wer in England lebt, hat es gut. Das Land liegt weit vorn beim Impf-Wettlauf, bei Gericht trägt man Perücken und die Sprache kennt kein grammatikalisches Geschlecht – weswegen sich dort eine gendergerechte Schreibung mit wesentlich weniger Kopfzerbrechen umsetzen lässt als hierzulande.
Aber auch im Deutschen gibt es nach etlichen Jahren der Diskussion und Bewusstseinsschärfung genügend Mittel, mehr oder minder elegant zu gendern, das bekannteste davon der Genderstern. Er dient dazu, in Personenbezeichnungen neben männlichen und weiblichen auch nichtbinäre Geschlechtsidentitäten im Druckbild sichtbar zu machen, ähnlich wie beim „(m/w/d)“ der Stellen- anzeigen.
Doch ebenso wie seine Geschwister Gendergap und Genderdoppelpunkt hat der Genderstern gewisse Schwächen. Ein wichtiger Punkt: In Wortschöpfungen mit Stern gibt es ein Bedeutungsgefälle. Erst kommt die männliche Grundform, dann der Stern für nichtbinäre Identitäten und erst an dritter Stelle mit der weiblichen Endung die Frauen. Außerdem kann der Stern die Lesbarkeit von Texten beeinträchtigen, besonders bei großzügigem Gebrauch.
Deswegen wollen wir bei „Film & TV Kamera“ auf die Verwendung von Gendermarkern im Wort verzichten, mit einer Ausnahme: nämlich wenn es bei persönlich gefärbten Artikeln der Wunsch oder die Gewohnheit derjenigen ist, von denen die Stücke stammen. Hier werden wir allerdings den Doppelpunkt anstatt des Sterns einsetzen, weil sich so ein angenehmeres Schriftbild ergibt. Ansonsten werden wir die übrigen Möglichkeiten der gendergerechten Sprache nutzen.
Das können substantivierte Partizipien sein wie ganz oben auf dieser Seite. Aber es wird sich auch statt des generischen Maskulinums wie etwa „Editor“ das generische Femininum „Editorin“ finden. In beiden Fällen sollen alle Geschlechtsidentitäten gemeint sein, was ab dieser Ausgabe als Disclaimer im Impressum verankert ist. Denn als Zeitschrift, die über Jahrzehnte den „Mann“ im Namen getragen hat, wollen wir heute eine Sprache sprechen, die alle einschließt.
Ihr
Uwe Agnes
Chefredakteur
Ausgabe 5.2021
FOKUS
Editorial
Drei Fragen an … Alexandra Beinert aus Teningen
AT WORK
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PARA mit Pilz DoP Matthias Bolliger berichtet über seine visuelle Konzeption und organische Lookentwicklung bei „PARA“.
SPEZIAL
Entfesselte Kamera Zu unserem 70. Jubiläum befragen wir zehn DoPs, was ihre Lieblingsszene aus den letzten 70 Jahren der Filmgeschichte ist. Birgit Gudjonsdottir wählte die Trauermarschszene aus „Soy Cuba“ von 1964.
IM TEST
Mehr als ein Weckruf Unser Tester Mark Zdunnek hat die URSA Mini Pro 12K in der Praxis ausprobiert und war beeindruckt.
HANDS-ON
Der GamechangerVirtual Production. Für die Produktion von „The Mandalorian“ entwickelte ILM „The Volume“, eine sechs Meter hohe LED-Wand mit Unreal-Engine. Wir stellen die technischen Details vor.
Virtuelle PioniereVirtual Production.Das Hamburger Holobay-Kollektiv bietet Know-how, Workflows und eine Pipeline für interaktive Inhalte für die virtuelle Produktion – mit spektakulären Ergebnissen bei szenischen Einsätzen.
Sprachrettung mit VRVirtual Production. Zwei Berliner Filmschaffende machen mit einem VR-Projekt auf das Verschwinden von Sprachen aufmerksam und haben uns berichtet, wie die Produktion ablief.
Remote und dezentral – der neue Standard? Wir haben uns bei Riedel umgehört, wie man dort Remote Operations für die Live-Produktion einsetzt.
AUF EINEN BLICK
Technologie
Menschen
Branche
BRANCHE
Im Gespräch bleiben Im April 2018 ging die erste Folge des Indiefilmtalk-Podcasts online, kürzlich lief die 100. Folge. Gründer Yugen Yah und seine Mitstreiterin Susanne Braun erzählten uns, was wir in Zukunft erwarten dürfen.
Schwierige Situation Wie kann in der Covid-19-Pandemie ein Kamerastudium funktionieren? Wir sprachen mit Prof. Dr. Kerstin Stutterheim, Rektorin der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), und dem betroffenen Kamera-Nachwuchs.
FESTIVAL
Sehnsucht nach Kino Keine Stars in glitzernden Roben, kein Bussi, kein Bling: Die 71. Ausgabe der Berlinale fand nur online statt. Margret Köhler saß für uns daheim vor dem Monitor.
Perspektive ohne Zukunft? Die Perspektive Deutsches Kino der Berlinale ist eine Plattform, wo junge Talente sich ausprobieren, spielen und provozieren dürfen. Doch die Zahl der Beiträge sinkt seit Jahren.
Anamorphoten und Arbeitsphilosophie Der Einsatz von Anamorphoten war ein Schwerpunkt im Camera Studio der Berlinale Talents. DoP Johannes Louis und Oscar-Preisträgerin DoP Kirsten Johnson führten durch Remote-Workshops.
Deutliche Zahlen Beim Wettbewerb zum Schweizer Filmpreis 2021 sah Phillipe Dériaz eine starke und von filmschaffenden Frauen geprägte Auswahl.
DIALOG
Über die Grenzen hinaus Zu Gast im Podcast „Hinter der Kamera“ ist dieses Mal DoP Markus Förderer. Er unterhielt sich mit Gastgeber Timo Landsiedel über seine Anfänge und seine Vorliebe, sich in eine Sache hineinzufuchsen.
Entstaubte Anamorphoten DoP Peter Deming ist besonders für seine langjährige Zusammenarbeit mit David Lynch bekannt. Jens Prausnitz sprach mit ihm über seine Arbeit an der Sky-Serie „The Good Lord Bird“.