50 Jahre HFF: „Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden“
von Julian Reischl,
Am 14. Juli feierte die HFF München ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt. Julian Reischl war für uns dabei und berichtet aus der Hochschule für Fernsehen und Film München.
Die Feierlichkeiten der HFF München zum 50. Jubiläum. Im mittlerweile dritten Gebäude, aber dem ersten, das speziell für diese Hochschule errichtet wurde, sammelte sich das Who is Who der bayerischen Filmszene. Der Abend begann mit dem offiziellen Festakt, der, wo auch sonst, im großen Kino stattfand. Er wurde für alle Gäste, die nicht hineinpassen, im Hause übertragen.
Dr. Ludwig Spaenle beschwor die Faszination Film, die gerade bei jungen Menschen, die für diesen Beruf brennen, in den richtigen Händen liegt, und wies auf den Anspruch hin, den die Einrichtung Filmhochschule erfüllt, aber auch erfüllen muss. Die Hochschulpräsidentin Bettina Reitz schlug den Bogen von der Vergangenheit der Hochschule in die medial vielfältige Zukunft und ging dabei insbesondere auf die Verantwortung ein, die eine Hochschule für ihre Studierenden hat. Sorgen macht ihr, dass München so teuer geworden ist, dass man sich selbst das kostenfreie Studium nicht unbedingt leisten kann. Sie spornte junge Filmemacher an, stets neugierig zu bleiben: „Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden“ wusste schon Sokrates.
Die Studentenvertreterinnen Veronika Faistbauer und Mariella Santibàñez begeisterten das Publikum mit ihrem kleinen Theaterstück über die Qualen, die HFF-Bewerber vor dem endgütigen Bescheid durchstehen müssen. Seit 50 Jahren zieht die HFF naturgemäß auch eine Schneise der emotionalen Verwüstung durch die Lebensträume all derjenigen, die abgelehnt wurden. Doch die beiden Bewerberinnen auf der Bühne mussten nur kurz bangen, wurden sie doch beide zum Studium zugelassen. Im Panelgespräch ließen die Alumni Doris Dörrie, Sherry Hormann, Janine Jackowski und Quirin Berg ihre eigenen Hochschulerfahrungen Revue passieren und ermutigten die Filmemacher von morgen zur Experimentierfreude.
Immer wieder thematisiert, und vom Publikum mit starkem Applaus quittiert, wurde das Thema Gleichberechtigung von Frauen in Filmberufen. Ausgerechnet „Razzle Dazzle“ führten Musical-Studierende der Theaterakademie August Everding auf, ein Stück aus dem Musical „Chicago“, das dazu auffordert, nicht mit Reizen zu geizen, und damit die Oberflächlichkeit und damit den Sexismus des Showgeschäfts trotz aller Gleichberechtigung zartbitter thematisiert.
Ebenfalls gezeigt wurde der neue HFF-Spot „Fight for your Ideas“ von Benjamin Leichtenstern (Kamera: Lukas Nicolaus) sowie der Jahrestrailer. Als erste Einlage hatte Drehbuchstudent Julien Hebenstreit „Who can I turn to“ am Flügel intoniert. Ihm steht jedenfalls die Karriere als Pianist offen, sollte der Filmberuf nicht klappen. In der sich anschließenden Feier wurde natürlich gegessen, getrunken und herzhaft genetzwerkt, während Doris Dörrie von weit oben mit der Papierfliegerkanone vergnügt Werbeflyer für das Drehbuchstudium ins Publikum schoss.
Lesen Sie morgen ein Interview mit Prof. Bettina Reitz, Präsidentin der HFF München.
Herumgefragt: “Und was verbinden Sie mit der HFF München?”
Viola Schmidt, Studentin: „Ich studiere Drehbuch hier an der Filmhochschule. Für mich ist die HFF eine riesige Chance, um mit Produzenten und filmbegeisterten Leuten zusammenzukommen. Ich bin stolz, dass ich dazu gehöre zu dieser 50-Jahr-Feier!“
Prof. Henning Patzner, Dozent: „Ich finde es sehr spannend, dass es diese Schule schon seit 50 Jahren gibt. Spannend finde ich auch die Frage, ob es die Filmhochschule auch in 50 Jahren noch gibt? Ich glaube ganz stark daran. Mir gefällt die Herausforderung, wie sich Film und Medien ändern werden in den nächsten 50 Jahren.“
Martin Moskovicz, Produzent: „50 Jahre, super natürlich! Jetzt geht’s um die nächsten 50, und da wird’s aufregend!“
Philip Voges, Produzent: „Zu 50 Jahren HFF muss ich sagen, dass ich fasziniert bin von der Bandbreite fantastischer Talente, die über diese lange Zeit immer wieder gefunden wurden und sich entwickelt haben“
Robin Prediger, Student: „Man hofft natürlich auf weitere 50 Jahre, man ist natürlich auch dankbar, was einem die Hochschule alles ermöglicht: Den Start in die Branche, die ganzen Kontakte, die Basis für eine spätere Karriere. Dafür ist die HFF unverzichtbar und wird es auch weitere 50 Jahre bleiben.“
Kristina Schranz, Studentin: „Es geht ums Netzwerken bei uns, es geht darum, dass wir eine Handschrift entwickeln, eine Haltung entwickeln. Es ist superschön, wir freuen uns wirklich, hier studieren zu können. Das kann ich von Seiten der Studentenschaft so sagen. Was auch an Filmen herausgekommen ist, ist schon sehr professionell. (…) Wenn’s drauf ankommt: Die HFF bietet einem so viele Möglichkeiten. Man schafft es immer. Man kann alles machen bei uns.“
Katrin Nemec, Regisseurin: „Das wichtigste ist wahrscheinlich, dass man hier Arbeits- und Lebensfreundschaften schließt. Die Filmhochschule ist in gewisser Weise sehr familiär und schafft Verbindung zwischen Menschen. Sie ist ein geschützter Raum, in dem man sich ausprobieren kann, experimentieren kann.“
Ganoui Nordin, Gebäudereinigung seit Tag Eins: „Sehr schön, wunderbar. Die Leute sind sehr nett und höflich, die Studenten wie die Professoren. Ich bin schon glücklich hier. Ich werde gegrüßt und gut behandelt. Manchmal mache ich in Studentenfilmen mit – als Barack Obama.“