wer schon einmal in den Krisengebieten der Welt gedreht hat, sagen wir zum Beispiel im Kongo, kennt die Regeln – und wenn nicht, werden sie einem als Erstes nach der Anreise eingebläut: das Teamfahrzeug stets in Fluchtrichtung parken, niemals zu Fuß gehen und nur aus Flaschen trinken, die man selbst geöffnet hat. Vor allem aber niemals losziehen ohne kundige Begleitung, die brenzlige Situationen ahnt, bevor sie sich überhaupt entfalten, und gegebenenfalls zum zügigen Aufbruch drängt.
Zurück in Deutschland darf man dann durchaus dankbar sein, sich wieder in einem Staat aufzuhalten, in dem die Arbeit von Kameraleuten ohne solche Sicherheitsmaßnahmen möglich ist – sollte man jedenfalls meinen. Was uns jedoch Kolleginnen und Kollegen von ihrer Arbeit insbesondere im Umfeld von Demonstrationen berichtet haben, erzählt eine andere Geschichte. Anfeindungen und Gewalt, sei sie verbal oder gar körperlich, gehören hier mittlerweile zum Geschäft, wie wir ab Seite 58 schildern.
Auch dieses Jahr erhalten unsere Abonnentinnen und Abonnenten als Bonus mit dieser Ausgabe das aktuelle Jahrbuch Kamera 2021. Wir bedanken uns herzlich bei unseren Autoren, allen voran Hans Albrecht Lusznat, der mit großer Ausdauer und Genauigkeit dafür gesorgt hat, dass Sie wieder ein aktuelles Kompendium für Bild, Ton und Schnitt in der Hand halten!
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Besonders beunruhigend ist hierbei die Tatsache, dass diese Aggression nicht etwa nur von radikalen Sonderlingen, sondern auch von biederen Bürgern ausgeht, denen offenbar der Respekt vor einer fairen und unabhängigen Berichterstattung völlig abhanden gekommen ist.
Wir leben in einem Land, das außerordentlich schlechte Erfahrungen damit gemacht hat, dabei zuzusehen, wie die Grundlagen der Demokratie von innen ausgehöhlt werden. Zu diesen Fundamenten gehört die freie und unabhängige Berichterstattung, sei es in Wort, Fotografie oder Bewegtbild. Insofern sind Angriffe auf Kameraleute auch ein Angriff auf unser demokratisches Gemeinwesen.
Ihr
Uwe Agnes
Chefredakteur