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Ausbildung für Film

Film studieren

Bis Anfang der 1960er Jahre gab es in Westdeutschland zwar eine Filmindustrie, die in den 1950erJahren sogarrecht viel produzierte, aber Film konnte man nicht studieren. Die Filmschaffenden in den mehr technischen Gewerken erfuhren ihre Ausbildung fast ausschließlich in der Praxis. Über jahrelang ausgeübte Assistenzen arbeitete man sich stufenweise nach oben, oft auch nach einer vorher absolvierten Lehre.

Christoph Wahl ist DP mit Steadicam-Qualifikation, hier bei 11/2 Ritter
Christoph Wahl ist DP mit Steadicam-Qualifikation, hier bei 11/2 Ritter (Til Schweiger, DE 2009). (Bild: Sat 1/Archiv Wahl/nh)

Kameraleute lernten da vorher Fotograf oder Filmkopienfertiger oder beides, Elektrikergesellen oder -meister wurden Beleuchter – Wege, die auch heute noch gangbar und nicht unbedingt weniger empfehlenswert als ein Studium sind. Beim damals noch vergleichsweise kleinen und ausschließlich öffentlich-rechtlichen Fernsehen arbeiteten in den gestaltenden Positionen an der Kamera in 35-Millimeter Aufnahmetechnik – von aktuellen Nachrichten bis Fernsehspiellichtsetzende Kameraleute aus dem noch starken Kinowochenschau- und dem Spielfilmbereich, bei der Studiokamera hatte der lichtsetzende Chefkameramann (damals wirklich so gut wie immer ein »Mann«) meist einen Filmhintergrund, weitere Kameraleute, Assistenten und Tonleute wurden überwiegend senderintern ausgebildet. Die Leute in der Studio- und Sendetechnik waren in der Regel Ingenieure, im Schnitt überwog wie beim Spielfilm der Weg über Assistenzen.

Film als Studium

Das erste Filmstudium Westdeutschlands war eher künstlerisch-handwerklich ausgerichtet und existierte nur wenige Jahre. 1962 war an der Ulmer Hochschule für Gestaltung die Filmabteilung gegründet worden, 1968 sparte die Landesregierung Baden-Württembergs sie schon wieder ein. Aus ihr gingen aber Filmemacher wie Jeanine Meerapfel, Reinhard Kahn oder Michel Leiner hervor, die sich über die Zeit hinaus einen Namen gemacht haben.

Größere Filmhochschulen

Die ersten größeren Filmhochschulen mit einem nennenswerten Produktionsbudget und technischer Ausstattung einigermaßen nach dem Stand der Zeit waren in Westdeutschland die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, 1966 gegründet, und ab 1967 die Hochschule für Fernsehen und Film in München. Die Münchner HFF brachte bald Regisseure hervor, die im »Neuen Deutschen Film« bekannt wurden. Die DFFB nahm in den ersten Jahren vorzugsweise etwas ältere Studenten auf, die schon Berufs- oder künstlerische Erfahrung aus anderen Bereichen hatten, und verstand ihre Ausbildung eher als eine zum Filmemacher unabhängig von Industriezwängen.

Heute haben beide Schulen Spezial-Studiengänge für Kamera, Produktion und andere und sind sehr professionalisiert. Die schon 1954 gegründete heutige HFF »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg (anfangs hieß sie Deutsche Hochschule für Filmkunst) bildete auf hohem Niveau am Haupt-Filmstandort der DDR, wo auch die Defa-Studios ansässig waren, bis 1990 fast ausschließlich und stark spezialisiert für die staatlich kontrollierte Filmproduktion des Landes aus. Sie ist auch heute noch eigentlich die einzige Hochschule, an der so gut wie alle Filmgewerke gelehrt werden, von Drehbuch und Regie über Kamera, Ton, Musik bis zu Szenenbild (das bei ihr Szenografie heißt), Schauspiel und Schnitt.

In Österreich rekrutiert sich seit 1952 ein Teil des profesionellen Filmnachwuchses aus Absolventen des Filmstudiengangs der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Schweizer Filmaspiranten studieren oft in Deutschland oder an einer der hochprofessionellen Schulen Frankreichs. In Bozen, Südtirol, kann man sich an der eher dokumentarisch orientierten Zelig auf Regie, Kamera oder Schnitt spezialisieren.

Immer mehr Standorte

Die heutige Vielzahl von deutschen Filmhochschul-Standorten bildete sich in den 1980er und ’90er Jahren heraus. In Ludwigsburg entstand mit der Filmakademie Baden-Württemberg eine der heute größten und professionellsten Filmschulen, in Hamburg, initiiert von Hark Bohm, das Aufbaustudium Film, das später in die heutige Hamburg Media School überging. Die Kunsthochschule für Medien in Köln führt einerseits das Erbe der früheren, stark künstlerisch orientierten Kölner Werkkunstschule fort, ist aber ebenso dem Filmemachen im größeren Team in Spitzentechnik verschrieben. Zweite Kölner Gründung war 2000 die Internationale Filmschule Köln.

Film an Kunsthochschulen

Filmausbildungen und Filmklassen wie jene an der Berliner Universität der Künste (vormals: HDK), der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, der Kunstuniversiät Kassel, der Zürcher Hochschule für Gestaltung oder der Kunstuniversität Linz existieren zum Teil genauso lang wie die oben schon genannten großen Filmhochschulen im deutschsprachigen Raum. Ihr Ausgangspunkt ist aber der künstlerische, auch wenn so mancher heute im »normalen« professionellen Bereich Erfolgreiche an ihnen begann, wie etwa Fatih Akin an der HFBK in Hamburg.

Fach- und Spezialhochschulen…

Auf »Kamera« oder Fotografie spezialisierte Fachhochschulen wie die Fachhochschule Dortmund, die Kölner Fachhochschule oder die Berliner SFOF (heute weitergeführt als Beuth Hochschule) bildeten und bilden hochqualifizierte Kameraassistenten aus, die für später alles Rüstzeug für den Director of Photography mitbringen. Beim Ton kommen viele heutigeTonmeister von Ton- und Musik Fachhochschulen wie zum Beispiel der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule oder den SAE-Instituten in verschiedenen Städten.

Insgesamt gibt es in unserem Verbreitungsgebiet gut 30 Fachhochschulen oder Akademien in diverser Trägerschaft, die in dieser oder jener Form für Berufe ausbilden, die mit Bewegtbild zu tun haben. Wir haben etliche davon auf den folgenden Seiten aufgelistet.

Aufnahmebedingungen

Ein mehrgliedriges Aufnahmeverfahren ist bei so gut wie allen Hochschulen und Akademien zu durchlaufen. Bei den großen staatlichen Hochschulen muss man mit einem Verhältnis von 100:1 zwischen Bewerbern und Aufgenommenen rechnen, etwas weniger Bewerberansturm haben naturgemäß kostenpflichtige privatwirtschaftlich organisierte Institute. Viele Hochschulen erwarten vor dem eigentlichen Aufnahmeverfahren einen selber erstellten Kurzfilm und ein absolviertes Praktikum in einer Filmproduktionsfirma oder bei einem Technik-Dienstleister. Mehrere Bewerbungsanläufe sind fast die Regel.

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