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Senior Colorist aus München

Drei Fragen an Florian „Utsi“ Martin 

Florian Martin, in der Branche besser bekannt als “Utsi”, arbeitet als Senior Colorist bei ARRI in München. Er hat uns im Heft 7–8.2022 verraten, warum es ihn nach der Arbeit ins Freie zieht und wo er von alten Verfahren und Methoden lernt.
Florian Martin in einem Gradingstudio
Foto: ARRI

1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?

Für mich geht es jeden Tag in der Arbeit um das beste Bild für Kino und Fernsehen – und wie man dieses kreativ erzeugen kann. Natürlich ist das beste Bild abhängig von Geschmack, Kultur, Geschichten, Formaten, Präsentationstechnologien, Betrachtungsumgebungen und Gefühlen, die man vielleicht im Zuschauer erzeugen will. Darum ist es für mich wichtig, immer das richtige Tool-Set zu haben, um all diese besten Bilder, die es in unseren Köpfen gibt, gestalten zu können. Das gilt für mich sowohl in der Kamera wie auch in der Post-Produktion. Richtige Kreativität entsteht oftmals in den Randbereichen des Tool-Sets, dort wo man vielleicht schon mit eingeschränkten Voraussetzungen arbeitet. Diese Randbereiche zu finden, das ist, wieso ich gerne arbeite.

Im Grading ist es mir wichtig, nicht einen Stil zu haben, sondern den Geschichten und den Visionen der Kameraleute gerecht zu werden. Ich will nicht einen Stil haben, den ich dann auf jedes Projekt gleich drauflege. Ich will nicht, dass man sofort erkennt, dass das Grading von mir ist. Als Colorist schaue ich mir ein Bild an und erforsche alles, was einem gefällt, und alles, was einem nicht gefällt. Es geht dann eigentlich darum, das, was einem nicht gefällt, so zu ändern, dass es einem danach natürlich gefällt. Ich finde es wahnsinnig spannend, neue Methoden zu entwickeln und neue Wege zu gehen. Dabei ist es mir immer wichtig, alte Methoden und Verfahren anzuschauen und nicht zu vergessen und sie dann so weit wie möglich ins Digitale zu bringen. Ich finde es immer noch spannend, die Eigenschaften des Film-Negativs zu ergründen und natürlich die Prozesse, die damit verbunden waren. Es gibt nicht den Negativ-Filmlook, vielmehr besteht der Look von Negativ-Film aus vielen verschiedenen Facetten: angefangen natürlich von der Emulsion, der Körnigkeit, dem Print, der Projektion, dem Kopierwerk und seinen Chemikalien. Film hat sich wahnsinnig verändert in seiner langen Geschichte. Noch gibt es Film, aber wie sieht das in ein paar Jahren aus? Aber die Reise der analogen Bildeffekte geht weiter. Momentan arbeite ich daran, analoge Effekte von Objektiven so weit wie möglich ins Digitale zu übersetzen.

Ein guter Tag in der Arbeit ist für mich, wenn ich etwas Neues gelernt habe. Und das passiert oft, wenn man nicht einer Meinung ist über zum Beispiel ein Grading, aber trotzdem dem Gegenüber richtig zuhört und diese andere Meinung zu verstehen versucht. Das macht den Job eines Coloristen so spannend, dass ich nicht allein etwas mache, sondern vielmehr im Team, mit Kamera und Regie, ein Grading erarbeite. Ich will meinen Geschmack und meine Erfahrung gerne einbringen und nicht einfach Wünsche abarbeiten.

2. Bist du in einem Verband aktiv?

Leider nein. Ich finde einen Verband wichtig, da er es er- möglicht, Ideen, Methoden und Verfahren mit anderen zu teilen, und somit entstehen wieder neue Ideen. Es sollte einen viel engeren Austausch von Coloristinnen und Coloristen und Kameraleuten geben. Jeden Tag stehen wir vor neuen Themen, mit denen wir uns beschäftigen, und jeder geht mit einem neuen Thema anders um. Nur durch den Austausch können Standards gesetzt werden. Was dem sicherlich im Wege steht, ist, dass man gerne seine „Secret Ingredients“ für sich behalten will, damit man am Markt nicht austauschbar wird.

3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?

Mir ist am wichtigsten, an der frischen Luft zu sein. Ich sitze meist den ganzen Tag in einem stockdunklen Kino. Also mag ich Sport: Ich gehe Laufen, fahre Rad, gehe Schwimmen, spiele Basketball, gehe Bouldern (viel zu oft drinnen), gehe Wellenreiten, wenn ich es im Sommer an den Atlantik schaffe, oder Snowboarden, wenn es noch echten Schnee vom Himmel gibt. Aber auch andere kreative Hobbies sind mir wichtig. Ich habe während der Corona-Pandemie wieder angefangen, Klavier zu spielen, und eine weitere Leidenschaft nicht austauschbar wird. der letzten Jahre ist für mich das Kochen geworden. [15225]

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