In unserer Rubrik „Drei Fragen“ stellen wir in jedem Heft eine Filmschaffende oder einen Filmschaffenden mit drei Fragen zu Arbeitsschwerpunkt, beruflichem Engagement und Freizeit vor. Im Heft 5.2024 hat uns Christine Zupfer, Editorin aus Köln, erzählt, was ihre Tätigkeit als Teil des „Supervisoren-Teams“ bedeutet und wie sie Eiche rustikal bekämpft.
1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?
Ich bin als Editorin seit 2002 beim Westdeutschen Rundfunk in Köln angestellt – wobei es den Begriff „Editorin“ im WDR offiziell gar nicht mehr gibt. Wir sind alle als Cutterin beziehungsweise Cutter angestellt, aber in der täglichen Arbeit verschwimmen die Grenzen, weil es in einem so großen Sender sehr unterschiedliche Aufgaben im Bereich Schnitt gibt. Mein Werdegang in unserem Haus ist recht typisch: von der Cutterin in der Aktualität zu Beginn meiner Laufbahn über den Schnitt von Magazinbeiträgen und Kurzreportagen bis hin zum Langformat. Mittlerweile arbeite ich hauptsächlich für die Langformate, in meiner Abteilung im WDR, der Postproduktion, nennt sich das „der Featurebereich“. Ich schneide Dokumentationen, investigative Filme oder längere Reportagen, im Grunde alles, was länger ist als 15 Minuten.
Filme machen ist Teamarbeit, und ich sehe mich als festen Teil dieses Teams, ich darf zusammen mit den Autorinnen und Autoren die Geschichte erzählen: Wie bauen wir die Dramaturgie, welchen Rhythmus geben wir dem Film und wie können wir unsere Protagonisten miteinander verweben, dass der Film trägt und die gewünschte Geschichte erzählt wird? Der Film entsteht zu einem ganz großen Teil bei uns am Schneidetisch, hier kommen alle Einzelteile zusammen, alle Bilder, alle Töne, und jedes noch so kleine Einzelteil dient der Geschichte. Wie ein Puzzle setzt sich nach und nach das gesamte Bild zusammen, und ich finde es wunderbar, den Film in seiner Entstehung zu formen und zu unterstützen, so gut ich kann. Da wir im WDR mittlerweile in der Eigenproduktion aus- schließlich im non-fiktionalen Bereich tätig sind, habe ich es bei meinen Protagonisten immer mit echten Menschen und mit ihren echten Geschichten zu tun. Ich versuche dabei immer, im Sinne meiner Protagonisten zu arbeiten, denn sie erzählen uns einen Teil ihres Lebens. Die Arbeit mit diesem Material erfordert viel Fingerspitzengefühl und Sorgfalt.
Zurzeit schneide ich an einer mehrteiligen Serie für die ARD Mediathek, die erst 2025 veröffentlicht wird. Deshalb darf ich das Thema auch noch nicht verraten. Ein solcher zeitlicher Vorlauf ist für uns eigentlich eher ungewöhnlich, auch die Features werden in unserem Haus normalerweise recht nah am Sende- beziehungsweise Veröffentlichungsdatum geschnitten. Seit ein paar Jahren bin ich neben meiner Tätigkeit als Editorin auch Teil des „Supervisoren-Teams“. Dieses Team soll unter anderem als Bindeglied zwischen Redaktion und Produktion dienen: Wir sind bei Produktionsvorbesprechungen dabei, versuchen in den Vorplanungen die Sicht beziehungsweise die Wünsche des Schnitts mit einzubringen oder Beratungen zu einem Look der jeweiligen Produktion zu geben. Außerdem vertreten wir die Sicht der Editoren, wenn es um neue Workflows oder neue Anschaffungen geht. Natürlich ist das Team auch Ansprechpartner für alle Kolleginnen und Kollegen bei Fragen aller Art.
2. Bist du in einem Verband aktiv?
Bisher habe ich diesen Schritt noch nicht gemacht. Allerdings bin ich schon mehrere Male von freien Kollegen auf einen Beitritt zum Bundesverband Filmschnitt Editor e.V. (BFS) angesprochen worden – wahrscheinlich muss ich mich damit noch einmal näher befassen.
3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?
Wenn ich nicht arbeite, versuche ich, den Kopf irgendwie frei zu bekommen. Das funktioniert ganz gut, wenn ich handwerkliche Dinge tue. So habe ich in letzter Zeit an- gefangen, alte Möbel aufzuhübschen. Mein letztes Projekt dieser Art waren zwei alte Kinosessel, die ich abgeschliffen und neu lackiert habe. Außerdem haben die Polsterflächen einen neuen Bezug bekommen und jetzt stehen diese beiden Stühle mit neuem Glanz in meiner Wohnung. Sie sind nach wie vor sehr bequem, sehen jetzt aber einen Tick besser aus, als mit dem Eiche-rustikal-Charme, den sie vorher hatten. [15436]