2019 feierte SOMMER CABLE sein 20-jähriges Firmenjubiläum. Ein Grund mehr, das Unternehmen im badischen Straubenhardt zu besuchen und für unser Heft 1-2.2020 mit Product- und Salesmanager Pascal Miguet zu sprechen.
Bei SOMMER CABLE muss es eine echte Herausforderung sein, „Mitarbeiter des Monats“ zu werden. Nicht etwa, dass Zweifel am Fleiß der 60 Mitarbeiter am Hauptstandort des Unternehmens in Straubenhardt bestünden. Doch an Eifer kaum zu übertreffen sind die roten, würfelförmigen Roboter, die im automatisierten Lager emsig hin- und herflitzen und dabei scheinbar zufällig und vor allem unermüdlich die 6.000 Fachbehälter umsortieren. „Das wirkt auf den ersten Blick willkürlich, ist aber ein selbstlernendes System“, erklärt Product- und Salesmanager Pascal Miguet. „Wird zum Beispiel jeden Tag eine große Anzahl bestimmter Steckverbinder bestellt, werden die automatisch weiter oben platziert. Das ist eine große Investition gewesen, ist aber für Kleinteile genial. Viele Unternehmen verwenden Paternoster-Systeme. Die sind jedoch sehr hoch gebaut. Unser System ist platzsparend und wie ein Würfel geformt. Die Roboter nehmen die Kisten auf und versetzen sie ständig an den gerade besten Ort. So landen die nötigen Artikel innerhalb von Sekunden beim Packer.“ Vor einigen Jahren hat Sommer Cable das „AutoStore“-Robotik-Lager aufbauen lassen, doch schon jetzt denkt man über eine Erweiterung nach.
Dabei hat das Unternehmen bei null angefangen. SOMMER-CABLE-Geschäftsführer Rainer Blanck, der zuvor mit Friedhelm Sommer das Maschinenbau-Robotik-Unternehmen Sommer-automatic leitete, und Pascal Miguet lernten sich bei einem Konzert kennen und entschieden, eine Kabelfirma zu gründen. „Mein Schreibtisch und mein Büro waren damals eher rudimentär eingerichtet und nicht für die Ewigkeit gedacht, weil man mit einer schnellen Erweiterung gerechnet hat. Ich erinnere mich noch: Die erste Produktion stand damals in der Ecke auf Paletten, etwa fünf Kilometer Kabel. Rainer fragte: ‚Bist du sicher, dass wir das alles verkauft bekommen?‘ Nach zehn Minuten war alles abverkauft.“
Eigenentwicklungen
SOMMER CABLE legt Wert darauf, sich von anderen Unternehmen zu unterscheiden. „Viele Unternehmen sind lediglich Distributoren, die ihr Produkt bei einem Hersteller fertigen lassen“, sagt Miguet. „Wir entwickeln Steckverbinder und Kabel selbst und übernehmen auch das Marketing.“ Produkte zu entwickeln liegt Pascal Miguet als gelerntem Produktzeichner im Blut. Sein Vater, der als externer Berater ebenfalls Produkte für SOMMER CABLE entwirft, arbeitete als Konstruktionsleiter in einem Rüstungsunternehmen. Miguet zeigt in seinem Büro einige seiner Produktskizzen, darunter einen Klinkenstecker, der sich zwischen gerade und abgewinkelt umklappen lässt. Schon die Skizze verrät, wie gründlich man bei SOMMER CABLE über jede Einzelheit eines neuen Produktes nachdenkt. Der Blick für das Detail, Effizienz und Erfahrung gelten als wichtige Komponenten des Erfolges. „Ein Unternehmen wie wir lebt von der Qualitat der Kabelwerker“, erläutert Pascal Miguet und zieht einen Vergleich. „Das ist wie bei einem Bäcker. Auch in einem alten Ofen lasst sich leckeres Brot backen. Ein erfahrener Kabelwerker hat ein Gespür dafür, was mit dem Kabel passiert, wenn es aufgeschirmt wird. Dazu kommt die Mess- technik, die während der Produktion dafür sorgt, dass sich das Kabel innerhalb der Toleranzen befindet.“
Neben dem Standort in Straubenhardt mit seinen rund 60 Mitarbeitern ist SOMMER CABLE an einem Werk in Italien beteiligt. „Dort werden die besten Hybrid-Leitungen produziert“, erklärt Miguet. In Deutschland nutzt man außerdem ein Werk im fränkischen Großhabersdorf, wo, so Miguet, „die kleinen Leitungen“ produziert werden. In einem weiteren Werk im Elsass findet die Kabelkonfektion „im großen Stil“ statt. Insgesamt sind derzeit knapp 90 Mitarbeiter bei SOMMER CABLE angestellt. Auch in Asien engagiert man sich. „Seit kurzem haben wir ein Joint-Venture in China – nicht etwa, um besonders günstig zu fertigen, sondern um Produkte kurzfristig in größeren Mengen produzieren zu können, wenn zusätzliche Großaufträge hereinkommen. In Asien verwenden wir die gleichen Maschinen und Rohstoffe. Selbst unsere Mitarbeiter können den Unterschied nicht erkennen. Wir missbrauchen nicht asiatische Produzenten, um den Markt zu sättigen, sondern um neue Produkte zu fertigen und auch, um unsere Qualität auf dem asiatischen und amerikanischen Markt anbieten zu können.“ Das sei von Deutschland aus schwierig. Hierzulande fänden sich schlicht nicht genügend Mitarbeiter, denn die Konkurrenz von Automobil- und Rüstungsindustrie ist hoch. Dadurch muss das Unternehmen mit einer vergleichsweise hohen Mitarbeiterfluktuation kämpfen. „Zur Abhilfe arbeiten wir soweit wie möglich mit hochentwickelten Maschinen.“
Das zeigt sich beim Rundgang durch die Produktionsräume. Der führt durch endlose Lagerreihen und Verpackungsräume in die Kabelkonfektion. Hier gehören vor allem Roboter zur Kabelkonfektionierung zu den Maschinen, die die Abläufe erleichtern. „Ein Steckverbinder-Hersteller wollte uns ein System für 86.000 US-Dollar verkaufen. Das war so groß wie ein Tisch und hat nicht funktioniert. Unser Maschinenbau-Spezialist Friedhelm Sommer hat dann in zwei Nächten selbst ein System gebaut, für gerade mal 5.000 Euro.“ Drei der kompakten Roboter sind in Straubenhardt im Einsatz.
Bei der Vermarktung der Produkte verzichtet man bei SOMMER CABLE komplett auf Außendienstler. „Wer einen Katalog bestellt, bekommt automatisch nicht nur den Katalog, sondern auch eine Preisliste und Muster-Exemplare“, sagt Miguet. „Das ist günstiger und schneller, als auf eigene Vertriebsleute zu setzen. Wir sind auch sehr kulant bei Garantieregelungen und legen großen Wert auf einen guten Kontakt zu unseren Kunden. Wir verkaufen nicht nur ein Produkt, sondern ein Paket aus Entwicklung, Qualität und Mentalität der Mitarbeiter.“ [11426]