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Neue Perspektiven, Immersion und Referee-Unterstützung

Innovation beim Supercup

Die Deutsche Fußball Liga DFL nutzt den Supercup als proprietäres Event auch dazu, Innovationen im Broadcast-Bereich in der Praxis zu testen und der Öffentlichkeit vorzustellen. Wir waren für unser Heft 10.2024 in Leverkusen dabei und haben uns umgesehen.

360-Grad-Kamera im Leverkusener Stadion
Die 360-Grad-Kamera von Softseed am Spielfeldrand (Foto: Uwe Agnes)

Unter Ultras ist der Supercup umstritten und wird deshalb in der Szene mit allerlei Schimpfworten bedacht. Folgerichtig war die Fraktion der Fahnenschwinger und Pyrotechnik-Liebhaber auf Stuttgarter wie Leverkusener Seite in der Bayarena nicht vertreten, was auf vielen Plätzen eine ungewohnt gute Sicht auf das Geschehen erlaubte. Das wiederum war absolut ansehnlich und spannend, nicht zuletzt weil beim Supercup zwei Mannschaften aufeinandertrafen, die für ihren Vorwärtsdrang bekannt sind.

Abgesehen vom seitens des Fanlagers stark bezweifelten sportlichen Wert ist der Supercup als eigene Veranstaltung der DFL, bei der die Bundesligen rechtemäßig nicht involviert sind, eine dankbare Plattform, um Innovationen in der Broadcast-Technik und neue qualitativ hochwertige Möglichkeiten der Zuschauer-Einbindung unter Praxisbedingungen zu erproben.

Closer to the Game

Hier müssen die DFL als Rechteverwerter und ihr hundertprozentiges Tochterunternehmen Sportcast als Broadcast-Produzent am Ball bleiben, denn die Bundesliga wachse in sämtlichen Bereichen, wie DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel erläuterte. Gleichzeitig stammt nur noch ein Fünftel der DFL-Einkünfte nicht aus der Vermarktung der Medienrechte. Hier, so Steffen, richte sich der Blick der DFL ganz klar auf den internationalen Markt.

Doch wer dort bestehen will, muss konstant an seinem Angebot für die Medien feilen und seine Inhalte aufwerten. Das soll unter dem Motto „Closer To The Game“ unter anderem mit neuen Kameraperspektiven geschehen, zwei aus den ankommenden Mannschaftsbussen sowie zwei weiteren aus den Kabinen der Teams.

Es wird spannend sein zu sehen, wo hier die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Auftreten der Spieler verläuft – und nicht zuletzt, wie diese Grenze sich zukünftig verschieben könnte. Fly-on-the-wall-Dokumentationen aus dem Umkreis der Nationalmannschaft gibt es ja schon ­ einige. In den Bundesligen ist die DFL im vergangenen Jahr selbst aktiv gewesen und hat eigene hochwertige Originals aus dem Abstiegskampf produziert, die im Anschluss Rechte­ inhabern wie etwa Sky zur Verfügung gestellt und dort auch gesendet wurden.


Sportcast-Geschäftsführer Alexander Günther über Innovationen beim DFL-Supercup

Sportcast nutzt bestimmte Live-Events, um innovative Technologien unter realitätsnahen Bedingungen zu erproben. Das Mindset dahinter ist, dass wir mit der Technologie, die wir einsetzen, unser Produkt natürlich immer besser machen wollen. Dabei haben wir auf der einen Seite die Herausforderung, unsere Tagesproduktion sicherzustellen. Auf der anderen Seite brauchen wir aber auch ein Umfeld, um immer wieder die Technologie insbesondere unter Livebedingungen zu testen.

