In jeder Ausgabe stellen wir unsere “Drei Fragen” an Filmschaffende aus allen Gewerken. Im Heft 5.2020 erzählte uns Lisa Zoe Geretschläger, Editorin aus Wien, wie sie sich im Österreichischen Verband Film- und Videoschnitt engagiert und was sie unternimmt, um von der Arbeit abzuschalten.
1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?
Ich bin selbstständige Editorin und arbeite hauptsächlich an Langspielfilmen und Dokumentarfilmen. Gerade in Fertigstellung ist der 119 Minuten lange Kino-Spielfilm „Me, We“ unter der Regie von David Clay Diaz. Produziert wird er von Coop99. Der Film erzählt von vier Österreicher*innen, die auf unterschiedliche Weise mit der sogenannten Flüchtlingskrise konfrontiert sind. Davor habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Sebastian Longariva den 94-Minüter „LOVECUT“ unter der Regie von Iliana Estañol und Johanna Lietha montiert. Dort geht es um sechs Wiener Jugendliche und wie sie mit Identität, Liebe und Sexualität in einer vom Internetzeitalter geprägten, schnelllebigen Gesellschaft umgehen. Im Jänner feierte der Film seine Weltpremiere beim Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken, wo Iliana Estañol und Johanna Lietha mit dem Film auch den Fritz-Raff-Drehbuchpreis für Bestes Drehbuch gewonnen haben. Der letzte Dokumentarfilm, den ich geschnitten habe, war „Das erste Jahrhundert des Walter Arlen“ (91 Minuten, Regie: Stephanus Domanig, Produktion: Plaesion Film) über den in Wien geborenen und von den Nazis vertriebenen Komponisten Walter Arlen. Momentan schneide ich unter der Regie von Sybille Bauer einen Kurz-Essay-Film. Denn zwischen Langfilmprojekten arbeite ich auch sehr gerne an anderen kürzeren Formaten, zum Beispiel an Musikvideos wie „Gimme“ in 5K oder Virtual-Reality beziehungsweise 360-Grad-Filme für die Produktionsfirma vrisch.
2. Bist du in einem Verband aktiv?
Ja, ich bin seit 2013 Mitglied und nun auch im Vorstand des aea – Österreichischer Verband Film- und Videoschnitt. Mit meinem Kollegen Christoph Loidl war ich die letzten zwei Jahre auch beim Filmplus-Festival für Filmschnitt und Montagekunst in Köln. Nun heißt das Festival EDIMOTION. Dort haben wir unseren Verband beim International Film Editors Forum vertreten . Letztes Jahr waren 40 Editor*innen aus 20 Ländern dabei, und da haben wir dann auch feierlich „TEMPO – The International Federation of Film Editors Associations” gegründet. Vertreter von 12 Verbänden haben die internationale Dachorganisation ins Leben gerufen, inzwischen ist TEMPO schon zu 15 Mitgliedsverbänden angewachsen. Wir hoffen auf weiteren Zuwachs aus vielen Ländern, für einen regen Austausch!
3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?
Da ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, fällt es mir schwer, hier nicht-filmbezogene Sachen aufzulisten. Ich versuche, als Ausgleich zum vielen Sitzen, halbwegs regelmäßig Yoga zu machen. Wenn ich dazu komme, backe ich gerne oder falte Origami-Modelle und wie wohl jeder Mensch reise ich gerne! [12498]