In der Rubrik “Drei Fragen” stellen wir in jedem Heft eine Filmschaffende oder einen Filmschaffenden mit drei kurzen Fragen zu Arbeitsschwerpunkt, beruflichem Engagement und Freizeit vor! In unserer Ausgabe 9.2019 beantwortete sie Jan Görgen. Er machte seinerzeit eine Ausbildung zum Mediengestalter beim Ludwig Kameraverleih in Köln und erzählt, wieso Cellospielen ihm für den Job hilft.
1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?
Ich bin Auszubildender zum Mediengestalter für Bild und Ton bei Ludwig Kameraverleih in Köln und absolviere gerade die letzten Tage meines ersten Ausbildungsjahres. Die Ausbildung hier hat vor allem einen technischen Schwerpunkt, mein Arbeitsplatz ist daher auch in der Werkstatt. Hier wird das gesamte Equipment, hauptsächlich Kameras, Objektive, Monitore und viel Zubehör nach jedem Einsatz auf alle Funktionen überprüft und gereinigt, damit alles zuverlässig funktioniert.
Bei Objektiven wird zum Beispiel neben der Reinigung immer jeweils die Front- und Rücklinse auf Beschädigungen überprüft. Wir halten selbst kleine Irritationen in der Glasbeschichtung in einem Protokoll möglichst genau fest. Die Beschädigungen werden in drei Kategorien un- terteilt, die sich im Protokoll farblich unterscheiden. Leichte Vergütungsschäden tragen wir in grün ein, eine fehlende Vergütung in blau und eine spürbare Beschädigung des Glaskörpers in rot. Anschließend wird das Ob- jektiv an einer Kamera auf die Bildqualität und alle mechanischen und elektronischen Bauteile überprüft und alles im Protokoll vermerkt. Zuletzt kommt das Objektiv noch auf den Kollimator, wo das Auflagenmaß gemessen und gegebenenfalls korrigiert wird. Jeder Kunde muss dieses Protokoll bei der Abholung eines Objektivs per Unterschrift bestätigen. Eigene Korrekturen können jetzt natürlich noch nach Bestätigung eines Mitarbeiters hin- zugefügt werden. So kann nach der Rückgabe sehr genau überprüft werden, ob während der Produktion neue Beschädigungen entstanden sind.
Erwähnenswert ist auch noch unser „Testgenerator“. So nennen wir unser selbst zusammengestelltes und modifiziertes Testgerät, was im Grunde das Herz der Werkstatt ist. Über einen Testbildgenerator können wir ein Bewegtbild in verschiedenen Auflösungen, Abtastverfahren und Frequenzen erzeugen, was dann zusammen mit einem Testton als HD-SDI-Signal, per HDMI oder auch als ältere Signalart wie etwa FBAS ausgegeben wird. So können die verschiedensten Schnittstellen von Monitoren und Rekor- dern sowie Displaypanels überprüft werden. Zu jedem Videoausgang gibt es noch jeweils einen Eingang, der auf einem großen Monitor angezeigt werden kann. Videoausgänge von Kameras, Monitoren und Rekordern können so angezeigt werden. Kabel, Videofunkstrecken und Wandler können wir ebenfalls überprüfen, indem das Testbild an den Monitor weitergegeben wird.
Außerdem werden in der Werkstatt noch viele Reparatur- und Wartungsarbeiten durchgeführt sowie Equipment für spezielle Einsätze eigens für den Kunden und den Einsatzzweck gebaut oder modifiziert, Jobs für Kunden und für den internen Transfer zwischen den eigenen Filialen zusammengestellt oder zurückgenommen.
2. Bist du in einem Verband aktiv?
Ich bin noch in keinem Verband aktiv und habe auch während der Ausbildung kaum darüber nachgedacht. Ich finde es aber sehr wichtig, dass die Interessen und Bedürfnisse aus dieser Branche in einer Gemeinschaft berücksichtigt und von ihr vertreten werden. In der nächsten Zeit werde ich mich auf jeden Fall intensiver mit der Arbeit verschiedener Verbände auseinandersetzen.
3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?
Da die Arbeit sehr technisch ist, unterstütze oder organisiere ich zusammen mit Freunden oder Kollegen aus der Berufsschule kleine Filmprojekte, um mich dort vor allem kreativ ausleben zu können. Hier ist der große Equipment-Pool des Verleihs auf jeden Fall ein Vorteil, da ich gerade ungenutztes Equipment zum Beispiel über das Wochenende selber ausleihen und benutzen kann.
Zudem bin ich seit meiner Kindheit sehr musikbegeistert. Ich habe knapp 10 Jahre lang Cello gespielt und anschließend Gesangunterricht genommen und in Chören und bei einem Musical mitgesungen. Momentan schreibe ich vor allem eigene Musik und gestalte existierende Songs so um, dass sie mir besser gefallen oder in ein anderes Genre passen. In den letzten Jahren habe ich so ziemlich alles aus den verschiedensten Jahrzehnten von epischer, klassischer Orchestermusik, über Pop, Rock, Funk, Hip Hop bis hin zu A cappella ausprobiert, kombiniert und umfunktioniert. Zusammen mit Freunden nehme ich manche Songs zu Hause auf und versuche, mir die Klangbearbeitung anzueignen. Dank der Ausbildung habe ich jetzt auch grundlegendes Wissen in der Tontechnik, was mir sicherlich weiterhelfen wird. [9818]