Klima- und Umweltschutz ist längst nicht nur in dokumentarischen oder fiktionalen Stoffen, sondern auch hinter der Kamera zunehmend ein Thema. Mit dem „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ wird dieses Engagement belohnt. Ab dem Frühjahr 2022 vergeben BKM und FFA zudem ein Zertifikat für besonders nachhaltige audiovisuelle Produktionen.
Um mehr Umwelt- und Klimaschutz in der Filmbranche zu fördern, haben das Bundesumweltministerium (BMU) und die „Heinz Sielmann Stiftung“ erstmals einen internationa- len Wettbewerb ausgeschrieben. Mit dem auf 20.000 Euro dotierten „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ werden Produktionsfirmen prämiert, die bei der Planung und Umsetzung von Kino- und Fernsehproduktionen Energie und Ressourcen gespart haben. „Der Krimi am Sonntag steht für große Spannung, aber auch für mehr als 100 Tonnen CO2-Ausstoß je Produktion”, erklärt Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär im BMU. „Die Filmbranche hat ein enormes Potenzial für mehr Klimaschutz und weniger Ressourcenverschwendung.
Wiederverwendbare Kulissen, optimierte Abläufe mit wenig Drehorten, Ökostrom für energieeffiziente LED-Scheinwerfer, Elektrofahrzeuge oder gar keine Autos – wir wollen zeigen, dass nachhaltige Filmproduktionen möglich sind. Mit dem Wettbewerb wollen wir einen Erfahrungsschatz schaffen, um der TV- und Filmbranche den langfristigen Umstieg auf nachhaltige Produktionen zu erleichtern.“
Für viele Bereiche der Film- und TV-Produktion gibt es inzwischen grüne Alternativen, die noch mehr Verbreitung finden sollen. Dazu gehört der Einsatz umweltschonender Techniken und erneuerbarer Energien sowie eine Beschaffung, die auf Wiederverwendung von Produkten und Recyclingprodukte setzt. Ressourcen lassen sich auch durch eine nachhaltige Ausrichtung der Prozesse einsparen, wenn bei der Auswahl von Drehorten auf kurze Transportwege geachtet wird. Um den „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ können sich ebenfalls Produktionsfirmen bewerben, die Nachhaltigkeit in Form eines bewährten Umweltmanagementsystem in ihre Unternehmenspraxis integriert haben.
Mit dieser Auszeichnung sollen zudem die übergreifenden Anstrengungen der Filmbranche unterstützt werden, verbindliche ökologische Mindeststandards für Produktionen voranzutreiben. Die Vergabe von Filmförderungsmitteln wird ab 2022 an die Einhaltung von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen geknüpft. Im neuen Filmförde- rungsgesetz (FFG), das ab dem 1. Januar 2022 in Kraft tritt, ist der Einsatz eines CO2-Rechners verbindlich vorgeschrieben. Darüber hinaus werden gemeinsam mit den Filmförderungen der Länder ökologische Mindeststandards als verbindliche Voraussetzungen für die Filmförderung eingeführt.
Für besonders nachhaltige audiovisuelle Produktionen vergeben BKM und FFA zudem künftig ein bundesweites freiwilliges Zertifikat. Mit der Erarbeitung dieses Zertifikats und der Mindeststandards hat die BKM gemeinsam mit den Länderförderern das Institut Ökopol sowie das Unternehmen KlimAktiv beauftragt, welches auf die CO2-Bilanzierung von Unternehmen und Produkten spezialisiert ist. Bei Entwicklung der Mindeststandards wird die Branchen-Expertise einbezogen. Dazu gehört die langjährige Erfahrung der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, die den Grünen Filmpass initiiert hat, als auch der grüne Arbeitskreis der MFG Baden-Württemberg.
Dieses Bündnis, dem öffentlich-rechtliche und private Sender, die Streaming-Plattform Netflix, regionale Filmförderungen sowie Produktionsunternehmen angehören, hat außerdem eine Selbstverpflichtungserklärung zur Einhaltung ökologischer Mindeststandards formuliert. Um die Energie- und Ressourcenverschwendung einzudämmen, erklären sich die Produktionen zum Beispiel dazu bereit, ihre Flugreisen sowie den Konsum von Fleisch zu verringern. Damit die Branchenvertreter mit ihrem nachhaltigen Engagement in Promotionkampagnen punkten können, haben sie ein eigenes Label entwickelt. Das „Green Motion”-Label, das die Produktionen im Abspann präsentieren können, ist allerdings kein zertifiziertes Prüfsiegel, sondern basiert auf der Selbstverpflichtung, ökologische Mindeststandards einzuhalten.
Bei der Vergabe des bundesweiten Zertifikats für besonders nachhaltige audiovisuelle Produktionen werden hingegen strengere Maßstäbe angelegt. Die Kriterien, die als Grundlage für die förderrechtlich verbindlichen ökologischen Mindeststandards dienen, werden zunächst auf ihre Praxistauglichkeit überprüft. Zu diesem Zweck ist im Juli 2021 ein sogenanntes Reallabor gestartet worden, an dem audiovisuelle Produktionen teilnehmen, die für die Kino-, Festival-, TV- und Streamingauswertung konzipiert sind. Das Ziel ist, verschiedene Herstellungsbedingungen im Reallabor abzubilden und die Nachhaltigkeitskriterien in sämtlichen Phasen der Produktion von der Planung bis zur Postproduktion zu überprüfen. Die Erprobungsphase läuft voraussichtlich bis Februar 2022. Die Ergebnisse, welche die wissenschaftliche Basis für die ökologischen Mindeststandards und das Zertifikat bilden, werden im Frühjahr 2022 erwartet. Der „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen” wird erstmalig am 10. Februar 2022 zum Auftakt der Berlinale im BMU verliehen. [14958]