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Camera Trainee aus Berlin

Drei Fragen an Jonas Jehle

In unserer Rubrik „Drei Fragen“ stellen wir in jedem Heft eine Filmschaffende oder einen Filmschaffenden mit drei Fragen zu Arbeitsschwerpunkt, beruflichem Engagement und Freizeit vor. Für die Ausgabe 9.2024 hat uns Jonas Jehle, Camera Trainee aus Berlin, verraten, warum für ihn das Visuelle die schönste Form der Gestaltung ist und was ihn am menschlichen Geist fasziniert. 

Camera Trainee Jonas Jehle mit Kamera an einem Filmset
Foto: Robbie Ryan

 1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?

Ich erinnere mich noch an den Respekt, den ich spürte, als mir der Rektor meiner Hochschule während einer langen Autofahrt von sich erzählte – eine Geschichte voll gelebter Intention und bescheidener Akzeptanz. Seitdem heißt leben für mich schaffen. Bedeutung schaffen, Empathie schaffen, Geschichten schaffen. Als schönste Form dieses Schaffens habe ich das Visuelle für mich entdeckt: Ich liebe es, wenn eine lichtgemalte Bildfolge eine Stimmung erzeugt und Emotionen in den Zuschauenden weckt.

Die Kunst der Bildgestaltung lernte ich bei den Dozierenden der HdM Stuttgart und der NFS Leeds, denen ich nicht dankbar genug sein kann, dass sie die Lehraufgabe angenommen und mir einen Teil ihrer Erfahrung mitgegeben haben. Beim ARRI Rental in Berlin vertiefte ich meine handwerklichen Fähigkeiten und überwand als Camera Prep­ Technician die Berührungsängste mit der Kameratechnik. Dem Team aus hervorragenden und einfühlsamen Mentoren verdanke ich wesentlich mehr als nur mein Fachwissen, Selbstvertrauen und die Möglichkeit hier in Berlin einen Platz für mich zu finden. Sie gaben mir die Chance unsere Branche kennenzulernen und eine allen gemeinsame Begeisterung zu entdecken: Praktische technische Lösungen für komplexe kreative Probleme zu finden.

Heute als Camera Trainee spüre ich diese Begeisterung an vielen Sets, auch wenn sie manchmal unter der vom Set-Leben verlangten Abgebrühtheit versteckt liegt. Die kollektive Euphorie eines gelungenen Schusses, eines starken Lichtverhältnisses oder einer kreativen technischen Konstruktion sind meine Motivation gemeinsam einen Rahmen zu schaffen, damit Regieführende und Schauspielende ihre beste Arbeit abliefern können.

2. Bist du in einem Verband aktiv?

Im letzten Jahr habe ich vermehrt die Chance bekommen, als angehender Bildgestalter wunderbare Projekte zu unterstützen. Dabei fällt mir immer wieder auf, wie die Zusammenarbeit am Set und das miteinander Schaffen für viele den Reiz dieses Lebensstils ausmacht – etwas, das in absehbarer Zukunft keine noch so fortschrittliche Technologie oder Software ersetzen kann. Aber trotz meiner fehlenden Weitsicht aus jahrzehntelanger Erfahrung spüre ich auch, dass die Branche wieder einmal eine Veränderung durchlebt. Neben der Politik und den Gewohnheiten der Konsumierenden ist es an den kommenden Generationen von Filmschaffenden, ihren Arbeitsplatz zu schützen und anzupassen. Hier will auch ich die richtigen Impulse geben, habe dafür aber noch keinen Verband für mich entdeckt.

3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?

Geschichten sind schon immer der Kern meiner Interessen. Ich finde es erstaunlich, dass wir die Gabe haben, uns das Nicht-Existierende vorzustellen. Während des Studiums hatte ich eine Philosophie-Phase, die mein Denken nachhaltig prägte und mir durch Kierkegaard, Camus und Frankl einige meiner Komfortfilme von Malick, Wenders und Tarkovski neu erschloss. Und was wäre diese Leidenschaft für Geschichten ohne hervorragende Fantasy- und Science-Fiction-Literatur!

Was für mich dank meiner Eltern schon als Kind mit den Herr-der-Ringe-Büchern begann, ist heute herangewachsen zu einem brennenden Interesse an fiktiven Welten und ihren Charakteren. Dürfte ich mir ein Traumprojekt wünschen, wäre es ein Fantasy-Genrefilm. Weil der Inhalt unserer Geschichten menschlich und damit grundlegend derselbe ist, aber die Erzählform stark variieren kann, suche ich immer nach guten Geschichten die, hervorragend erzählt sind. Gaming ist für mich eine unglaubliche Quelle der Inspiration, bei „Witcher“, „Last of Us“ und „Baldurs Gate“ kann die Tiefe von Charakteren und Spielwelt nur als Beispiel dienen, wie viel Empathie ein Team von Kunst- schaffenden erzeugen kann.

Bei all meiner Liebe zu fiktionalen Geschichten muss ich noch anerkennen, dass sie immer ihren Ursprung in unserer Realität haben. Deshalb ist für mich ein möglichst authentisches Reisen, ein Austausch zwischen Kulturen und das präsente Erleben der Natur Teil dieser Arbeit. Visuell Arbeiten heißt für mich beobachten, wahrnehmen und innehalten – Ich bin immer wieder fasziniert, wie vielfältig und überraschend sich Licht verhalten kann. [15466]


Sie möchten auch unsere Drei Fragen beantworten? Dann füllen Sie hier online den Fragebogen aus!


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