Hans Albrecht Lusznat schreibt seit Anfang der 1970er Jahre für Film & TV Kamera und ist somit unser dienstältester Autor. In unserem Heft 1–2.2021 hat er einen ganz persönlichen Blick zurück auf 70 Jahre unserer Zeitschrift geworfen.
Immer wenn die neue Ausgabe von Film & TV Kamera im Briefkasten liegt, ergreift mich ein Gefühl von Neugier. Ein schnelles Blättern durch das neue Heft verschafft Überblick. Zusätzlich hängen an dieser Handlung Erinnerungen an ein ganzes Arbeitsleben, denn die Zeitschrift hat mich seit Anfang der 1970er Jahre begleitet. Vieles hat sich inzwischen geändert, neue Medien und neue Techniken sind hinzugekommen, aber das gedruckte Heft als treuer Begleiter ist geblieben. Hier möchte ich zum siebzigsten Jahrgang an Menschen und Themen erinnern, die mit der Geschichte von Film & TV Kamera verbunden sind.
Die Macher
Gunter Fritz Peters, meist abgekürzt als G. F. Peters, arbeitet 24-jährig beim Max-Ophüls-Film „Lachende Erben“ als Kameraassistent, assistiert dann Günther Rittau bei mehreren UFA-Filmen, arbeitet am Olympiafilm mit und ist während des Krieges Berichterstatter in einer Propagandakompanie. An der Gründung eines ersten Nachkriegs-Berufsverbandes für Kameraleute ist er maßgeblich beteiligt und führt als Redakteur das ab Januar 1951 erscheinende Vereinsmagazin des Clubs deutscher Kameraleute (C.D.K.) neben seiner Tätigkeit als Kameramann, Schwenker und Assistent. Im Laufe der Zeit baut er in der Bozzarisstraße in Harlaching unweit von Geiselgasteig einen Kameraverleih und Zubehörvertrieb unter dem Namen „Kamera 50“ auf. Weil das alles zu viel wird, erscheint „Der Deutsche Kameramann“ für ein Jahr nicht. Im Sommer 1957 sucht Peters dringend jemanden, der die Redaktionsarbeit übernimmt. Über Mundpropaganda stößt er auf Hans Jürgen Weber, der ohne langes Zögern zustimmt und die Zeitschrift weiterführt.
Weber lernt nach dem Abitur bei der „Hannoveranischen Allgemeinen Zeitung“ das Handwerk. Danach geht er über eine Zwischenstation als Redakteur zur Kinofachzeitschrift „Der neue Film“ nach München, wo er und seine Frau Ingeborg 1957 als Redakteur und als Verlegerin die Zeitschrift „Der Deutsche Kameramann“ übernehmen. Rechtzeitig hat sich Hans Jürgen Weber schon in Sachen Nachfolge umgetan und den Ebner Verlag mit einer Beteiligung ins Boot geholt. Als er im November 1993 drei Tage vor der Rente an Krebs stirbt, ist auch die Redaktionsnachfolge schon geregelt. Seit August ist Evelyn Voigt-Müller die neue Chefredakteurin der Zeitschrift und wird diese mit einer Elternzeit-Unterbrechung bis Ende 2015 führen. Sie wechselt zur internationalen Münchner Filmwochen GmbH und wird dort Leiterin der Kommunikation. Unter Evelyn Voigt-Müller wächst der Film & TV Kameramann, einst mit wenigen losen Blättern gestartet, zum teilweise um die 300 Seiten starken Marktführer heran. Zudem baut sie die sehr enge Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Kinematografie auf.
