Ich glaube, der Konsens kann eigentlich nur sein, dass wir alle noch ziemlich viel in ziemlich kurzer Zeit lernen müssen, gerade befeuert durch die Pandemie und die Entwicklungen, die sich daraus ergeben haben.
Stefan Weßling: Stefan Weßling, ich bin DIT und ich versuche seit etwa anderthalb Jahren die Produktionen immer mal wieder anzusprechen, ob ich vielleicht zumindest mal die Shuttle Festplatten verschlüsseln darf oder beim Webgate eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einschalten soll? Denn diese Links könnte jemand auch mit einem Random Tool generieren und einfach über Batch über Nacht den Computer ausprobieren lassen und irgendwann hat er dann einen Link wo er dann Zugriff hat – außer wir haben Passwörter oder Ähnliches. Und es heißt immer: „Du machst es unnötig kompliziert, es ist doch überhaupt kein Risiko da!“ Ich tue mich irrsinnig schwer zu sensibilisieren.
Letztes Jahr hatte ich dann endlich mal den Moment, dass ich ans Set gerufen wurde. Es ging um IT-Sicherheit, ob ich da helfen könnte. Ich: „Ja! Ich darf sicher machen!“ Es ging aber darum, dass ich doch bitte bei den iPads für Viewer die Zwei-Faktor- Authentifizierung ausschalten sollte, weil die so nervt. Das ist meine Perspektive darauf. Ich sehe diese Sensibilisierung – und ich hoffe, dass ich mich stark irre, ich würde mich freuen, wenn die stattfindet – ich sehe die null! Ich durfte zuletzt selbst Hauptbackup-Festplatten nicht verschlüsseln, weil man Angst hatte, dass man dann den Schlüssel verlegt – Hauptbackup-Festplatten, die auch ganz klar in Hotelzimmern herumlagen. Darauf habe ich auch aufmerksam gemacht und wieder: „No, no way!“
Meine Frage: Gibt es irgendwelche Auswertungen, Listen, insbesondere für die deutsche Branche, Erfahrungsberichte von Firmen in der Medienbranche, die zum Beispiel vielleicht über so einen Ransomware-Angriff berichten, wo man mal einen Input hat, den man hernehmen und den Produktionsleiter:innen zeigen kann? „Hey, das Problem ist real, gib mir bitte ein bisschen Raum, es kostet ja in vielen Fällen nicht mal mehr Geld. Lass es mich ein bisschen komplexer machen. Ich mach auch eine Schulung für die Kreativen, wie sie dann ins Webgate reinkommen. Aber lass es uns ein bisschen sicherer machen!“ Gibt es da irgendwelche Inputs, irgendwelche Quellen, auf die man verweisen kann?
Josef Reidinger: Nein, Gott sei Dank gibt es keine Quellen. Wir haben zum Beispiel auch im Zuge eines Konsortiums von einem amerikanischen Bond, der Allianz und damals noch ARRI versucht, gemeinsam eine Versicherung aufzustellen, um diese Themen anzugehen. Da war der erste Schritt, Firmen oder Unternehmen zu suchen, die diese Schwierigkeiten mit Cyberangriffen hatten, aber zu der Zeit haben wir keine realen Informationen bekommen. Es würde ja auch keiner sagen, ich bin gehackt worden, die Muster sind gehackt worden.