Stefan Laucher ist mit seiner SL Unternehmensbeteiligungsgesellschaft Eigentümer von Ludwig Kameraverleih, MBF Filmtechnik, Pharos – vormals ARRI Media – und dem IT-Unternehmen GABO. Nach einem Wirtschaftswissenschaftsstudium in Eichstätt, Leipzig und Atlanta promovierte Laucher 2004 und arbeitete für US-Banken, bevor er sich 2009 selbstständig machte.
Was hat Ihnen den Anstoß gegeben, sich unternehmerisch in der Filmbranche zu engagieren?
2009 habe ich das IT-Unternehmen GABO im Rahmen einer Nachfolgelösung übernommen und mich selbstständig gemacht. Das hat sich sehr gut entwickelt. Nach sechs, sieben Jahren habe ich mich nach weiteren interessanten Unternehmen umgeschaut, die man erwerben kann. Das war eine Lebenssituation, in der ich mich zusätzlich zum IT-Bereich engagieren wollte. Durch einen Zufall bin ich über einen gemeinsamen Bekannten auf Martin Ludwig aufmerksam geworden, der zu diesem Zeitpunkt einen Nachfolger suchte. Ich bin dann hingefahren und habe mir das angeschaut. Ich fand das Unternehmen spannend, da mich das Verleihgeschäft in den Bereichen Kino und Film reizt. Wenn Martin Ludwig Biotechnologie oder Chemie gemacht hätte, dann wäre das nichts geworden. So aber bin ich mit ihm handelseinig geworden.
Mir wurde recht schnell klar, wohin ich das Unternehmen entwickeln möchte. Ludwig war damals ein reiner Kameraverleih, aber die Kunden möchten eindeutig auch in Richtung Licht und Bühne. Aufgrund einer Empfehlung bin ich auf die MBF Filmtechnik aufmerksam geworden. Die Gesellschafter habe ich auf der cinec getroffen, sie haben signalisiert, dass sie einen Käufer suchen und wir sind handelseinig geworden. MBF hat perfekt gepasst: Das Unternehmen macht viel Licht und Bühne, hat Standorte in Frankfurt und in Hamburg, wo Ludwig nie so richtig Fuß fassen konnte. Natürlich sind solche Unternehmenskäufe immer abhängig von den Gelegenheiten und diese müssen zu den Zielen passen. So kam auch der Abschluss mit Non Stop Film Service in Warschau zustande. Viele Kunden von Ludwig möchten in Polen drehen, da es dort eine attraktive Filmförderung gibt. Die Produzenten möchten aber die gleichen Qualitätsstandards und die gleiche Technik, die sie auch aus Deutschland kennen. Somit habe ich mich entschieden, dort zu expandieren.
Dann habe ich den damaligen Inhaber Zbigniew Kula getroffen, der immer wieder in Deutschland in Frankfurt ist. Und so haben wir Non Stop dazugekauft. So kam es auch zum Erwerb der „Pharos – The Post Group“, auch wenn es ein langer Weg war. Wenn wir mit Kunden sprechen, geht es natürlich um Technik, aber immer wieder auch das Gespräch auf die Postproduktion. So hat sich das Ziel entwickelt, den Kunden alle Leistungen aus einer Hand anzubieten. Ich habe dann auf der Berlinale den Geschäfts- führer von ARRI Media, Josef Reidinger getroffen, um mit ihm über eine Kooperation zu sprechen. Er hatte mir dann gesagt, dass ARRI Media gerade verkauft wird. Das war im Februar 2020. Ich bin dann in Gespräche mit ARRI eingetreten und habe mir das Unternehmen im Detail angeschaut. ARRI hat dann ARRI Media an einen Amerikaner verkauft, was dann aber in der Folge nicht klappte, und sie sind noch einmal auf mich zugekommen. So bin ich zu ARRI Media, nunmehr Pharos, gekommen.
