kürzlich war ich im Kongo, um an einer Dokumentation darüber zu arbeiten, wie Familien an ihren Behausungen Gemüse für die Eigenversorgung anbauen und so die dortige Lebensmittelknappheit und den Hunger bekämpfen können. So weit, so realistisch. Als dann jedoch neben Unkrautjäten auch noch Outdoor-Kegeln gedreht werden musste und sich ein leider recht jung verstorbener Kollege zum Team gesellte, war allmählich klar: Dies ist nur ein Traum.

Es ist faszinierend, wie sehr meinen Geist auch nach mittlerweise fünf Jahren bei Film & TV Kamera noch zu beschäftigen scheint, womit ich vorher die Brötchen verdient habe: nämlich mit Dokumentationen rund um die Welt, oft in Afrika, als Autor, Editor und Assistent in Personalunion. Und in manchen Momenten vermisse ich auch in wachem Zustand die adrenalinhaltigen Drehs im Dauerkrisengebiet Ostkongo, die haarsträubenden Zufälle, die dann doch alles zum Guten wenden und die Äquatorsonne, die auf einen herniederbrennt.

Doch es ist auch ein ganz besonderer Posten, der Chefredakteur beim Medium Nummer 1 der Film- und Fernsehbranche zu sein, und es kann keinerlei Zweifel geben, dass diese Position neben den täglichen Herausforderungen des Berufs auch einige Highlights bietet. Ganz oben auf der Liste steht hier die Jurytätigkeit beim Deutschen Kamerapreis. Die Jurywoche ist immer wieder eine einzigartige Möglichkeit, eine ganze Jahresproduktion an Kameraarbeit zu sichten und zu bestaunen.

In diesem Heft berichten wir ab Seite 56 über die Verleihung des diesjährigen Deutschen Kamerapreises – und ich freue mich schon jetzt auf die Gespräche mit den Preisträgerinnen und Preisträgern, wenn wir sie und ihre Projekte in den nächsten Ausgaben vorstellen!