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Deine Kirche.Media baut Ü-Wagen zu Streamingzentrale um

Menschen verbinden

Kai-Fabien Rolf baute während der Corona-Pandemie für die Evangelische Kirche eine Streaminginfrastruktur zur Übertragung von Synoden und Veranstaltungen auf. Als er auf einen ausrangierten Ü-Wagen des ZDF stieß, sah er sich seinem Traum von einem eigenen Übertragungsfahrzeug nah. Doch es gab noch einige Hindernisse zu überwinden.

Bedienpult im Ü-Wagen
Foto: Kai-Fabien Rolf

Streaming hat in kurzer Zeit die Welt erobert. Doch viele Unternehmen und Einzelpersonen können mit den technischen Entwicklungen nicht mehr Schritt halten. Längst gibt es daher spezialisierte Unternehmen, die ihre Dienstleistungen zur Unterstützung Streamingwilliger anbieten. Das kann herausfordernd sein, auch weil eine gemeinsame Sprache gefunden werden muss.

Schön ist es da, wenn man ein Medienunternehmen im Hause hat. So ging es während der Covid-19-Pandemie der evangelischen Kirche. Kai-Fabien Rolf hatte schon zuvor ehrenamtlich im niedersächsischen Bramsche den Mediendienst der Evangelischen Jugend Bramsche aufgebaut. Seit 2018 war er für diesen Job vom Kirchenkreis Bramsche in Vollzeit fest angestellt und seit 2020 schließlich auch in einer echten Gesellschaftsform, der Deine Kirche.Media GmbH. Mit der vorhandenen Infrastruktur konnte Rolf in Zeiten von Lockdowns und Reisebeschränkungen die Botschaft seiner Kirche in die Haushalte schicken, in HD und mit niedrigschwelligen Technikanforderungen für das Publikum. Über die Jahre hinweg baute der Medienmacher das Angebot aus, nahm Auszubildende an und professionalisierte sein mittlerweile achtköpfiges Team immer weiter.

Wunsch-Ü-Wagen

Seitdem hat sich einiges getan. Deine Kirche.Media bekam immer mehr Anfragen zu den Dienstleistungen wie Eventtechnik, Live-Streaming oder Imagefilmen. Dabei gab es wohl über die Kirchennähe auch Verwunderung. „Ganz platt gesagt: Es gab ein Angebot von Kirche.Media und Filmproduktion XY. Und dann war immer die Frage: ,Warum muss ich denn bei der Kirche anrufen, wenn ich einen Film haben will?‘“, berichtet Kai-Fabien Rolf. So gründeten die Verantwortlichen die WeOne.Media als eine hundertprozentige Tochter der Deine Kirche.Media GmbH für den nicht-kirchlichen Markt.

Ü1-UHD von we.one media
Der fertig umgebaute Ü-Wagen auf dem Hof des Unternehmens in Bramsche (Foto: Kai-Fabien Rolf)

Für die WeOne.Media suchte Geschäftsführer Rolf bereits seit einiger Zeit nach einem Fahrzeug, in das Übertragungstechnik installiert werden konnte. Der Grund ist nicht nur ein praktischer aus Produktionssicht, sondern auch aus Vertriebssicht. „Wir sind nach wie vor viel im Streamingbereich unterwegs“, so Rolf. „Der Aufbau ist zeitintensiv. Da ist es oft auch in den Verhandlungen mit Kunden schwierig, dass wir nicht nur den Produktionstag kalkulieren, sondern auch Aufbau und Abbau.“ Ein Ü-Wagen war für Rolf immer schon ein magischer Ort. Das rührt aus seiner Ausbildungszeit in Hannover, wo er aus dem Fenster die großen Übertragungsfahrzeuge des Mitbewerbers TVN vom Hof fahren sah. Natürlich ist so ein Fahrzeug eine nicht zu unterschätzende Investition. Also begann Kai-Fabien Rolf zu rechnen. „Effektiv komme ich auf weniger Personal, das ich auf die Produktion schicken muss und kann tatsächlich in vielerlei Hinsicht Auf- und Abbauzeiten reduzieren“, so der Geschäftsführer.

