Interview mit Kyra Scheurer, künstlerische Leiterin von Filmplus18
Alte Hasen, frischer Wind
von Redaktion,
Vom 26. bis 29. Oktober findet das Filmplus-Montage-Festival zum 18. Mal statt. Wir sprachen mit der künstlerischen Leiterin Kyra Scheurer über Neues beim Festival und die Filmplus Akademie.
Wie läuft es denn bei Filmplus im zweiten Jahr unter neuer Führung?
Na, wir sind ja eine gute Mischung aus alten Hasen und frischem Wind – für den natürlich auch die alten Hasen in neuer Konstellation mit sorgen. Jenny Krüger war ja bereits zuvor schon einige Jahre für die organisatorische Leitung von Filmplus verantwortlich, ich selbst bin seit 2003 dabei, seit 2009 als künstlerische Leiterin und mit Dietmar Kraus haben wir nun auch einen Editor mit dabei, was uns natürlich sehr freut. Im letzten Jahr waren wir noch ganz mit Einarbeitung in die neuen Rollen und Verantwortungsbereiche, mit der Neustrukturierung des Arbeitsalltags hinter den Kulissen und natürlich der Bewahrung des Bestehenden, dem Festival rund um die Schnittpreise also, beschäftigt. In unserem zweiten gemeinsamen Jahr als Filmplus-Leitungsteam sind wir wirklich sehr glücklich, gleich zwei fundamentale Neuerungen präsentieren zu können, ohne Abstriche bei unseren traditionellen Pro- grammsparten und deren Publikumsaufmerksamkeit machen zu müssen.
Welche Neuerungen sind das?
Die Filmplus Akademie und das International Editors Forum, zwei ideale Ergänzungen des Bestehenden, die so-wohl hiesigen Filmschaffenden als auch internationalen Filmeditoren substanzielle, neue Anregungen und Möglichkeiten des Austauschs bieten. Aber der Reihe nach: Da ist zum Einen die Umsetzung eines lange gehegten Wunsches von mir und auch aus den Reihen unserer Festivalgäste – eine Weiterbildungsinitiative für professionelle Filmschaffende, vor allem, aber eben nicht nur, Editorinnen und Editoren. Während es anderswo bereits Seminarangebote zu technischen Neuerungen des Filmschnitts oder berufständischen Themen gibt, liegt der Schwerpunkt der Workshops der Filmplus Akademie auf der Verbesserung im Verständnis benachbarter Gewerke füreinander, der Stärkung von Kommunikation und Rollenbewusstsein im Montageprozess und – an vorderster Stelle – im dramaturgischen Fokus und damit in Angeboten zu einem, wenn nicht sogar dem integralen Bestandsteil der Montage-Arbeit, dem Storytelling. Da bieten wir zum Beispiel sowohl etwas zu Seriendramaturgie an den Beispielen „Bad Banks“ und „Charité“ an als auch etwas zu Figurenführung und Erzählinstanz im Dokumentarfilm. Ich freue mich riesig, dass unsere Akademie-Partner Stadt Köln und FFA uns diese umfangreiche, aber zeitlich kondensierte Erweiterung ermöglichen und auch, dass so viele Berufsverbände und Initiativen wie die AG Dok oder WIFT als Kooperationspartner mit an Bord sind. Das Ganze findet am Freitag, den 26. Oktober im Vorfeld unserer abendlichen Festivaleröffnung statt und besteht aus sechs halbtägigen Workshops, je drei vor- und drei nachmittags sowie einer ganztägigen International Masterclass, in der alle Teilnehmer selbst mit von Dozent Job ter Burg („Elle“) exklusiv zur Verfügung gestelltem Material arbeiten. Das Thema ist hier „Bleeding the Edge – Editing Sex and Violence“.
Welche Idee steckt hinter dem International Editors Forum?
Das International Editors Forum erweitert unsere bisher aus Gastlandabend und International Panel bestehende internationale Sektion um einen spannenden neuen Teil: In einer sehr offenen, an Open Space und World-Café-Formaten orientierten Veranstaltung, dafür mit klar begrenzter Teilnehmerzahl. Im Unterschied zum ansonsten ja komplett öffentlichen Festivalprogramm und den gebührenpflichtigen Akademie-Workshops richtet sich das International Editors Forum ausschließlich an Filmeditoren und hier an maximal fünf Teilnehmer pro Land. Das heißt, neben den ohnehin bei Filmplus traditionell stark vertretenen Festivalbesuchern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und International-Evening-Stammgästen aus zum Beispiel den Niederlanden werden wir in diesem Jahr eine ganz neue Plattform schaffen. Für Filmeditoren aus ca. acht bs zehn Ländern, die in einer Gruppe von 30 bis 40 Teilnehmern eine sehr persönliche und ergebnisorientierte Möglichkeit zu Austausch über und Weiterentwicklung von berufständischen Themen erhalten. Mit Christine von Fragstein konnten wir hier eine sehr versierte Mode- ratorin gewinnen, was bei einem solch speziellen Veranstaltungsformat besonders zentral ist.
