Wer sich für einen Optiksatz entscheidet, will Zuverlässigkeit. Vertrauen ist gut, Kontrolle angemessen. Hans Albrecht Lusznat hat sich im Rahmen eines Spielfilmdrehs mit den VDSLR-Optiken von Walimex beschäftigt.
Wer im Verleih nach kostengünstigen High-Speed-Festbrennweiten sucht, der stößt zwangsweise auf den Objektivsatz von Walimex Pro, der bei einer Anfangsöffnung von F1.5 mit ungefähr 20 Euro pro Brennweite je Tag zu Buche schlägt. Eine Zeiss HS Fixbrennweite mit F1.3 von 1990 steht heute immer noch mit 80 Euro pro Tag im Verleihkatalog.
Walimex Pro ist im deutschsprachigen Raum der Markenname des Importeurs Foto Walser für Fotoobjektive des südkoreanischen Herstellers Samyang Optics Company aus Masan.
1972 gegründet, lieferte das Unternehmen optische Komponenten und OEM-Objektive für verschiedene Marken. Samyang ist heute im Zeitalter des Autofocus einer der wenigen Hersteller komplett manueller Fotoobjektiv- Serien und deshalb für alle Videofilmer interessant, die mit Fotoapparaten oder Kameras mit großem Sensor arbeiten. Die Wahl von Objektiven ist schon immer ein heikles Thema gewesen und schwer sachlich zu beurteilen. Denn die optische Performance verleiht dem Bild einen Look, der oft künstlerischen Bewertungsmaßstäben unterliegt und im Sinne der zu fotografierenden Geschichte zu bewerten ist. Schon in der ganz frühen Phase der Filmgeschichte haben Kameraleute mit Filtern und Gazen die Qualität damaliger Optiken gedämpft, teilweise auch nur partiell, um ihren Bildern den fotografischen Realismus zu nehmen und zu einer anderen Erzählebene zu finden. Um Objektive zu testen und zu vergleichen gibt es verschiedene Standard-Verfahren, die die Abbildungsleistungen erfassen und in der Regel Auflösung und Schärfe, Verzerrungen, Farbfehler, Bildfeldwölbung, Lichtabfall zum Rand hin und die Struktur des Unschärfenbereichs beurteilen.
Schaut man sich die Bilder an, die man mit den Objektiven macht, dann ist schnell klar, auf welche Kriterien man sein Augenmerk legen muss, und dass nicht alle Aspekte der bekannten Testverfahren gleichermaßen relevant sind.
Je mehr ein Objektiv auflöst, je schärfer es ist, umso schneller fällt dem Betrachter im Bild auf, wo die Unschärfe beginnt. Das alles ist in der Theorie von Schärfentiefe und Zerstreuungskreisen enthalten. Je schärfer das Bild in der Schärfenebene ist, umso geringer ist die Toleranz gegenüber der Unschärfe. Deshalb ist vielleicht das beste Objektiv nicht unbedingt die beste Wahl, gerade wenn man Menschen und Gesichter fotografiert, die auch noch permanent in Bewegung sind. Ob die Schärfenebene planparallel zur Bildebene liegt oder eine Wölbung hat, spielt bei den Bildern oben keine Rolle und würde sich nur bei Reproduktionen von Flachware bemerkbar machen. Auch ein Lichtabfall zum Rand hin ist in bestimmten Maßen akzeptabel. Viele Fotografen belichten ihre Bilder bewusst an den Ecken nach, um ihnen eine Geschlossenheit zu geben.
Bei den Walimex-Objektiven hat mich vor allem das Verhalten bei offener Blende interessiert. Dazu habe ich mit einer Alpha7 die Poster-Vorlage (Din A1) einer Tageszeitung (die ich nicht lese) mit vielen verschiedenen Bilddetails immer formatfüllend fotografiert. Der folgende Vergleich zeigt dann immer Ausschnitte der Größe 800 × 800 Pixel aus der Bildmitte:
In der optischen Performance ist das Walimex Pro 1.5/24 mm dem Zeiss HS Distagon T1.3/25 mm von 1990 bei offener Blende durchaus ebenbürtig. Zudem ist es mit einem Neupreis von ungefähr 500 Euro unschlagbar günstig gegenüber einem Objektiv, das gebraucht immer noch um die 7.000 Euro kostet und mit dem hier abgebildeten Adapter ungefähr doppelt so viel wiegt. Schon bei offener Blende liefern die Walimex-Objektive ein gutes Konstrastverhalten, das sich bei Abblenden nicht wirklich steigert und deshalb im Bereich von T1.5/2.0/2.8 nicht zu unterschiedlichen Abbildungen der Szene führt, wenn die Blende gezogen wird.
