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Roundtable auf der cineConference

Filmtechnikstandort Bayern – Gegenwart und Zukunft

Die erste Ausgabe der cineConference statt beschäftigte sich unter anderem mit dem Thema „Filmtechnikstandort Bayern: Gegenwart und Zukunft“, das bei einem von Film & TV Kamera moderierten Panel diskutiert wurde. 

Die Gesprächsrunde bei der cineConference
Foto: Medientage München

Stichwort Metadaten: Wie funktioniert hier die firmenübergreifende Zusammenarbeit? Ist in dem Zusammenhang der Standort München ein Vorteil?
Anna Piffl: Wir stellen als kleines mittelständisches Unternehmen in Ottobrunn mit 26 Leuten Objektive für den weltweiten Markt her. Das ist natürlich eine Herausforderung und für uns ist es sehr interessant, an einem Standort wie München zu sein, wo im Prinzip die gesamte Produktionskette abgebildet werden kann. Für uns ist das sehr interessant und ich glaube, die Zusammenarbeit kann man auf jeden Fall noch vertiefen.

Um mit 26 Leuten Produkte herzustellen, muss man diese 26 Leute erst mal haben, sie müssen irgendwo wohnen und bezahlbare Mieten haben. Wie ist das hier am Standort?
Anna Piffl:
München ist ein sehr interessanter Standort und eine sehr attraktive Stadt zum Leben und Arbeiten. Einerseits ist es sehr schön, dass hier High-Tech-Unternehmen ansiedeln, aber es hat natürlich auch den Effekt, dass die Lebenshaltungskosten steigen. Als produzierendes Unternehmen ist es für uns auch wichtig, die richtigen Fachkräfte zu haben und dafür zu sorgen, dass sie hier in München auch leben können. Wir arbeiten sehr viel damit, dass wir im Unternehmen weiterbilden.

Ambient Recording produziert auch vor Ort. Steht das Unternehmen vor ähnlichen Problemen?
Yannic Hieber: Tatsächlich suchen wir zwar auch Leute, die mal eine Hardware löten, aber natürlich auch Software- entwickler! Dafür ist München klar ein Mega-Standort. Jetzt haben sich hier natürlich die Großen hier angesiedelt, Google, Amazon, die mit um Entwickler konkurrieren. Von daher ist es auf jeden Fall herausfordernd, aber München ist als Standort für die Filmtechnik immer noch richtig gut.

Yannic Hieber und Anna Piffl
Yannic Hieber und Anna Piffl (Foto: Medientage München)

Ich komme eigentlich aus einem Start-up, wo ich mit Kollegen eine Software entwickelt habe, wo die Script Supervisor am Set auf einem iPad inhaltliche Metadaten eintragen können, die sich dann im Schnittprogramm auslesen lassen. Also fällt der ganze Papier-Workflow weg. In der Entwicklung hat uns immer so ein bisschen der Kniff gefehlt, wie wir die Kamera-Metadaten auslesen könnten, und da sind wir durch dieses Münchener Netzwerk auf Ambient Recording gestoßen und auch mit ARRI haben wir zusammengearbeitet. Das die erste Kamera, bei der wir das Auslesen der Metadaten implementiert haben. Das Schöne ist, wie ich finde, dass wir eigentlich alles, was man braucht, hier in München haben.


Die Teilnehmer

Yannic Hieber
Head of Marketing, Ambient Recording

Anna Piffl
Geschäftsführerin P+S Technik

Peter Slansky
Professor Abteilung II – Technik, Hochschule für Fernsehen und Film München

Markus Zeiler
Vorstand, ARRI Arnold & Richter Cine Technik GmbH & Co. Betriebs KG


Markus Zeiler: Wir hatten uns mal die Frage gestellt, ob wir die Steigerung am Nachfragemarkt in den nächsten Jahren mit unserem Personal abdecken können oder ob wir auch entsprechend Leute einstellen könnten. Trotz der großen Unternehmen, die jetzt in den Münchner Raum kommen, sehen wir, dass unsere Branche äußerst attraktiv ist. Jeder weiß, dass wegen der großen Streaming-Anbieter viel gedreht wird und somit auch die Zukunftsprognose äußerst positiv ist. Es gibt noch junge Ingenieure, die sich bei uns bewerben und wir bilden auch selber aus.

Wird aus Ihrer Sicht genug am Standort München produziert?
Markus Zeiler:
Ich sehe das etwas skeptisch. Vor fünf Jahren war wirklich Ebbe in München, was die Produktion anging. Jetzt sind die Studios wieder gefüllt, aber die Dynamik anderer Metropolen der Filmbranche gibt es hier nicht. In Berlin passiert viel mehr, als es jetzt aktuell in München der Fall ist, und ich habe Sorge, dass uns irgendwann der Zug abfährt. Die Anwendung ist genauso wichtig, nicht nur die Theorie. Wir brauchen hier in München Contentproduction auf hoher Drehzahl. Es müssen ja nicht gleich die ganz großen Hollywood-Produktionen sein. Wir haben unterschiedliche Produktionen, teils auch Werbung, die im Mixed-Reality-Bereich und in LED-Volumes ihren Platz finden, und das macht es wieder spannend, dass alle hier vor Ort zusammenarbeiten können.

