Bei den Medientagen in München (21. bis 23. Oktober) hatte wir die Chance bei MEDIA WOMEN CONNECT mit unserer Ausgabe 10/2015 zu Gast zu sein. Die Lage der Kamerfrauen bei Film und TV, der wir im Heft ja ein ausführliches Special gewidmet haben, wurde auf dem Podium von Chefredakteurin Evelyn Voigt-Müller mit Caroline Rosenau und Alke Scherrmann diskutiert. Beide Kamerafrauen konnten aus ihrer Berufserfahrung von zahlreichen skurilen, aber auch positiven Erfahrungen berichten.
Es habe schon damit angefangen, dass sie als junge Frau, als sie bei einer Produktionsfirma in Stuttgart eine Praktikumsstelle antrat und äußerte, sie wolle Kamerafrau werden, zunächst mit großen Augen angeschaut wurde, berichtet Caroline Rosenau. Aber sie bekam ihre Chance und sie hat sie mit beiden Händen ergriffen! Studiert hat sie dann an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe im Bereich Medienkunst & Film. Nebenher machte sie ein Kopierwerkspraktikum, ein Gaststudium an der Hochschule der Medien, ein Praktikum im Kameraleihpark und zahlreiche Jobs für Sender und bei Kurzfilmprojekten.
Dass der Einstieg gerade als Frau oft nicht leicht ist, zeigen zwei kleine Beispiele: Einmal im Leihpark wurden Helfer für den Lichttransport angefragt. Als sie und eine andere Frau an die Rampe kamen, hieß es dann lapidar: »Wir haben nach Praktikanten gefragt, nicht nach Mädchen.« Oder der durchaus renommierte Kameramann, der verkündete: »Keine Mädchen am Set!« Oder der Realisator bei einem Dreh für den ORF, der sie nie Kamerafrau, sondern immer nur Kameramännin genannt habe. Zumindest in der Sprache ist der »Kameramann« eben immer noch das »Normale« – doch daran kann gearbeitet werden – wie der Titel des ausliegenden Hefts zeigte.
Dass die Kamera doch zu schwer sei für eine Frau, hört auch Alke Schermann häufig – wahrer wird der Satz aber auch durch die häufige Wiederholung nicht. Auch sie hat den langen Weg von der Fotografie zum Kopierwerk und der Lichtbestimmung zur Clapperloaderin und Kameraassistenz über das Studium an der HFF München hinter sich. Heute ist sie Dozentin für Filmgestaltung und Filmtechnik und Lichtsetzende Kamerafrau für Werbung & Spielfilm. Und bei den Medientagen stand sie eigentlich hinter der Kamera – und beteiligte sich quasi vom Arbeitsplatz aus an der Diskussion.
Einig waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen, dass es noch zu wenige Kamerafrauen gibt, was Evelyn Voigt-Müller in ihrer kurzen Powerpoint-Präsentation auch eindrucksvoll mit Zahlenmaterial untermauern konnte. Doch die Veränderung hat begonnen und je sichtbarer die Frauen gerade auch in diesen technischen Berufen werden, desto mehr jüngere Frauen werden sich dadurch angespornt fühlen. Und gerade aus dem Bereich der Hochschulen konnten Caroline Rosenau und Alke Scherrmann, die beide auch unterrichten, viele positive Beispiele nennen. Frau und Technik – aber sicher doch!
Und dass sich die Situation auf jeden Fall verbessern wird, wenn mehr Frauen sich vernetzen, darüber waren sich nicht nur die Kamerafrauen einig. Schon in den Interviews in der Heftausgabe war eine deutliche Unterstützung für ProQuote Regie zu spüren gewesen, die auf dem Media Women Connect erneut betont wurde.
Es war viel positive Energie zu spüren bei diesem Gespräch und ganz deutlich die Forderung nach familien- und menschenfreundlicheren Arbeitsbedingungen für alle Filmschaffenden! An manchen Stellen muss auch Sprache sich ändern und es geht darum positive Vorbilder sichtbarer zu machen und sich gegenseitig zu unterstützen. Evelyn Voigt-Müller schloss mit einem Zitat von Prof. Isabell Welpe: »Nicht die Frauen müssen sich ändern, sondern die Strukturen und die Rollenbilder: Was wir brauchen ist ein Kulturwandel!«