die Liste mit oscarnominierten DoPs, deren Projekte wir hier im Heft in unseren Rubriken „International“ und „At Work“ vorstellen, wird zusehends länger. Nach Roger Deakins für „Empire of Light“ und James Friend für „Im Westen nichts Neues“ können wir nun auch Florian Hoffmeister für „Tár“ begrüßen, und zwar sogar mit einem kleinen Schwerpunkt.
Zum einen werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Drehs und sprechen mit Florian Hoffmeister über seine kreative Zusammenarbeit mit Regisseur Todd Field. Zusätzlich beschäftigen wir uns ab Seite 32 ausführlich damit, wie die beiden in Zusammenarbeit mit ARRI Rental für die Signature Primes den gewünschten ZEISS-Vintage-Look entwickelten und das mithilfe des Hinterlinsensystems in zweimonatiger Arbeit technisch realisierten.
Und noch etwas war ungewöhlich bei „Tár“: Wegen der „No Pictures Policy“ am Set gab es nur ein einziges Foto von den Dreharbeiten selbst, nämlich jenes, das dieser Policy irgendwie entwischt zu sein scheint und den DoP beim Drehen von Plates in Dresden zeigt.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass „Arbeitsfotos“ eine wahre Plage sein können, besonders wenn man dokumentarisch im kleinen Team unterwegs ist. Wenn die Situation nämlich ein Foto wert ist, dann lohnt es sich vermutlich in den meisten Fällen auch, sie zu drehen. Umgekehrt hat während der eigentlichen Arbeit kaum jemand die geistigen Reserven oder schlicht die Zeit, sich um Fotos zu kümmern. Am Spielfilmset, wo Smartphone-Verbote Alltag sind, kann unter Umständen auch die eigens beauftragte Standfotografie bei der Konzentration auf das Wesentliche stören.
Insofern ist es sicher erfrischend, wenn sich der Gedanke an BTS-Fotos bei der Arbeit komplett streichen lässt. Als Medium für Bildgestaltung können wir aber nur schwer auf solche Fotos verzichten: Filmstills alleine reichen nur selten. Wenn wir unsere Erfahrungen am Set oder in der Postproduktion mit der Community teilen möchten, dann sagt ein Foto tatsächlich manchmal mehr als tausend Worte.
Ihr
Uwe Agnes
Chefredakteur
Ausgabe 4.2023
FOKUS
Editorial
Drei Fragen an … Johanna Kreuz aus München
AT WORK
Der authentische Moment Das österreichische Drama „Der Fuchs“ findet eine ungewöhnliche Perspektive – auch in der Inszenierung, für die Regisseur Adrian Goiginger mit den Kameramännern Yoshi Heimrath und Paul Sprinz arbeitete.
INTERNATIONAL
Aus der Begrenztheit heraustreten DoP Florian Hoffmeister, oscarnominiert für seine Kameraarbeit bei „Tár“, hat im Interview mit Jens Prausnitz über seine kreative Zusammenarbeit mit Regisseur Todd Field bei diesem Film gesprochen.
IM TEST
Fokus auf das Wesentliche Mit dem HydraPanel erweitert Astera sein Angebot um einen kompakten, drahtlos einzusetzenden Fluter. Herbert Bernstädt hat ihn für uns unter die Lupe genommen.
HANDS-ON
Masterclass im Objektivtuning Für „Tár“ hatten Regisseur Todd Field und DoP Florian Hoffmeister einen Look im Sinn, der auf einem Vintage- ZEISS-Objektiv beruhte. Technisch setzten sie das mit dem Hinterlinsensystem der ARRI Signature Primes um.
Mit Licht orchestrieren In Hamburg fand ein Event zum Thema HDR mit der ARRI Alexa 35 statt, initiiert von CineMobil, Optical Art und der FTA-Hamburg. Key-Speaker DoP Matthias Bolliger berichtet.
Zurück zur Haptik Editor und Motion Designer Moritz Krist begann, aus Computerplatinen und Spanplatte futuristische Wolkenkratzer zu bauen. Er nimmt uns mit auf seinen Lernprozess, wie man Miniaturen für Bewegtbild baut und dreht.
Wenn nichts schiefgehen darf Wir alle machen Fehler, besonders unter Zeitdruck, und dann wird vielleicht historisch bedeutendes Material weltweit mit Gelbstich ausgestrahlt. Bernhard Herrmann hat Tipps, wie sich Fehlerquellen ausschließen lassen.
AUF EINEN BLICK
Technologie
Menschen & Branche
BRANCHE
Den Mittelbau stärken Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, startete im Oktober 2022 das GetOnSet-Traineeship-Programm. Wir sprachen zur Halbzeit des aktuellen Jahrgangs mit Fortbildungsleiterin Ulrike Dobelstein-Lüthe.
FESTIVAL
Tendenz zum Mut Anfang Februar fand die Jurywoche für den 33. Deutschen Kamerapreis statt, erstmals wieder in Präsenz. Jurypräsident Jo Baier und Kuratoriumsvorsitzender Matthias Haedecke haben uns erzählt, wie es lief.
Pflicht statt Kür Das Gesamtprogramm der 73. Berlinale bot mit über 280 Filmen aus 67 Ländern eine Vielfalt an Themen und Genres, vom Spielfilm, Dokumentarfilm, Animationsfilm bis hin zum Experimentalfilm.
Schmerzhaft direkt Margret Köhler berichtet von der „Perspektive Deutsches Kino“ bei der Berlinale 2023.
Krisen auf der Leinwand In den Dokumentarfilmen der 73. Berlinale dominierten Themen, die Kriegserfahrungen verarbeiteten. Den Goldenen Bären gewann aber mit „Sur l’Adamant“ ein Dokumentarfilm, der inhaltlich ganz anders verortet war.
Den eigenen Augen misstrauen Mit dem Kamera-Studio-Workshop bieten die Berlinale Talents in Partnerschaft mit ARRI ein hochkarätiges Hands-On-Training für Kamera-Talente aus der ganzen Welt. Wir haben zugesehen.
DIALOG
Fische filmen Ohne Auftrag im Rücken verfolgte der Naturfilmer Stefan Tannenberg fünf Jahre lang den Zug der Atlantischen Lachse. Gunter Becker hat den Enthusiasten interviewt.
Sehende in Ausbildung Als Chefkameramann beim Bayrischen Rundfunk in München ist Hans Fischer auch für die Ausbildung von Nachwuchs-Kameraleuten verantwortlich. Was kann er für sie tun und wie sieht er ihre Zukunft?