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BVK-Umfrage zu Altersdiskriminierung bei Kameraleuten

Erfahrung unerwünscht?

In regelmäßigen Vorstößen versucht die Politik, das Regelrenteneintrittsalter weiter hinauszuschieben. Doch wie sieht es überhaupt bei der Beschäftigungslage von älteren Kameraleuten aus? Diesem Problemfeld hat sich der Berufsverband Kinematografie (BVK) in einer Umfrage unter den Mitgliedern gewidmet.

Straßenschild "Achtung Senioren"
Foto: Hans Albrecht Lusznat

Ob Altersdiskriminierung für die Mitglieder des Berufsverbands Kinematographie ein Problem darstellt, hat eine Arbeitsgruppe des BVK in einer Umfrage herauszufinden versucht. Fast die Hälfte der 600 Mitglieder haben auf dem Fragebogen geantwortet und so zu einer belastbaren Erhebung der Stimmungslage in dieser Berufssparte beigetragen.

Für Freiberufler beiderlei Geschlechts ist Altersdiskriminierung immer mit einer existenziellen Bedrohung verknüpft, denn finden freiberuflich Tätige auf Grund des fortgeschrittenen Alters keine Arbeit mehr, dann droht trotz Vorsorge Altersarmut. Freiberufler haben keinen Kündigungsschutz und tragen das volle unternehmerische Risiko, werden aber in der Regel nicht in dem Maß entlohnt, dass sich entsprechende Rücklagen auch für ein vorzeitiges Renteneintrittsalter bilden lassen. Wer schon ab Mitte 50 nicht mehr genügend beschäftigt wird, für den fühlt sich deshalb jede Verschiebung des Regelrenteneintrittsalters wie Enteignung an.

Das Beste hinter sich?

Laut Umfrage des BVK glaubt fast die Hälfte aller Teilnehmer, dass sie ab dem 50. Lebensjahr ihr Karriere-Hoch bereits hinter sich haben. Bei der Gruppe der 60- bis 70-Jährigen sind es schon 86 Prozent und ab 70 Jahren kann man von 100 Prozent sprechen, denn in diesem Alter ist regelmäßiges Arbeiten in der Filmindustrie nur noch ganz wenigen möglich.

Ein Drittel unter den befragten Verbandmitglieder ist schon einmal auf Grund des Alters diskriminiert worden, fast die Hälfte hat schon einmal bei der Arbeit einen Fall von Altersdiskriminierung gegenüber anderen erlebt. Die Altersverteilung der Teilnehmer an der Umfrage entsprach weitgehend der Struktur im Verband. Der BVK ist der Berufsverband der DoPs, und weil man nur selten in jungen Jahren technische Chefin oder technischer Chef eines Filmprojektes wird, sind die aktiven Jahre in dieser Position hauptsächlich auf die Altersgruppe 40 bis 60 Jahre begrenzt. In dieser Altersgruppe befindet sich auch mehr als die Hälfte der Verbandsmitglieder. Diese knappe aktive Zeit muss ausreichen, um für das Alter vorzusorgen.

63 Prozent der Befragten geben an, dass sie manchmal Angst vor den Auswirkungen des Älterwerdens im Beruf haben. 50 Prozent haben sich nicht genügend für ihr Alter abgesichert und 61 Prozent befürchten mit zunehmendem Alter selbst diskriminiert zu werden. Freiberufliche Tätigkeit zwingt auch zu Diversifikation. Wer keine Arbeit im eigentlichen Berufsfeld hat, sucht die beschäftigungslosen Zeiten mit anderen, oft verwandten Erwerbstätigkeiten zu füllen. Fast ein Viertel der Befragten hat daher ein zweites Standbein, wobei die Spanne von der Lehrtätigkeit an Hochschulen und Bildungseinrichtungen bis zum Cateringbetrieb reicht. 19 Prozent der Befragten ist in der glücklichen Lage, durch Vermögen so abgesichert zu sein, dass die freiberufliche Arbeit kein Existenzrisiko darstellt.

Soziales Risiko

Filmschaffende müssen sich darüber im Klaren sein, dass die freiberufliche Tätigkeit im Laufe des Arbeitslebens ihren Tribut fordert und dass sie mit den Folgen der physischen und psychischen Arbeitsbelastung wegen ihrer Freiberuflichkeit am Ende alleine dastehen werden. Mit 67 Prozent findet eine deutliche Mehrheit der Befragten, dass die Risiken der freiberuflichen Arbeit finanziell durch die Höhe der Gage nicht genügend abgesichert wird und 44 Prozent fühlen die freiberufliche Beschäftigung im Laufe des Berufslebens als Belastung.

Für gut ein Drittel stellt sich die Beschäftigungssituation als gut bis sehr gut dar, während mehr als die Hälfte die Beschäftigungssituation als schwierig einschätzt. Deutlich mehr als ein Viertel der Befragten spielt ernsthaft mit dem Gedanken, den Beruf zu wechseln.

Inzwischen haben sich die ungünstigen Arbeitsbedingungen bei der Filmproduktion herumgesprochen – der allgemein beklagte Fachkräftemangel ist eine Auswirkung davon, auch wenn im Bereich der Kamera immer ein Überangebot an Arbeitskräften geherrscht hat. Allen Versuchen in der Politik, die Rentenproblematik auf Kosten der aktiven Beitragszahler durch noch längere Lebensarbeitszeiten zu lösen, müssen auch die Filmschaffenden einen Riegel vorschieben. [15463]

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