Welches Konzept verfolgen Sie mit der Filmplus Akademie? Gibt es Pläne zum Ausbau und gegebenenfalls zur Entkopplung vom Festival?
Wir sind sehr glücklich, dass die Filmplus Akademie in diesem Jahr zum ersten Mal stattfinden kann und gleich auf so reges Interesse stößt. Unser inhaltliches Konzept der Weiterbildung für Film- und vor allem Montageprofis in den drei Schienen „Montagedramaturgie“, „Gewerke im Dialog“ und „Montage und Kommunikation“ wird auch 2019 bestehen bleiben, natürlich mit anderen Workshopthemen und anderen Dozentinnen und Dozenten. Eine Entkopplung vom Festival streben wir nicht an, es geht ja gerade darum, dass es als Ergänzung zu vier intensiven Festivaltagen rund um Filmschnitt und Montagekunst vorab eine konzentrierte Möglichkeit zur Weiterbildung und zu weiterem Networking gibt.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzen Sie beim diesjährigen Filmplus-Festival?
Das Herzstück bleiben natürlich die Wettbewerbe rund um die Schnittpreise für die besten Montageleistungen an deutschen oder österreichischen Kinofilmen. Nominiert sind je fünf Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Ich persönlich freue mich immer am meisten auf die an die Vorführungen anschließenden Editorengespräche mit den Nominierten. Und natürlich haben wir auch in diesem Jahr wieder einen wunderbaren Ehrenpreisträger, der nicht nur die Festivaleröffnung mit Einblicken in sein jahrzehntelanges Schaffen und mit spannenden Filmen bereichern wird. Der internationale Gastlandabend steht 2018 im Zeichen Italiens, Sorrentino-Editor Christiano Travagliolo wird seinen Montage-Klassiker „Il Divo“ präsentieren. Der diesjährige Themenschwerpunkt versammelt unter dem Motto „Re.Edited – Found Footage, Remake, Rohstoff“ einen Vortrag und zwei Podiumsveranstaltungen, zum Beispiel mit den Editoren von „Funny Games“ und „Funny Games U.S.“ Monika Willi und Andreas Prochaska oder mit Filmemacher Klaus Stern und Editorin Rike Anders zur Verwendung dokumentarischer Materialquellen in verschiedenen Formen und Formaten. [6480]
Wieviel davon sind Ostdeutsche? Null – also so wie immer?
Das die punktuell-minimale Teilnahme Ostdeutscher an Filmfestivals ein Missverhältnis von mind. 1 auf 100 oder mehr aufweist, zeigt das die Festivalbranche nichts aus der fehlenden Präsenz Ostdeutschlands in den Medien dazu gelernt hat. Wie die Auswertung der Berlinale der letzten 28 Jahre zeigte, gibt es noch weniger Ostdeutsche als Frauen auf diesen Festivals. Somit ist unter Deutsch also Westdeutsch zu verstehen.
Dies ist auch der Grund warum die Ostdeutsche Film- und Medienbranche nur dem Namen nach Ostdeutsch ist und seit 28 Jahren Einheit am Boden liegt.
Wieviel davon sind Ostdeutsche? Null – also so wie immer?
Das die punktuell-minimale Teilnahme Ostdeutscher an Filmfestivals ein Missverhältnis von mind. 1 auf 100 oder mehr aufweist, zeigt das die Festivalbranche nichts aus der fehlenden Präsenz Ostdeutschlands in den Medien dazu gelernt hat. Wie die Auswertung der Berlinale der letzten 28 Jahre zeigte, gibt es noch weniger Ostdeutsche als Frauen auf diesen Festivals. Somit ist unter Deutsch also Westdeutsch zu verstehen.
Dies ist auch der Grund warum die Ostdeutsche Film- und Medienbranche nur dem Namen nach Ostdeutsch ist und seit 28 Jahren Einheit am Boden liegt.