzfristig in Betrieb gehen. Neben den weiteren Multimedia-Studios „Cosy Box“ und „Vox Station“, die allerdings bei der Europawahl 2024 nicht in Betrieb waren, gibt es fünf Radiostudios, die im ersten Tiefgeschoss liegen und sich vor der Ausstattung von Studios bei Radiosendern keineswegs verstecken müssen. Jedes dieser Studios hat eine eigene Tonregie und ist konstant in die jeweiligen Kommunikationsnetze eingebunden. [15470]
Lesen Sie im zweiten Teil des Artikels, wie der Plenarsaal des Europäischen Parlaments in ein TV-Studio umfunktioniert wurde!