Aspekte der Mechanik
Die Samyang-Objektive sind sehr gut gearbeitet, sind alle ähnlich im Durchmesser und die Baulänge mit E-Mountfassung schwankt von 100 bis 138 mm. Alle fünf Brennweiten haben eine Innenfokussierung. Der Blendenring mit 0.8-Modul-Zahnkranz liegt wie bei allen neuen Filmobjektiven hinten, der Schärfenring ebenfalls mit Zahnkranz vorne. Die Markierungen sind bei eingesetztem Objektiv in Blickrichtung der optischen Achse einseitig links angebracht, wie man es von Filmobjektiven gewohnt ist.
Der Stellwinkel für die Schärfeneinstellung von ∞ bis 0,25 m beträgt beim 24-mm-Objektiv 130 Grad und ist so kompakt, wie man es von Fotoobjektiven kennt. Beim Zeiss-Objektiv dreht man von ∞ bis 0,25 m 325 Grad, kann also besser und genauer differenzieren. Für den Handkameraeinsatz macht letztlich das eine oder das andere keine Probleme, wenn man eingeübt ist und nicht zwischen verschiedenen Typen wechseln muss. Die Walimex- Objektive werden in zehn verschiedenen Fassungen geliefert: Canon, Canon-M, Nikon, Pentax, Sony Alpha, Sony-E-Mount, Four-Thirds, MFT, Samsung NX sowie Fujifilm- X.
Auf die Fassung kommt es an
Bei Fotoobjektiven hat sich der Bajonettverschluss für die Objektivbefestigung durchgesetzt. Dabei steht das Objektiv an der Kamerafront an, wird aber durch Blattfedern in der Kamera an das Gehäuse angepresst. Vorteil dieser Methode ist ein schneller Objektivwechsel durch eine kurze Drehbewegung und ein schlanker rechtwinkliger Anschluss ans Kameragehäuse. Zur Fixierung der Drehbewegung dient ein Führungsstift, der in eine Aussparung des Objektivs eingreift. Die Güte der Verbindung gegen Verdrehen hängt von der Passgenauigkeit des Stiftes ab. Beim Sony E-Bajonett (Alpha 7) misst er 2,3 mm und greift in einen Schlitz von 2,4 mm am Objektiv. Je nach Objektiv und Bajonettausführung (das mag von Kamera zu Kamera verschieden sein) kann das Objektiv Spiel haben und verdreht sich minimal, wenn starke Kräfte auf den Schärfenring wirken. Dadurch kann es zu Verschiebungen der Bildlage kommen.
Bild: Hans Albrecht Lusznat
Bild: Hans Albrecht Lusznat
Natürlich ist es investitionssicherer, wenn man die Walimex- Objektive in der Nikon-Ausführung mit hohem Auflagemaß erwirbt, um dann gegebenenfalls auf Canon und andere Fassungen mit kurzem Auflagemaß mittels Adapter anpassen zu können. Aber mehrere Fotobajonettfassungen in einem Aufbau machen das System anfälliger gegen Verdrehen und führen möglicherweise zu einem Wackeln der Bildlage.
Beim PL-Mount wird das Objektiv gerade ohne Drehbewegung in die Fassung an der Kamerafront eingesetzt und durch einen Überwurfring fest auf die Kamerafront gepresst. Die Verbindung ist absolut spiel- und verwindungsfrei und hat sich seit 1982 durchgehend an den verschiedensten Kameramodellen bewährt.
Wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, kann drei der oben vorgestellten Samyang-Objektive mit den Brennweiten 24/50/85 mm unter der Markenbezeichnung Xeen in PL-Fassung erwerben.