Fast drei Jahre suchte Rolf nach einem Fahrzeug. Der Zufall wollte es, dass Rolf dann im Frühjahr 2024 nicht nur ein passendes Vehikel fand. Er fand sogar einen ausgemusterten SNG-Ü-Wagen des ZDF, der zum Verkauf stand. Dabei handelt es sich um einen Volkswagen T5 mit V6R-Motor, 204 PS und Luftfederung. Das Fahrzeug stand im Ruhrgebiet seit einem Jahr wie Blei auf dem Hof eines Gebrauchtwagenhändlers, gut erreichbar für Rolf. „Ich mache die Kofferraumklappe auf, das Erste was mir entgegen fällt ist eine Fujinon-Zoom-Hinterkamerabedienung“, berichtet Rolf. Der Wagen war noch ausgestattet mit LeMu-Glasfaser-Trommeln, das SatCom-Easy-Link-System, ohne Sender, aber mit Steuerung, und diverser, mittlerweile für Rolf nicht mehr relevanter Technik, wie eine HP-Wokstation, ein altes Avid-System und eine DVCPro50-MAZ. Vor allem die BNC-Verkabelung und die noch vorhandene Ü-Wageninfrastruktur wie Tisch und Racks war Gold wert. „Und es war noch ein originales ZDF-Fahrtenbuch im Handschuhfach“, erzählt Rolf. „Das führen wir nach wie vor weiter – aber eher aus Nostalgiegründen.“

Umbauplanung

Rolf wurde sich mit dem Händler schnell einig und holte den Wagen am 12. April ab. Seine Schätzung zur Amortisierung der Kosten gab ihm ein Limit, das er durch den Umbau in Eigenregie kompensieren wollte. Und es gab ein Ziel, zu dem der Umbau abgeschlossen sein sollte: Der deutsche Posaunentag im Hamburger Stadtpark am 3. Mai. Das waren knapp drei Wochen. Die folgenden drei Wochenenden verbrachte der Geschäftsführer jeweils zwölf Stunden pro Tag im Ü-Wagen mit dem Umbau. Zu Beginn wollte Rolf erst mal ein funktionierendes Innenleben auf die Beine stellen. „Ich hatte zuerst die Idee, wir schrauben alles raus und unsere Technik rein“, so Kai-Fabien Rolf. „Natürlich hat mich dann der Ehrgeiz gepackt und wir haben den Wagen komplett auf links gedreht.“

Technik im Ü-Wagen Ü1-UHD
Das neue Innenleben im Rack: Bildmischer NewTek-Tricaster, die USV-Anlage ONLINE Xanto 3000R, Satellitentechnik von Satmission sowie die obligatorische FritzBox (Foto: Kai-Fabien Rolf)

Die erste Herausforderung war, das Kabelmanagement zu verstehen. Die Beschriftung war numerisch, so dass Rolf sich eine Excel-Tabelle anlegte und Kabelwege nachvollzog, um diese später sinnvoll für seine eigenen Signalwege zu nutzen. Auf diesem System baute er auch später auf, als er selbst neue Kabel einzog. „Ich habe unzählige Netzwerk- und Telefonkabel rausgeholt“, sagt Rolf. „Aber die SDI-Kabel waren natürlich spannend.“ Dann wurde entrümpelt.

Der Ü-Wagen war beim ZDF ein klassischer Reportagewagen. Im Wagen war wohl immer eine Panasonic-P2-Schulterkamera dabei. Rolf konnte das aufgrund der noch verbauten VCT/U14-Platte nachvollziehen. Zudem gab es einen Glasfaser-LeMu-Anschluss für eine typische Schalte. Auf den zwei Arbeitsplätzen im Fond des Wagens war ein Bildschnittplatz mit Avid-System, einer DVCPro50-MAZ und der Satellitentechnik für das SatCom-System. Der Innenausbau mit extra angefertigtem, hochwertigem Holz-Arbeitstisch, Schubladen und Racks konnte übernommen werden und sparte Rolf vermutlich einen fünfstelligen Betrag. [15482]


Sie möchten gern mehr über den Umbau eines ZDF-Ü-Wagens zur Streamingzentrale erfahren? Hier finden Sie die Fortsetzung des Artikels aus unserem Heft 10.2024!


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