Porträtfoto von Alexander Günther
Alexander Günther (Foto: Sportcast)

Um die Marktreife neuer Produkte zu fördern, haben wir ein Setup entwickelt, bei dem wir uns auf zwei Säulen stützen. Eine davon ist aus der Idee entstanden, eine eigene Messeveranstaltung zu schaffen, wo innovative Unternehmen zusammenkommen und wo ganz neue Technologien ohne Regulatorik, ohne uns einschränkende Rahmenbedingungen ausprobiert werden dürfen. Das ist die Sports Innovation. Die zweite Säule ist der Supercup, der natürlich im Rahmen eines normalen Ligabetriebs stattfindet, aber insofern die Besonderheit einer eigenen Regulatorik hat, weil es unsere eigene DFL-Veranstaltung ist. So können wir die Technologien und Produkte ausprobieren, die das Fan-Erlebnis weiter verbessern.


Mittendrin

Näher heran als mittendrin kann man schwerlich kommen und so ist es nur folgerichtig, dass die DFL konkret auch über immersive Technologien nachdenkt. In der Bayarena wurden gleich zwei unterschiedliche Anwendungen gezeigt, die technologisch beide auf Apple Vision Pro VR-Brille setzen.

Das französische Unternehmen Immersive demonstrierte, wie sich per VR-Brille Zusatzdaten zu Spiel und Spielern anzeigen lassen und wie der Benutzer über eine Steuerung mit Gesten Highlights, Wiederholungen und Hintergrundinformationen aufrufen kann. Hier scheinen jedoch die technologische Schwelle und der Bedienaufwand ein wenig hoch für den tatsächlichen Zusatznutzen.

Das Startup Softseed zielt bei seinem Ansatz mehr auf das Zuschauer-Erlebnis als auf zusätzliche Informationen zum Geschehen. Das deutsche Unternehmen entwickelte dazu das 360-Grad-Kamerasystem Plaiground, das in der Lage ist, das Spiel mit einem angesichts des technischen Aufwands geringem Zeitversatz in die Apple Vision Pro zu senden. Dazu gelangen die Signale von den Kameras via Glasfaser zu den Encodern und kommen nach der Verarbeitung der Daten 35 Sekunden später in der VR-Brille an. So entsteht eine 360-Grad-Rundumsicht vom Spielfeldrand, bei der die Latenz von gut einer halben Minute nur dann stört, wenn der Nachbar schon lautstark jubelt, während das Tor in der Brille noch gar nicht gefallen ist.

Referee im Fokus

Das Wuppertaler Unternehmen Riedel stellt ja schon seit geraumer Zeit die Kommunikationsinfrastruktur für Bundesliga-Schiedsrichter einschließlich VAR bereit. In der BayArena wurde nun ein weiteres Mal nach der Premiere bei einem Bundesligaspiel im Dezember letzten Jahres die neue Ref-Cam eingesetzt. Das System besteht aus einer am Kopf befestigten Kamera, die in ein Übertragungssystem integriert ist. Die Einheit ist mit einem Gewicht von nur 6 Gramm extrem leicht und in einer Live- und einer reinen Aufzeichnungsversion erhältlich.

 

Von Riedel entwickelte RefCam
Die von Riedel entwickelte RefCam soll Fans Einblicke in die Entscheidungsfindung von Bundesliga-Schiedsrichtern geben. (Foto: Riedel)

Das System, das in Leverkusen von Schiedsrichter Tobias Stieler getragen wurde, erlaubt es, das Spiel aus der Sicht des Schiedsrichters aus nächster Nähe zu verfolgen, soll so einen einzigartigen Blick auf das Geschehen auf dem Spielfeld bieten und die komplexen Herausforderungen aufzeigen, denen sich die Schiedsrichter bei der Leitung des Spiels stellen müssen.

Allerdings ging die RefCam beim Supercup nur im Kabinengang und während des Einlaufs der Spieler live. Das lag an der noch fehlenden Zulassung für den Spielbetrieb seitens des zuständigen International Football Association Board IFAB. In anderen Veranstaltungen bei nationalen und internationalen Ligen hat die RefCam jedoch ihre Broadcasttauglichkeit bereits unter Beweis gestellt. Bei Riedel ist man zuversichtlich, dass das System bald auch in der Bundesliga auf Sendung gehen kann. [15486]

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