Peter Slansky und Markus Zeiler
Peter Slansky (rechts) und Markus Zeiler (Foto: Medientage München)

Peter Slansky: Aber die quantitative Betrachtung des Produktionsvolumens darf den Blick nicht darauf verstellen, das ganz anders produziert wird. Es ist eben nicht dasselbe, ob man jetzt einen Kinofilm als Einzelstück produziert oder eine Serienproduktion hat. Das ist eine ganz andere Nummer und gelingt nur, indem die gesamte Produktion durch Software noch einmal in einen digitalen Produktionsraum abgebildet wird. Das ist für uns in der Ausbildung enorm schwierig nachzuholen, weil bei uns als künstlerisch orientierte Hochschule das Einzelstück und die Ausbildung des individuellen Talents im Vordergrund stehen muss. Gleichzeitig darf man aber natürlich die jungen Leute nicht in dem Irrglauben lassen, dass das da draußen dann eine Waldorfschule ist und und man dort auch dann entsprechend weitergefördert wird. Die Vernetzung der Produktion, auch die Brüche, die in dem Moment passieren, wo ich auf Virtual Production umstelle, sind noch nicht bewältigt. Das Zusammenspiel von Hard- und Software wird noch viel intensiver werden müssen, das sage ich als Forderung an den Medientechnologiestandort München.

Wir haben alle in den letzten anderthalb Jahren erlebt, wie schnell sich unsere Arbeit drastisch verändert hat. Hat in einer Zeit, da vieles virtuell und in der Cloud stattfindet, ein Begriff wie „Standort“ überhaupt noch Bedeutung?
Peter Slansky:
Man darf nicht unterschätzen, dass es für bestimmte Prozesse den direkten unmittelbaren Kontakt zwischen Menschen braucht. Das sehen wir natürlich in der Ausbildung ganz besonders. da kann man nicht alles „ver- onlinen“ und es haben sich ganz klare Grenzen gezeigt, wo es geht und wo nicht. Gerade kreative Prozesse mit noch halbwegs offenem Ende zwischen unterschiedlichen Partnern, die unterschiedliche Perspektiven auf das gemeinsame Projekt haben, sind momentan nur bedingt virtualisierbar. Wenn wir von fiktionalen audiovisuellen Produktionen, also Serien und Spielfilm auf hohem Niveau sprechen, gibt es eben doch diesen speziellen Teamspirit, der sich im kreativen Produkt manifestiert. Alle Standorte, die in der Zukunft in der Lage sein werden, diesen kreativen Teamspirit irgendwie zu generieren, zu unterstützen, dafür ein Umfeld zu bieten, dass man nicht einfach auseinanderläuft, sondern danach sich auch in der Gastronomie wohlfühlt, werden da einen Vorteil haben. Das sind wichtige Faktoren und wir müssen den Spagat schaffen, dass beides miteinander zu verbinden: Verlagerung und Virtualisierung, wo es Sinn ergibt, aber in der Spitze der Produktion das behalten, was den Unterschied ausmacht, das direkte Miteinander von intelligenten, sensiblen, klugen und kreativen Menschen.
Yannic Hieber: Die Teams rücken ja auch wieder enger zusammen: Der Schnitt kommt wieder näher ans Set, weil man mit den heutigen Mitteln und mit den Metadaten einfach früher das Material zusammenfahren und schon mal Feedback geben kann.
Markus Zeiler: Und was die Gastronomie angeht, haben wir sicherlich einen Standortvorteil!

Welche Wünsche gibt es an den Filmwirtschaftsstandort München?
Anna Piffl: Ich denke, es wäre wichtig, eine Plattform oder einen Verband zu fördern, der die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen unterstützt, so dass man sich noch besser austauschen kann, wo Software und Hardware zusammenkommen können oder Optik und Optik-Metadaten.
Peter Slansky: Wir müssen über den nationalen Rahmen hinausdenken. Da ist es wiederum sehr positiv, dass wir hier zum Beispiel die cinec haben, wo wirklich die Filmtechnologiewirtschaft der Welt nach München kommt und man dann hier diesen Austausch hat. Ich habe das als jahrelanger Begleiter der cinec immer als außerordentlich befruchtend empfunden, dass dort international geredet wurde und man auf einem Rundgang sehen konnte, welche Innovationen die Branche hervorgebracht hat. Diese Präsenz ist sehr wichtig. [14996]


Hier geht es zum ersten Teil des Roundtable-Gesprächs auf der cineConference!


 

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