In der Rubrik „Drei Fragen“ an stellen wir in jedem Heft eine Filmschaffende oder einen Filmschaffenden mit drei kurzen Fragen zu Arbeitsschwerpunkt, beruflichem Engagement und Freizeit vor! Dieses Mal haben wir etwas Ausgefallenes im Angebot. In der Ausgabe 10.2016 sprachen wir mit dem Münchener Foley Artist Michael Stancyk.
1. Was ist dein Arbeitsschwerpunkt?
Meine Hauptarbeit ist dabei das Vertonen von Menschen, Tieren und Effekten für Film und Fernsehen – ohne dabei auf Soundarchive zurückzugreifen. Schritte und Stoffbewegungen werden zum laufenden Bild nachgespielt und über diverse Mikrofone aufgenommen. Ebenso alle Aktionen, die im Film passieren. Auch die meisten Effekte werden im Geräuschstudio nachgestellt und teilweise neu erfunden. Oft werden sie mit Geräuschen aus Archiven, die der Sounddesigner anlegt, kombiniert.
Ich werde immer wieder gefragt, wozu man überhaupt Geräuschemacher braucht, wenn man doch am Set alles aufnehmen kann. Doch es gibt eine Menge Gründe für unseren Beruf: Falls zum Beispiel zu viele ungewollte Nebengeräusche im Originalton aufgenommen werden, wird die Szene synchronisiert und alles muss neu vertont werden. Auch sind die Mikrofone beim Dreh meist auf die Sprache fokussiert. Schritte sind meist zu schwach oder auch gar nicht in der Aufzeichnung zu hören. Obendrein braucht es Geräusche schon aus psychologischen Gründen, sie unterstützen einzelne Bilder, auch wenn man sie in Wirklichkeit gar nicht hören könnte. Ein klassisches Beispiel ist der Weltraum, wo ja eigentlich gar nichts zu hören ist. Ein weiterer, recht banaler Grund für unseren Beruf ist, dass Filme meist ohne Sprache ins Ausland verkauft werden, damit sie dort neu synchronisiert werden können. Dafür müssen oft die Töne auch neu gemacht werden.
Zuletzt habe ich an “Unlocked” von Michael Apted, an “Burg Schreckenstein” von Ralf Huettner, “Ray – Paradies” von Andrey Konchalovskiy und an “Der Puppenspieler” von Rainer Kaufmann gearbeitet .
2. Bist du in einem Verband aktiv?
Nein. Es gibt keinen Verband für Foley Artists, wir sind viel zu wenige. In München gibt es vielleicht vier bis fünf Geräuschemacher, in Berlin auch noch mal um die sieben, oder so. Deutschlandweit sind es unter 20, schätze ich. Und alle stehen ein wenig in Konkurrenz zueinander. Wir arbeiten hauptsächlich mit Sounddesignern zusammen, die haben aber auch keinen eigenen Verband. Leute wie ich könnten wohl im Verband Deutscher Tonmeister VDT oder in der Berufsvereinigung Filmton BVFT unterkommen, aber das hat sich einfach nie ergeben. Ein paar Münchner Geräuschemacher treffe ich immer wieder mal privat, wir haben da eine Art Stammtisch angefangen, da geht es aber nur streckenweise um Arbeit. Das ist aber eine ganz lockere Angelegenheit, die immer von dem organisiert wird, der als erster wieder Lust auf ein Treffen hat.
Allerdings ist die Frage mit den Verbänden schon wichtig, denn wir alle merken, dass das Programm immer straffer wird in den letzten Jahren. Es ist klar zu erkennen, dass wir immer mehr Arbeit in immer kürzerer Zeit schaffen sollen.
3. Wofür schlägt dein Herz außerhalb der Arbeit?
Ich mache gern Sport und gehe raus in die Natur. Ich halte mich fit mit Fußball, Joggen und Radfahren – etwa drei Mal die Woche fahre ich auch mit dem Rad in die Arbeit, das sind für mich 18 Kilometer pro Strecke. Aber ich gehe auch gern Wandern oder Angeln. Im Alltag sitze ich ja den ganzen Tag im Studio, da ist das Wandern schon ein Kontrastprogramm, das ich richtig brauche ab und zu. Beim Angeln gefällt mir die Stille und die Besonnenheit, das hat was Meditatives, was auch sehr entspannt, gerade wenn man so viel mit Geräuschen zu tun hat. Doch ein gemütliches Beisammensein mit Familie oder Freunden kann da alles andere hinten anstehen lassen. [4262]