Die 2010er Jahre bringen viel digitale Konkurrenz für Print durch Onlinevideos, soziale Medien und kostenfreie Angebote. Zur Implementierung einer umfassenden digitalen Strategie zieht die Redaktion von München an den Standort Köln in den Bereich ähnlicher Zeitschriften des Ebner Verlags, der Timo Landsiedel als neuen Chefredakteur an Bord holt. Das Heft erscheint in geringfügig größerem Druck-Format und nur noch zehn Heften pro Jahr. Die wegfallenden Ausgaben werden durch „Film & TV Kameramann Spezial“-Ausgaben ausgeglichen, die bis zu 60 Seiten stark sind. Landsiedels Team baut die digitale Reichweite massiv aus, entwickelt neue digitale Produkte und unternimmt mit Veranstaltungen wie dem „Kameradialog Live“ in Berlin, Hamburg und Köln erste Schritte in den Event-Bereich.
Landsiedel übergibt zum November 2019 an Uwe Agnes, der neben seiner Tätigkeit als Autor, Editor und Produzent von Dokumentationen bereits seit Anfang der 2000er Jahre für den Verlag schreibt und seit Anfang 2019 stellvertretender Chefredakteur ist. Mit steigender Auflage und erweitertem Marktanteil durch die Übernahme der Leserinnen und Leser der Fachzeitschrift „Professional Production“ des Eubuco Verlags startet man jetzt in den siebzigsten Jahrgang des Magazins. Gleichzeitig übernimmt das Magazin die Regie bei der angesehenen Fachmesse Cinec und unterstreicht so die Zuversicht sowohl für die eigenen Produkte als auch die Branche im Allgemeinen.
Autoren
Schon in der dritten Ausgabe der jungen Zeitschrift wendet sich die Redaktion an die Leser, bittet um Rückmeldung und beklagt, das sich leider allen Hoffnungen zum Trotz keine Kollegen gefunden haben, die mit Beiträgen aus der praktischen Alltagsarbeit die Redaktion unterstützen. Gleichzeitig steckt man die Ziele ab: „Es ist nun einmal unser Bestreben und das unseres Clubs, die Gestaltung unserer offiziellen Fachzeitschrift ,Der deutsche Kameramann‘ dahingehend auszubauen, daß diese einmal Form, Größe und Auflage des ,American Cinematographer‘ annimmt und somit für die Belehrung und Fortbildung unserer Kollegen, vor allen Dingen des Nachwuchses, ein gutes zuverlässiges Nachschlagewerk unserer Branche wird.“
Zu den frühen Autoren der neuen Zeitschrift gehört der Praktiker und Kameramann Gerd Beissert, der sich 1955 in seinem Beitrag „Der Film ist eine Bildkunst“ mit dem Charakter der Kameraarbeit auseinandersetzt und schon damals die Frage der Urheberschaft stellt, ein Thema, das uns heute noch beschäftigt. Gerd Beissert, Mitglied im Club der deutschen Kameraleute, bei seinen Filmen oft auch gleichzeitig Regisseur, schreibt immer wieder für den Kameramann über die verschiedenen Themen aus seiner Praxis. Auch viele seiner Kollegen haben in den letzten 70 Jahren als freie Mitarbeiter regelmäßig Beiträge für die Zeitschrift geliefert, darunter Werner van Appeldorn, Wolfgang Fischer, Gerhard Fromm, Helmut W. Sonntag, Klaus Jürgen Hintz, Tonmeister Wilm Brucker und viele andere. [13954]
Lesen Sie morgen den zweiten Teil von Hans Albrecht Lusznat Rückblick auf 70 Jahre “Film & TV Kamera”!
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Kommentar zu diesem Artikel
Helmut Rings
Herrn von Lucke und Film 16 Helmut Rings hat man wohl vergessen, die waren ja wohl auch kompetent vorhanden, ist im Kameramann nachzulesen; auch die Verbindung Hans-Jürgen Weber zu Helmut Rings, in Müchen damals Rotbuchenstraße. Film 16 Gründung 1963
Herrn von Lucke und Film 16 Helmut Rings hat man wohl vergessen, die waren ja wohl auch kompetent vorhanden, ist im Kameramann nachzulesen; auch die Verbindung Hans-Jürgen Weber zu Helmut Rings, in Müchen damals Rotbuchenstraße. Film 16 Gründung 1963