Kurt sucht sich selbst
Im Dezember 2015 und Januar 2016 habe ich in München den Spielfilm „Kurt sucht sich selbst“ gedreht. Die Geschichte wird aus der Perspektive der Kamera erzählt. Hauptfigur Kurt hat nämlich für seine Selbstfindung extra eine Kamerafrau engagiert. Alles ist aus der Hand gedreht, in längeren Plansequenzen, die oft einen großen Raum überstreichen. In einem Hotelzimmer sind so zum Beispiel neben den zwei Hauptdarstellern vier Teammitglieder vorhanden. Die Kamera sieht gut 300 Grad des Zimmers. Auch das Badezimmer wird noch bespielt. Wenn man als eine der vornehmlichen Aufgaben des Kameramanns ansieht, dass es darum geht, in den Bildern Klarheit zu schaffen, dann ist bei begrenztem Budget ohne Szenenbild und mit beschränkten Mitteln sofort klar, dass man nur durch minimale Tiefenschärfe eine Konzentration auf die Handlung schafft und störende Strukturen im Hintergrund ausschalten kann. Deshalb war ein Highspeed-Objektivsatz vonnöten. Gedreht wurde mit der FS7 Kamera von Sony in XAVC-I mit SLOG3. Als Objektive standen Zeiss HS1.3 Objektive und der beschriebene Objektivsatz der Firma Walimex zur Verfügung.
Kurt sucht sich selbst D2016 90 Minuten
P+R Ulla Geiger, RA Jaqueline König, K Hans Albrecht Lusznat (bvk), T Dominique Klatte, D Michael Ransburg, Sonia Hausséguy, Stefanie von Poser, Andy Herzog, Isabella Leicht, Stefanie Achatz, Seppi Scholler, Walter Schuster, Ursula Berlinghof, Claudia Helene Hinterecker, Sandro Di Stefano, Guido Frank u.A.
Ich hatte die Walimex VDSLR-Range während eines Drehs im Einsatz und werde diese Linsen nicht noch einmal einsetzten. Öffnet man die Blende mehr als 2.8 ist das Bild fast nicht mehr zu gebrauchen. Die Objektive zeichnen dann so unglaublich weich, dass es kaum auszumachen ist wo genau die Schärfe liegt. Es handelt sich dabei auch nicht um eine schöne Unschärfe, das Bild wird sehr “matschig”.Ich würde diese Linsen keinem empfehlen, lieber sollte man etwas mehr Geld in die Hand nehmen und auf wirklich bewährte Linsen zurückgreifen. Hier spart man sonst am falschen Ende.
Ich möchte nicht auschließen, daß es Exemplare gibt, die schlecht justiert sind und einen entsprechenden Qualitätsabfall haben. Samyang verbaut bei den Objektiven diverse Kunststoffteile und Auswirkungen grober Behandlung lassen sich da schwer abschätzen.Deshalb kann man nur empfehlen, die Objektive vor dem Einsatz entsprechend durch zu testen, so wie es eigentlich bei jeder größeren Produktion üblich ist.
Ich hatte die Walimex VDSLR-Range während eines Drehs im Einsatz und werde diese Linsen nicht noch einmal einsetzten. Öffnet man die Blende mehr als 2.8 ist das Bild fast nicht mehr zu gebrauchen. Die Objektive zeichnen dann so unglaublich weich, dass es kaum auszumachen ist wo genau die Schärfe liegt. Es handelt sich dabei auch nicht um eine schöne Unschärfe, das Bild wird sehr “matschig”.Ich würde diese Linsen keinem empfehlen, lieber sollte man etwas mehr Geld in die Hand nehmen und auf wirklich bewährte Linsen zurückgreifen. Hier spart man sonst am falschen Ende.
Ich möchte nicht auschließen, daß es Exemplare gibt, die schlecht justiert sind und einen entsprechenden Qualitätsabfall haben. Samyang verbaut bei den Objektiven diverse Kunststoffteile und Auswirkungen grober Behandlung lassen sich da schwer abschätzen.Deshalb kann man nur empfehlen, die Objektive vor dem Einsatz entsprechend durch zu testen, so wie es eigentlich bei jeder größeren Produktion üblich ist.