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Kamerafrau und Kameradozentin aus Köln

Drei Fragen an Carina Neubohn

In der Rubrik “Drei Fragen an” stellen wir in jedem Heft eine Filmschaffende oder einen Filmschaffenden mit drei kurzen Fragen zu Arbeitsschwerpunkt, beruflichem Engagement und Freizeit vor! In unserer Ausgabe 9.2020 beantwortete Carina Neubohn die Drei Fragen. Sie hat uns verraten, was Surfen ihr bedeutet.

Foto: Cihan Imret

1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?

Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass sie mir die Möglichkeit bietet, zwei Leidenschaften miteinander zu verbinden. Neben der Arbeit als Kamerafrau für dokumentarische und szenische Projekte bin ich auch in der Kamera-Lehre tätig.

Während meines Studiums an der Filmakademie Baden- Württemberg legte ich meinen Fokus auf die dokumentarische Kameraarbeit. Mir ist wichtig, individuelle Geschichten ganz unterschiedlicher Menschen im Kontext ihrer kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Themen zu erzählen. Ganz besonders steht dabei für mich die Arbeit mit Licht im Vordergrund. Gerade beim Dokumentarfilm gibt es oft nicht die Möglichkeit, mit großen Lichtaufbauten zu arbeiten. Hier heißt es, unter den gegebenen Bedingungen schnell Orte und Räume zu analysieren und mit reflektierenden und absorbierenden Flächen ein ausdrucksstarkes Bild zu gestalten.

Meine Arbeit im Lichtdepartment diverser Spielfilmproduktionen hat mich dabei sehr in der Wahrnehmung von Licht geschult. Oberbeleuchter:innen und Kameraleute bei der Lichtsetzung zu beobachten und die Ideen anschließend selbst umzusetzen, hilft mir heute, meine eigenen Projekte kreativ zu leuchten. Auch künftig möchte ich diese Erfahrungen in spannenden szenischen und dokumentarischen Projekten einsetzen und weiterentwickeln.

Seit 2017 arbeite ich als Kameradozentin an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Der Austausch mit den Studierenden ist unglaublich bereichernd. Anders als an den bekannten deutschen Filmhochschulen bewerben sich die Studierenden der KHM nicht auf eine bestimmte Fachrichtung. Der eigene Fokus entwickelt sich im Laufe des Studiums und ermöglicht einen freieren Zugang zum filmischen Erzählen und der Bildgestaltung. Ich führe die kamerainteressierten Studierenden im Grundstudium an die Arbeit hinter der Kamera heran. Der Wissenstand, den die Studierenden mitbringen, ist sehr breit gefächert. Zu erkennen, wer welche Unterstützung und welche Herausforderungen braucht und die Entwicklung der Studierenden zu erleben, sie in ihr eigenes Berufsleben zu begleiten, macht mir unglaublichen Spaß. Dabei stoßen wir auch immer wieder auf Herausforderungen. Die Coronakrise zwang uns beispielsweise im letzten Semester, den 16-mm-Analogfilm über den digitalen Weg zu lehren. Ein schwieriges Unterfangen, ist doch das Herz der Filmlehre die praktische Arbeit.

Neben meiner Lehrtätigkeit beschäftige ich mich zudem wissenschaftlich mit der Entwicklung von Bildkonzepten unter dem Einfluss der neuen Medien. Sowohl in der Theorie als auch durch meine Kameraarbeit erforsche ich, wie die Bildsprache des Kinos auf unsere heutigen Sehgewohnheiten eingeht.

2. Bist du in einem Verband aktiv?

Ich bin Mitglied des Netzwerks der Cinematographinnen. Das ist eine 2017 gegründete Zusammenkunft von Bildgestalterinnen im deutschsprachigen Raum mit dem Ziel, für mehr Sichtbarkeit der Kamerafrauen in der Branche zu sorgen. Nach wie vor gibt es im Markt ein Ungleichgewicht bei der Besetzung wichtiger Schlüsselpositionen im Team, so auch hinter der Kamera. Regelmäßige Veranstaltungen und Workshops sorgen für einen intensiven Austausch und etablieren ein starkes Netzwerk. Mein Anliegen ist es, diese Bewegung auch auf die Lehre zu übertragen. An der KHM sind wir drei Kamerafrauen und ein Kameramann, die für die Lehre der Bildgestaltung verantwortlich sind. Der Frauenanteil der Studierenden, die mit dem Gedanken spielen, sich mehr auf die Bildgestaltung zu konzentrieren, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Es ist wichtig, mit den gängigen Klischees der Kamerafrau aufzuräumen, die angeblich mangels technischen Verständnisses oder Durchsetzungsvermögens nicht für den Beruf geeignet ist – um nur zwei Beispiele zu nennen.

3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?

Über die Jahre hat Sport einen immer wichtigeren Stellenwert in meinem Leben eingenommen, daran ist meine Arbeit als Kamerafrau nicht ganz unschuldig. Als junger Mensch hält man sich für unbesiegbar, doch die körperliche Überlastung lässt nicht lange auf sich warten. Somit begann ich, regelmäßig Sport zu treiben. Und wer hätte es gedacht: Mittlerweile liebe ich es. Es hilft mir nicht nur körperlich, sondern spendet mir auch wertvolle Zeit für mich selbst. Dabei ziehe ich die Natur ganz klar dem Fitnessstudio vor, egal zu welcher Jahreszeit und bei welchem Wetter. Ich jogge, mache Freeletics und Yoga und nutze meine Reisen zum Wellenreiten. Surfen ist ein sehr meditativer Sport und hat mich von meiner Angst vor tiefen Gewässern geheilt. Ich hoffe sehr, das ich auch dieses Jahr noch einmal die Möglichkeit habe, mich aufs Brett zu stellen. Grundsätzlich bin ich sofort glücklich, wenn ich meiner Neugier nachgeben, in Bewegung bleiben und in der Natur sein kann.  [13256]


Sie arbeiten an der Kamera, am Tonmischpult, im Szenenbild oder einem anderen technischen Gewerk? Dann beantworten Sie doch auch unsere drei Fragen und stellen sich der Branche vor.


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