Wundersames wusste mein Kollege Timo Landsiedel zu berichten, nachdem er für Film & TV Kamera die FMX in Stuttgart besucht hatte. Das viertägige von der Filmakademie Baden-Württemberg organisierte Event widmete sich den Zukunftsthemen unserer Branche: Metaversen, künstliche Intelligenz, disruptive Innovationen in der VFX-Produktion, Digital Humans – you name it.
Ein hübscher Seitenaspekt, und zwar der wundersame, den ich gerade versprach, trat im abschließenden Talk „30 years from now …“ zutage, in dem Solomon Rogers von Magnopus und Rob Bredow von Industrial Light & Magic gemeinsam mit dem Moderator und Kongress-Vorsitzenden Jan Pinkava fröhlich die nicht allzu ferne Zukunft ersannen. Könne, so eine Frage aus dem Publikum, KI uns in Zukunft unsterblich machen?
Die Drei auf dem Podium waren sich einig. Na klar! Zweifellos werde es möglich sein, mit technischen Mitteln eine Instanz seiner selbst fortleben zu lassen, etwa durch eine speziell auf das eigene Leben programmierte KI. Mit der könnten sich dann die Hinterbliebenen nach dem eigenen Ableben weiter unterhalten. Das wäre dann wohl Trauerarbeit der ganz besonderen Art und gewiss nicht jedermanns Sache – da gehe ich d‘accord mit der Beobachtung aus dem Artikel, den Sie ab Seite 70 lesen können.
Wenn wir nämlich an dieser Stelle nur ein klein wenig weiterdenken, landen wir sehr schnell auf philosophischem Glatteis. Was, wenn diese Instanz ein Bewusstsein entwickelt? Wer wäre moralisch verantwortlich für ihre etwaige Handlungen? Ganz abgesehen davon, dass ich einer KI-Version meiner selbst keinen Meter über den Weg trauen würde, weil ich gar nicht wissen will, welchen Unsinn sie meinen Angehörigen so alles zu erzählen hätte, finde ich persönlich Umsterblichkeit gar nicht so erstrebenswert. Im Gegenteil: Die Begrenztheit unserer Zeit macht sie kostbar und unsere Endlichkeit ist, finde ich, Bestandteil des Mensch-Seins.
Doch selbst ohne KI, die unsere Persönlichkeit mit Technologie fortsetzt, müssen wir nicht ohne eigene Fußstapfen abtreten. Architekten bauen Häuser, Filmschaffende schaffen Filme, Chefredakteure schreiben Editorials. Das ist für den Anfang doch gar nicht so schlecht.
Ihr
Uwe Agnes
Chefredakteur
Ausgabe 6.2023
FOKUS
Editorial
Drei Fragen an … Kay-Steve Anliker aus Zürich
AT WORK
Frischer Anstrich Das Disko-Universum der 1970er Jahre ist Thema einer sechsteiligen RTL+-Serie. DoP Felix Poplawsky kombinierte dafür die Sony-Kameras VENICE und FX3 und setzte die Genesis G35 Vintage ‘66-Objektive ein.
Starker Gestaltungswille Fanfilme haben es schwer. Deswegen musste bei der „Mad Max“-Hommage „Hope & Glory“ jedes Detail perfekt sein. Wir erfuhren von DoP Johannes Pfau, wie er den ikonischen Look der Vorbilder nachbaute.
HANDS-ON
Look als Dialog Im zweiten Teil des Gesprächs zwischen Coloristin Louise „Lou“ Temmesfeld und DoP Matthias Bolliger über die Look-Entwicklung liegt ein Schwerpunkt auf den Stärken der neuen Baselight-Version.
Spielerische Präzision DoP Markus Förderer stellte auf der NAB Show 2024 die finale Version seiner Objektivtest-Plattform Cineflares.com vor. Er berichtet, was sich seit dem Soft-Launch im November getan hat.
Sicherheit im Blick FPV-Drohnen sind innerhalb kurzer Zeit ein wichtiger Mosaikstein bei der Broadcast-Übertragung von tempolastigen Sportarten geworden. Worauf kommt es bei der Planung und Umsetzung solcher Einsätze an?
AUF EINEN BLICK
NAB Show 2024
Menschen
Maier Bros. setzt auf Hybrid-Stromversorger FH130
Branche
DIALOG
Fröhliche Anarchie Das Internationale Frauenfilmfest IFFF zeigte 95 frauen- und gesellschaftspolitisch brisante Filme aus 40 Ländern. Das Schwerpunkt-Thema Wut liegt im Trend – und es ging cineastisch kämpferisch zur Sache.
Welten verbinden Die FMX 2024 in Stuttgart nahm sich in diesem Jahr alle relevanten Themen vor: Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit, das Metaversum, Digital Humans, Diversität und der Wandel in der Produktion von VFX.
Neuer Schwung für die „Stuttgart Animated Week“ Das Trickfilmfestival ITFS und der Animation Production Day machten Stuttgart für eine Woche wieder zum Zentrum des Animationsfilms und der Effekte. Kay Hoffmann hat für uns das ITFS besucht.
Starke Dokumentarfilme Bei der ersten Diagonale unter der neuen Intendanz von Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh gab es Änderungen hauptsächlich in Details. Christine Dériaz wirft einen Blick auf das österreichische Filmgeschehen.
Echte Schweizer Was kennzeichnet einen Schweizer Film? Der Streit ist fast so alt wie derjenige um die Merkmale eines guten Films, doch ausgefochten wird er nie, findet Philippe Dériaz.
DIALOG
Dokumentation und Poesie Thomas Häring und Hubert Jäger haben als freie Filmemacher über Jahre an ihrem Film über den Forggensee gearbeitet. Vor der Kinopremiere berichteten sie, welche Schwierigkeiten sie bei ihrer Arbeit zu überwinden hatten.
Liebe Film- und Medienschaffende,
