27. Deutscher Kamerapreis: Kurzporträt Börres Weiffenbach
von Julian Reischl,
Börres Weiffenbach kommt aus Berlin und schnupperte bereits als Teenager Bühnenluft als Komparse für Theater und Fernsehen – das war in den Jahren rund um den Mauerfall. An der HFF Potsdam-Babelsberg studierte er bis 2003 Kamera und arbeitete seither hauptsächlich dokumentarisch. Und das oft mit Jens Schanze, Marc Bauder und Thomas Heise. Für den Dokumentarfilm „Otzenrather Sprung“ gewann er sowohl den Grimme-, als auch den Deutschen Kamerapreis 2002, um nur zwei seiner zahlreichen Auszeichnungen zu nennen.
Volle Bewegungsfreiheit
Börres, erzähle uns doch bitte von Deiner Arbeit an „Dead Man Working“. Wie war das Kamerakonzept für diesen Film? Wie habt Ihr es umgesetzt?
Die Kamera sollte möglichst sensibel und beweglich sein, dabei aber zugleich möglichst ruhig. Wir wollten keine Distanzkamera. Auch stand fest, dass in 1:2,39 gedreht werden sollte, was fürs Fernsehen ungewöhnlich ist. Wir haben sehr viel mit dem Gimbal gearbeitet, hier habe ich mich vom „Gimbal-Wizard“ Istvan Imreh coachen lassen. Wir hatten uns für den DJI Ronin entschieden, aber den mit der Alexa Mini einen halben Tag zu tragen, war natürlich völlig unmöglich. Es gibt aber drei Wege, den Gimbal dennoch nutzen zu können: Eine Möglichkeit ist, ihn an ein EasyRig zu hängen. Die zweite ist die Montage des Ronin auf einen Steadicam-Arm. Und die dritte ist ein Exoskelett mit Federarm. Wir haben uns dann für das Exoskelett entschieden. Meine eigenen Arme werden dann von den Federarmen unterstützt, meine Arme selbst müssen kein Gewicht tragen, aber ich kann den Gimbal so natürlich führen, als hielte ich ihn in der Hand. Das Exoskelett übernimmt das Heben. Das ermöglichte erst unser Konzept der beweglichen Kamera.
Was gab es für Herausforderungen in der Bildgestaltung?
Der Hauptpunkt war, dass wir in Originalmotiven gedreht haben, die dann für uns ausgestattet oder sogar ausgebaut wurden. Das waren echte Büroetagen im 18. oder 20. Stock, oder sogar noch weiter oben. Von außen konnte man da natürlich kein Licht setzen, das musste innerhalb der Etage gesetzt werden. Das Lichtsetzen war eigentlich die größte Herausforderung: Die Etagenhöhe war gering, alles war verglast – wir hatten, um die gewünschte Ästhetik zu bekommen, stark verglaste Büroetagen gewählt, und da hat sich natürlich jede Lampe schnell gespiegelt.
Das Einleuchten muss dann kompliziert und langwierig gewesen sein, oder?
Es war schon sehr aufwendig, aber eher im Vorfeld. Wir haben eine Menge Selbstleuchter, also Practicals, hergestellt. Zum Beispiel haben wir normale Lampenschirme benutzt, um Filmleuchten darin zu „verstecken“. Oder wir haben normale Bürolampen einfach mit zusätzlichen LEDs verstärkt beziehungsweise 150-Watt-Leuchtmittel eingesetzt. Viel Licht kam von oben, denn da ich mit dem Gimbal durch die Räume gehe und wir zu 360 Grad bespielbare Sets wollten, konnte man nicht Stative im Raum verteilen, an Punkten, die nicht im Bild vorkommen. Wir mussten diese Bewegungsfreiheit hinbekommen, also haben Kamera und Licht da sehr stark mit dem Szenenbildner zusammengearbeitet. Der hat sich auch kreativ eingebracht.
Mit welcher Technik habt Ihr das denn umgesetzt?
Das meiste waren 150-Watt-Scheinwerfer, aber auch 1×1-LED-Panels. Aber es gab auch so kleine LED-Einheiten, die man auf Größe zuschneiden konnte, wenn man die zum Beispiel auf ein Handy legen wollte oder auf ein Armaturenbrett.