DoP Thomas Dirnhofer dreht TV-Zweiteiler über Höhlenrettung
Free Download: Lichtballett – DoP Thomas Dirnhofer
von Uwe Agnes,
Studio oder Location? Vor dieser Frage stand DoP Thomas Dirnhofer, als er mit Regisseur Jochen Freydank eine internationale TV-Koproduktion vorbereitete, die eine reale und aufsehenerregende Rettungsaktion in der „Riesending“-Höhle nahe Salzburg filmisch umsetzen sollte. Warum die Entscheidung gegen einen Studiodreh fiel und mit welchen Vorteilen und praktischen Problemen das einherging, konnte uns Thomas Dirnhofer für unser Heft 12.2022 aus erster Hand berichten. Hier gibt es nun den kompletten Artikel zum kostenlosen Download!
Als der Höhlenforscher Johann Westhauser am Pfingstwochenende 2014 mit zwei Kameraden in die Riesending-Höhle bei Berchtesgaden einsteigt, ahnt er noch nicht, dass er 40 Stunden später tausend Meter unter der Erde um sein Leben kämpfen wird. Denn dort unten, bereits auf dem Rückweg an die Oberfläche, trifft ihn ein Steinschlag. Die Lage scheint aussichtslos. Westhauser ist schwer verletzt, er hat einen Schädelbruch erlitten und ist bewusstlos, in tiefster Finsternis eingeschlossen von Fels und Kälte. Dass er es lebend ans Tageslicht schafft, ist nach dem Ermessen seiner beiden Kameraden so gut wie ausgeschlossen. Trotzdem nehmen sie die Rettung in Angriff. Einer bleibt beim Verletzten, der andere steigt auf und holt Hilfe. Allein der Weg nach draußen wird zwei Tage dauern.
Dort sind die Rettungsdienste äußerst skeptisch angesichts der Überlebenschancen des Verunglückten: Selbstschutz kommt vor Fremdschutz. Doch die Gemeinschaft der Höhlenforscher gibt den Verletzten nicht auf. Aus etlichen Ländern Europas eilen sie zur Hilfe und schaffen das Unmögliche. Zehn Tage nach dem Unfall tragen sie Johann Westhauser lebend aus der Höhle.
Dass ein solcher Filmstoff, gleichzeitig dunkler Albtraum und inspirierender Hoffnungsschimmer, irgendwann verfilmt würde, war durchaus wahrscheinlich, aber angesichts des abzusehenden Aufwands auch eine anspruchsvolle Aufgabe. So kam es zu einer Koproduktion von ARD, BR, Degeto, Servus TV, SRF, SWR für einen TV-Zweiteiler. In den Hauptrollen sind unter anderem Verena Altenberger, Maximilian Brückner, Anna Brüggemann, Sabine Timoteo und Roland Silbernagl zu sehen. Ausführende Produktionen waren Lotus-Film für Österreich und die Senator Film Produktion für Deutschland, Arbeitstitel des Werks: „Riesending – Jede Stunde zählt“. Anfangs stand als Regisseur Andreas Prochaska bereit, der wiederum DoP Thomas Dirnhofer mit an Bord holte.
Location oder Studio?
Die beiden kannten sich von gemeinsamen Werbefilmproduktionen. Thomas Dirnhofer hatte bereits seine Tauglichkeit für das Gebirge unter anderem bei seiner Kamera- und Regiearbeit für den Dokumentar-Kinofilm „Cerro Torre“ und als Second-Unit-Kameramann für die Ski- und Actionszenen bei „House of Gucci“ unter Beweis gestellt. „Andreas sagte, er hätte da so einen Höhlenfilm liegen und würde den gern on location drehen“, erinnert sich DoP Dirnhofer. „Ob ich Lust hätte, mit ihm nach Kroatien zum Scouting zu fahren? Wir sind dann beide hin, mitten in Corona, und haben in Kroatien Höhlen gescreent. Die haben so viele Ecken und Enden, dass man da wirklich alles inszenieren kann.“
Doch die Finanzierung des TV-Mehrteilers stockte und als Andreas Prochaska sich einem anderen Projekt in England zuwandte, stieß Jochen Freydank als neuer Regisseur zum Team. „Andreas und ich kannten uns schon lange und da ich über seine Nähe zur Authenzitität Bescheid wusste, war ich für den Dreh in echten Höhlen absolut zu haben“, sagt Thomas Dirnhofer, „aber Jochen konnte als Ur-Berliner mit dem Konzept des Drehs on location erst einmal nicht viel anfangen. Wir kamen aber auf der menschlichen Ebene gut miteinander klar und er hat dann verstanden, dass ich bei dem Projekt meine Expertise ganz gut mit einbringen konnte.“ [15272]