Zu Pharos gehört viel: der Standort in der Türkenstraße, die klassische Postproduktion in Bild und Ton, dann der Standort in der Bavaria mit Dolby Atmos und zwei Standorte in Berlin in der Auguststraße und am Hohenzollerndamm. Außerdem gibt es noch weitere Aktivitäten, beispielsweise Restaurierung, Weltvertrieb, die Softwareplattform Webgate, das Filmlager und das DCP-Geschäft. Die Bereiche sind bei der ARRI Media historisch so gewachsen. Und weil die Marke ARRI Media bei ARRI geblieben ist, heißt das Unternehmen jetzt Pharos – wie der altgriechische Leuchtturm, der den antiken Seefahrern Orientierung und Sicherheit geboten hat. Und das ist auch unser Ziel. Die Idee der Marke kam übrigens von unseren Mitarbeitern.
Man muss ja doch Kapital in die Hand nehmen, um so eine Firma zu erwerben. Wie macht man das?
Dahinter steckt schwäbische Sparsamkeit. Ich komme aus einem gutbürgerlichen Elternhaus. Meine Eltern haben mir meine Ausbildung finanziert, aber schon mit der Erwartung, dass es damit reicht. Ich war lange berufstätig und bin ein relativ sparsamer Mensch. Dadurch habe ich einen gewissen Kapitalstock aufgebaut. Das hat es mir ermöglicht, 2009 den IT-Dienstleister GABO zu kaufen. Und das lief sehr, sehr gut und dadurch hatte ich einen Kapitalstock, so dass heute die ganze Mediengruppe mit Rental und Post mir gehört. Es gibt im Hintergrund keine Finanzinvestoren oder sonstigen Finanzkonstruktionen aus dem Ausland. Es gibt auch keine Bankkredite, um die Unternehmenskäufe zu finanzieren. Das Geld, das die Unternehmen verdienen, investiere ich lieber in deren Zukunft, anstatt den Kaufpreis abzubezahlen. Für die Investitionen im Verleihbereich gibt es natürlich eine Finanzierung.
Welche Perspektiven gibt es von Ihrer Seite, die Unternehmensgruppe in Zukunft weiterzuentwickeln?
Wir sind jetzt mit dem Thema Rental und Postproduktion in Deutschland relativ gut etabliert. Nun wird hart gearbeitet, um die Unternehmen weiterhin vernünftig zu entwickeln. Wir müssen sehen, wie unser Leistungsangebot auf die Kunden wirkt und wie wir unsere Dienstleistungen schrittweise anpassen und zukünftig weiter verbessern – denn Ludwig, MBF, Non Stop und Pharos sind gewachsene Unternehmen mit einer ganz eigenen DNA.
Wenn man ein Bild verwenden möchte: Wir haben recht zügig ein tolles Haus gebaut und das gilt es nun zu gestalten und auszubauen, so dass sich die Kunden und das Team dort wohl fühlen. Zudem gibt es die Idee, in dem einen oder anderen europäischen Land zu expandieren. Ludwig gibt es ja schon in Polen und ist dort mit Non Stop gut positioniert.
Inwieweit sind Sie in die täglichen Abläufe des Unternehmens eingebunden?
Bei Ludwig Kameraverleih habe ich die Geschäftsführung selbst übernommen, als Martin Ludwig in Ruhestand ging. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen: genau die Ideen umsetzen, die ich ursprünglich hatte. Aus diesem Grund habe ich auch bei MBF die Geschäftsführung übernommen. Bei Ludwig Kameraverleih und MBF Filmtechnik ist auch Ernst Feiler, der von der UFA kommt, mit in der Geschäftsführung. Bei Pharos ist es ein anderes Modell. Josef Reisinger ist nach wie vor in der Geschäftsführung und ich habe mit Peter Gerckens einen zweiten Geschäftsführer dazugeholt. Um die Leistungen zwischen Post und Rental zu ver- zahnen, ist auch Ernst Feiler in die Geschäftsführung eingetreten.
Bei Ludwig mache ich als Geschäftsführer recht viel, bei der Pharos wirken die Geschäftsführer und ich schaue eher drauf. Mein Büro habe ich in München bei der Ludwig-Niederlassung in Trudering. Mein Ziel ist, die Entscheidungen so weit wie möglich zu delegieren. Dabei greife ich intensiv auf das Know-how der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück. Ich kenne mich nicht mit jeder Kamera und den technischen Details aus. Die grundsätzlichen strategischen Entscheidungen treffe ich jedoch in enger Abstimmung mit Ernst Feiler. Dazu zählen auch die wichtigen Investitionsentscheidungen, beispielsweise wie viele Sony VENICE oder ALEXA LF wir beschaffen. [15214]